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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Ersparnissen geliehen, und ich verfügte noch über
etwas Guthaben; ich würde damit auskommen. Mein Terminal
ließ ich in der Wohnung zurück. Es wäre nützlich
gewesen, doch es stimmt, was die Gerüchte besagen: die Polizei
kann sie aufspüren, und ich würde es Kaddus und Cruizell
durchaus zutrauen, daß sie in der betreffenden Abteilung einen
zahmen Bullen als Mittelsmann haben.
    Der Bahnhof war sehr belebt. Ich fühlte mich
einigermaßen sicher in den hohen, schallenden Hallen, umgeben
von Leuten und Geschäftigkeit. Maust wollte vom Club aus
herkommen, um sich von mir zu verabschieden; er hatte versprochen,
sich zu vergewissern, daß ihm niemand folgte. Ich hatte bis
dahin gerade noch genügend Zeit, um die Pistole in der
Gepäckaufbewahrung aufzugeben. Ich würde den Schlüssel
per Post an Kaddus schicken, vielleicht würde seine Mordlust
etwas vergehen.
    Am Schalter der Gepäckaufbewahrung stand eine lange Schlange;
ich stellte mich ungeduldig hinter einige Seekadetten. Sie
erzählten mir, daß die Verzögerung durch die
Träger verursacht worden sei, die alle Taschen und Koffer nach
Bomben absuchten; eine neue Sicherheitsmaßnahme. Ich
verließ die Schlange, um zu dem vereinbarten Treffen mit Maust
zu gehen; aber irgendwie mußte ich mich noch der Pistole
entledigen. Wirf das verdammte Ding in einen Briefkasten oder
meinetwegen in einen Mülleimer, sagte ich mir.
    Ich wartete an der Bar und nippte an etwas Harmlosem. Andauernd
sah ich zu meinem Handgelenk, bis ich mir albern vorkam. Das Terminal
war in der Wohnung. Benutze einen öffentlichen Fernsprecher,
suche eine Uhr. Maust verspätete sich.
    Es gab einen Bildschirm an der Bar, der aktuelle Berichte brachte.
Ich verdrängte das törichte Gefühl, daß ich
bereits ein gesuchter Mann war, dessen Gesicht unter Umständen
in den Nachrichten gezeigt wurde, und ließ mir die Lügen
des Tages auftischen, um mich von der Zeit abzulenken.
    Die Rückkehr des Flottenadmirals wurde erwähnt, der in
zwei Tagen eintreffen sollte. Ich sah zum Bildschirm und
lächelte nervös. Jawohl, und ihr werdet nie erfahren,
wie dicht der Mistkerl daran war, vom Himmel gepustet zu werden. Einen Moment lang kam ich mir wichtig vor, fast heldenhaft.
    Dann kam der Hammer; es war nur eine Nebenbemerkung – ein
Füller, der herausgeschnitten worden wäre, wenn die Sendung
ein paar Sekunden zu lang geraten wäre –, daß
nämlich der Admiral einen Gast mitbringen würde, einen
Botschafter der Kultur. Ich wäre fast an meinem Drink
erstickt.
    Wäre er das eigentliche Ziel meines Anschlags gewesen,
wenn ich ihn durchgeführt hätte?
    Was führte die Kultur überhaupt im Schilde? Ein
Botschafter? Die Kultur wußte alles über die Vreccilische
Wirtschaftsgemeinschaft; sie beobachtete und analysierte sie
ständig und war so weit mir ihr zufrieden, daß sie sie im
Moment in Ruhe lassen konnte. Die vreccilische Bevölkerung hatte
wenig Ahnung, wie fortschrittlich und weit verbreitet die Kultur in
Wirklichkeit war, obwohl der Hof und die Marine eine ziemlich klare
Vorstellung davon hatten. Sie reichte zumindest, um bei ihnen einen
mäßigen Verfolgungswahn auszulösen (der, wenn sie
alles gewußt hätten, bei weitem zu gering gewesen
wäre). Was hatte es mit dem Botschafter auf sich?
    Und wer steckte wirklich hinter dem Anschlag auf das Schiff? Der
Leuchtende Pfad wäre gleichgültig gegenüber dem
Schicksal eines einzelnen Fremdweltlers, angesichts der
Propagandawirkung, die der Abschuß eines Raumschiffes hatte,
doch wenn die Waffe nun nicht von ihnen stammte, sondern von einer
Gruppierung innerhalb des Hofes selbst oder von der Marine? Die VWG
hatte Probleme, soziale Probleme, politische Probleme. Vielleicht
erwogen der Präsident und seine Konsorten, die Kultur um Hilfe
zu bitten. Der Preis dafür mochte einige Veränderungen der
Art umfassen, die den korrupteren unter den Beamten als
endgültige Bedrohung ihres luxuriösen Lebensstils vorkommen
mochten.
    Scheiße, ich wußte es nicht; vielleicht war der ganze
Versuch, das Schiff fertigzumachen, nur eine Laune eines
Übergeschnappten innerhalb der Sicherheit oder der Marine, um
eine alte Scharte auszuwetzen oder die nächsten paar Sprossen
auf der Beförderungsleiter zu überspringen. Ich dachte
immer noch darüber nach, als ich durch den Lautsprecher
ausgerufen wurde.
    Ich blieb still sitzen. Dreimal wurde ich gebeten, mich bei der
Bahnhofsaufsicht zu melden. Wegen eines Telefongesprächs. Ich
redete mir ein, daß es Maust sei, der mich

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