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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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gehülltes Herz…
    … und rein wie ein Stern am Himmel, dachte Fropome. So rein,
und so fern. Er blickte hinauf zu einem hellen, neuen Stern am Himmel
und versuchte sich einzureden, daß sie möglicherweise
seine Liebe erwiderte.
    Der Stern bewegte sich.
    Fropome beobachtete ihn.
    Der Stern blinzelte, zog langsam seine Bahn am Himmel, sank
tiefer, wurde allmählich immer heller. Eine Sternschnuppe!
Fropome dachte sich einen Wunsch aus: Sei ein Omen, sei das
Zeichen, daß sie mich liebt! Vielleicht war es ein
Glücksstern. Er war bisher nie abergläubisch gewesen, aber
die Liebe trieb seltsame Blüten im Herzen einer Pflanze.
    Wenn er sich ihrer doch nur sicher sein könnte, dachte er,
während er die langsam fallende Sternschnuppe beobachtete. Er
war nicht ungeduldig; er hätte freudig bis in alle Ewigkeit
gewartet, wenn er nur gewußt hätte, daß sie sich
etwas aus ihm machte. Es war die Unsicherheit, die ihn peinigte und
seine Hoffnungen und Ängste auf diese quälende Weise hin
und her schwanken ließ.
    Er warf einen fast liebevollen Blick auf die Graser, die um ihn
herumtrampelten, auf der Suche nach hübschen, noch nicht
abgegrasten Plätzchen oder einem Jakbusch, um sich in ihn zu
entleeren.
    Arme, schlichte Kreaturen. Und doch in gewisser Weise
glücklich; ihr Leben drehte sich ums Essen und Schlafen, und in
ihren Köpfen mit den niedrigen Stirnen gab es keinen Platz
für Seelenpein, ihre pelzigen Brustkörbe boten keinen Raum
für ein zerbrochenes Kapillarsystem.
    Ach, wie gut es sein mußte, einen einfachen Muskel als Herz
zu haben!
    Er sah wieder zum Himmel hinauf. Die Abendsterne wirkten kalt und
ruhig, wie leidenschaftslose Augen, die ihn beobachteten. Mit
Ausnahme der Sternschnuppe, bei deren Anblick er sich zuvor etwas
gewünscht hätte.
    Er machte sich kurz Gedanken darüber, wie weise es wohl sein
mochte zu hoffen, daß sich ein Wunsch durch etwas so
Vergängliches wie eine Sternschnuppe erfüllte – selbst
wenn sie so langsam fiel, wie es bei dieser der Fall zu sein
schien.
    Oh, diese aufwühlenden, knospengleichen Gefühle! Eine so
sprößlingshafte Einfalt und Erregung! Eine so
ablegerartige Verwirrung und Unsicherheit!
    Die Sternschnuppe fiel immer noch. Sie wurde heller und heller am
Abendhimmel, sank langsam tiefer und veränderte auch ihre Farbe;
von Sonnenweiß zu Mondgelb zu Himmelsorange bis
Abenddämmerungsrot. Fropome konnte jetzt das Geräusch
hören, das sie erzeugte, ein dumpfes Raunen, wie ein starker
Wind, der reizbare Baumwipfel störte. Die rote Sternschnuppe war
nun kein einzelner Lichtpunkt mehr; sie hatte die Form einer
großen Samenschote angenommen.
    Fropome kam der Gedanke, daß es sich tatsächlich um ein
Zeichen handeln könnte. Was immer es sein mochte, es war
schließlich von den Sternen gekommen, und waren die Sterne
nicht die Samen der Ahnen, so hochgeschossen, daß sie die Erde
verließen und in den himmlischen Sphären aus kaltem Feuer
Wurzeln schlugen, alles sehend und alles wissend? Vielleicht waren
die alten Geschichten letzten Endes doch wahr, und die Götter
waren erschienen, um ihm etwas Bedeutendes mitzuteilen. Die Aufregung
übermannte ihn. Seine Kelchglieder zitterten, und auf seinen
Blättern perlte Feuchtigkeit.
    Die Schote war jetzt sehr nah. Sie neigte sich vornüber und
schien am dunkelorangefarbenen Himmel zu zögern. Die Farbe der
Schote wurde immer kräftiger, und Fropome erkannte
plötzlich, daß sie heiß war; er spürte
ihre Wärme selbst über die Entfernung von einigen
Limbuslängen.
    Es war ein ellipsenartiges Gebilde, ein wenig kleiner als er
selbst. Glitzernde Wurzeln baumelten an seinem unteren Ende, und es
glitt durch die Luft und landete mit einer Art tastenden
Bedächtigkeit auf der Wiese, ein paar Limbuslängen von ihm
entfernt.
    Fropome starrte es an, vollkommen in seinen Bann geschlagen. Er
wagte nicht, sich zu bewegen. Vielleicht handelte es sich um etwas
sehr Wichtiges. Ein Zeichen.
    Alles war still; er selbst, das murrende Gebüsch, das
wispernde Gras; sogar die Graser glotzten verdutzt.
    Die Schote bewegte sich. Ein Teil ihrer Hülle sackte in ihr
Inneres hinein und hinterließ ein Loch in dem glatten
Äußeren.
    Und ein Geschöpf kam heraus.
    Es war klein und silbern, und es bewegte sich auf etwas, das
Hinterläufe hätten sein können oder auch ein Paar
überentwickelter Wurzeln. Es ging zu einem der Graser und gab
Laute in dessen Richtung von sich. Das Tier war so überrascht,
daß es umfiel. Es lag da und starrte blinzelnd zu

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