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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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der
V-Bahn klettern und auf einem Zauberfahrrad zur Sonne fliegen?«
Er lächelte nachsichtig, erheitert. Ich legte die Hände auf
die seinen und entfernte sie sanft von meinen Schultern.
    »Nein; ich brauche nur das Schiff kaputtzuschießen, das
ist alles. Sie haben mir eine Pistole gegeben, mit der das
geht.« Ich zog die Waffe aus der Jackentasche. Er runzelte die
Stirn, schüttelte den Kopf, machte kurz ein verdutztes Gesicht
und lachte dann wieder.
    »Damit, mein Schatz? Ich bezweifle, daß du eine
motorisierte Sprungstelze mit diesem kleinen Ding
aufhalten…«
    »Maust, bitte glaube mir. Es geht damit. Meine Leute haben es
hergestellt, und das Schiff… Der Staat hat keine Abwehrwaffe
dagegen.«
    Maust schnaubte durch die Nase, dann nahm er mir die Pistole aus
der Hand. Ihre Lämpchen erloschen flackernd. »Wie schaltet
man sie an?« Er drehte sie in alle Richtungen um.
    »Durch Berührung; aber nur ich kann das machen. Sie
liest die genetischen Merkmale meiner Haut und erkennt, daß ich
zur Kultur gehöre. Sieh mich nicht so an, es stimmt. Schau
mal.« Ich zeigte es ihm. Ich ließ die Waffe den ersten
Teil ihres Monologs aufsagen und schaltete den kleinen Bildschirm auf
Holo. Maust untersuchte die Pistole, während ich sie in der Hand
hielt.
    »Weißt du«, sagte er nach einer Weile.
»Vielleicht ist dieses Ding ziemlich wertvoll.«
    »Nein, für jeden anderen ist es vollkommen wertlos. Es
funktioniert nur bei mir, und man kann seine Pflichttreue nicht
austricksen; es wäre sofort nicht mehr betriebsbereit.«
    »Welche erstaunliche… Treue!« sagte Maust,
während er sich setzte und mich unverwandt ansah. »Wie
hübsch in eurer ›Kultur‹ alles geordnet sein
muß. Ich habe dir nicht so richtig geglaubt, als du mir diese
Geschichte erzählt hast, wußtest du das, mein Schatz? Ich
dachte, du wollest lediglich Eindruck auf mich machen. Jetzt habe ich
das Gefühl, daß ich dir glaube.«
    Ich kauerte mich vor ihn hin, legte die Pistole auf den Tisch und
die Hände in seinen Schoß. »Dann glaube mir auch,
daß ich nicht tun kann, was sie von mir verlangen, und
daß ich in Gefahr bin; vielleicht gilt das für uns beide.
Wir müssen weg. Sofort. Heute oder morgen. Bevor sie sich etwas
anderes ausdenken, um mich dazu zu bringen, diese Tat
auszuführen.«
    Maust lächelte und zerzauste mir sanft die Haare. »So
ängstlich, was? So verzweifelt?« Er beugte sich vor und
küßte mich auf die Stirn. »Wrobbie, Wrobbie; ich kann
nicht mit dir kommen. Geh, wenn du das Gefühl hast, daß es
sein muß; aber ich kann nicht mitkommen. Begreifst du nicht,
was diese Chance für mich bedeutet? Mein ganzes Leben lang habe
ich mir so etwas gewünscht; vielleicht bekomme ich nie wieder
eine solche Gelegenheit. Ich muß bleiben, was auch geschieht.
Geh du nur; bleibe so lange weg, wie du es für nötig
hältst, und sage mir nicht, wohin du gegangen bist. Dann
können sie mich nicht aushorchen, nicht wahr? Laß
über einen Freund etwas von dir hören, wenn erst mal Gras
über die Sache gewachsen ist. Dann werden wir weitersehen.
Vielleicht kannst du zurückkommen; vielleicht habe ich meine
große Chance sowieso verpaßt, dann komme ich zu dir. Es
wird schon alles gutgehen. Wir werden uns etwas einfallen
lassen.«
    Ich ließ den Kopf in seinen Schoß fallen und
hätte am liebsten geweint. »Ich kann dich nicht
verlassen.«
    Er legte die Arme um mich, wiegte mich. »Oh, wahrscheinlich
wirst du feststellen, daß dir eine Veränderung guttut. Du
wirst überall großen Anklang finden, wohin du auch gehst,
mein Schöner. Ich muß vermutlich einen Messerkämpfer
umbringen, um dich zurückzugewinnen.«
    »Bitte, bitte komm mit mir!« Ich schluchzte in seinen
Morgenmantel.
    »Ich kann nicht, mein Schatz, es geht einfach nicht. Ich
werde dir zum Abschied winken, aber ich kann nicht
mitkommen.«
    Er hielt mich fest, während ich weinte; die Pistole lag
schweigend und gleichgültig auf dem Tisch neben ihm, umgeben von
den Resten unserer Mahlzeit.
     
    Ich brach auf. Kurz vor dem Morgengrauen kletterte ich über
die Feuerleiter der Wohnung und über zwei Mauern, wobei ich
meine Reisetasche fest umklammerte, und fuhr dann mit einem Taxi vom
General-Thetropsis-Boulevard zum Bahnhof Intercontinental…
Anschließend mußte ich einen Schienengleiter nach Bryme
und dort die V-Bahn nehmen, in der Hoffnung, einen Platz in
irgendeinem Gefährt in Richtung Außerwelt zu bekommen,
entweder im Trans- oder Inter-Verkehr. Maust hatte mir einiges von
seinen

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