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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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vergiß nicht die
Kurvenschüsse; ich konnte die ganze verdammte Stadt von
hier aus bombardieren). Ich könnte die Begleitfahrzeuge
abstürzen lassen und Flugzeuge und Polizeimaschinen angreifen;
ich könnte den Vreccilern den größten Schrecken
versetzen, den sie je erlebt hatten, bevor sie mich
schnappten…
    Die Schiffe befanden sich über der Stadt. Jetzt, nachdem sie
nicht mehr vom Sonnenlicht angestrahlt wurden, wirkten ihre
lasersicheren, verspiegelten Rümpfe matter. Sie sanken immer
noch; vielleicht hatten sie noch eine Höhe von fünf
Kilometern. Ich überprüfte die Pistole noch einmal.
    Vielleicht würde sie nicht funktionieren, dachte ich.
    Laserstrahlen leuchteten in dem Staub und Schmutz über der
Stadt und erzeugten dichte Lichtflecken auf hohen Wolkenfetzen. Die
Strahlen von Suchscheinwerfern verteilten und verloren sich in
demselben Dunst, während Feuerwerksgebilde aufstoben und
blinkend und funkelnd herunterfielen. Die schlanken Schiffe sanken
majestätisch ab, dem Willkommens-Lichtspektakel entgegen. Ich
ließ den Blick über den von Bäumen gesäumten
Hügelkamm schweifen; ich war allein. Eine warme Brise trug das
Dröhnen des Verkehrs auf der Promenadenstraße zu mir
herauf.
    Ich hob die Pistole und benutzte die Zielvorrichtung. Die
Formation der Schiffe erschien auf der Holoanzeige in
mittäglicher Helligkeit. Ich stellte die Vergrößerung
ein und gab meinen Befehl ein, indem ich an einem Zapfen drehte; die
Waffe richtete sich auf das Flaggschiff aus und lag mir
plötzlich unbeweglich wie ein Fels in der Hand. Ein blinkender
weißer Punkt auf dem Anzeigebild markierte genau den
Mittelpunkt des Schiffs.
    Ich blickte mich wieder um; mein Herz pochte wie wild, und meine
Hand hielt die per Feld verankerte Pistole fest umklammert. Noch
immer kam niemand, um mich an meinem Tun zu hindern. Meine Augen
brannten. Das Schiff schwebte ein paar hundert Meter über den
Regierungsgebäuden der Inneren Stadt. Die äußeren
Begleitfahrzeuge blieben an ihrem Platz; das Schiff in der Mitte, das
Flaggschiff, stattlich und wuchtig, ein Spiegel, über die
glitzernde Stadt gehalten, sank allmählich zum Großen
Platz hinunter. Die Pistole neigte sich in meiner Hand, verfolgte
seine Bahn.
    Vielleicht war der Botschafter der Kultur gar nicht an Bord des
verdammten Schiffes. Das Ganze könnte eine Inszenierung von
Besonderen Gegebenheiten sein; vielleicht war die Kultur jetzt bereit
einzugreifen, und aus Spaß hatten sie die Gehirne
veranlaßt, mich, einen Häretiker, dazu zu bewegen, den
Stein ins Rollen zu bringen. Der Botschafter der Kultur war
vielleicht nur ein Trick, für den Fall, daß ich Verdacht
schöpfen würde… Ich wußte es nicht.
    Ich betätigte den Abzug.
    Die Pistole schlug nach hinten, Licht flammte rings um mich auf.
Eine blendend grelle Linie zuckte, anscheinend ohne
Zeitverzögerung, von mir zu dem Raumschiff in zehn Kilometern
Entfernung. Irgendwo in meinem Kopf gab es eine Klangexplosion. Ich
wurde von dem Baumstumpf geworfen.
    Als ich mich wieder aufrichtete, war das Schiff abgestürzt.
Der Große Platz loderte vor Flammen und Rauch und seltsam
borstigen Zungen eines schrecklichen Blitzes; die verbliebenen
Laserstrahlen und Feuerwerksgebilde wirkten dagegen dumpf. Ich stand
zitternd da, ein Klingeln in den Ohren, und starrte auf mein Werk.
Kurzstreckenprojektile der Begleitfahrzeuge mit verspäteter
Zündung flitzten im Zickzack über dem Wrack durch die Luft
und krachten in den Boden, denn ihre Automatik war durch die
Geschwindigkeit des Plasmabolzens getäuscht worden. Ihre
Sprengköpfe explodierten mit grellem Schein zwischen den
Prachtstraßen und Gebäuden der Inneren Stadt, ein
Faustschlag auf eine Wunde.
    Der Krach der ersten Explosion knallte und dröhnte über
dem Park.
    Die Polizei- und Begleitfahrzeuge reagierten allmählich. Ich
sah die Lichter der Polizeimaschinen, die kreiselnd aus der Inneren
Stadt aufstiegen; ein Begleitflugzeug drehte langsam über den
wild flackernden Strahlen des Wracks ab.
    Ich schob die Pistole in die Tasche und rannte den Pfad hinunter
zu dem Motorrad, weg vom Rand der Böschung. Hinter den
Augenlidern, wie eingebrannt, sah ich noch immer die Lichtlinie, die
mich für einen kurzen Moment mit dem Raumschiff verbunden hatte;
in der Tat ein leuchtender Pfad, dachte ich, und fast hätte ich
gelacht. Ein leuchtender Pfad in der sanften Dunkelheit der
Seele.
    Ich raste hinunter, um mich all den anderen armen Leuten auf der
Flucht

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