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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Daten und Weisheiten und Analysen und statistisch
einwandfreier Verallgemeinerungen bleiben diese Dinge einzigartig und
ungewiß.«
    »Ach je«, sagte ich mit einem mitleidigen
Zungenschnalzen, »man hat es schwer als AKE. Armes Schiff, armer
Papageno.«
    »Mach dich nur lustig, kleines Vögelchen«,
entgegnete das Schiff mit einer Art gespieltem beleidigtem
Naserümpfen, »die Verantwortung trage letztendlich jedoch
immer noch ich.«
    »Ach, du bist eine alte Schwindlerin, Maschine.« Ich
grinste die Drohne an. »Du entlockst mir kein Mitleid. Du kennst
meinen Standpunkt, ich habe ihn dir geschildert.«
    »Meinst du nicht, daß wir den Ort kaputtmachen
würden? Glaubst du allen Ernstes, daß sie bereit sind
für uns? Für das, was wir mit ihnen machen würden,
selbst wenn wir die besten Absichten hätten?«
    »Bereit? Welche Rolle spielt das schon? Was bedeutet es überhaupt? Natürlich sind sie nicht
bereit dafür, natürlich werden wir den Ort kaputtmachen.
Sind sie auch nur einen Deut mehr bereit für den Dritten
Weltkrieg? Glaubst du wirklich, wir könnten den Planeten
schlimmer zurichten, als sie es zur Zeit selbst tun? Wenn sie sich
nicht gerade tatsächlich gegenseitig abschlachten, dann erfinden
sie zumindest geniale neue Wege, um sich in der Zukunft noch
wirkungsvoller massakrieren zu können, und wenn sie nicht damit beschäftigt sind, dann begehen sie Rassenmord, vom
Amazonas bis Borneo… Oder sie vergiften das Meer mit Unrat, oder
die Luft oder das Land. Sie könnten von uns kaum noch etwas
lernen, was den Vandalismus in ihrer Welt betrifft.«
    »Aber du magst sie doch trotzdem, ich meine als Menschen, wie
sie nun mal sind.«
    »Nein, du magst sie, wie sie nun mal sind«,
widersprach ich dem Schiff und deutete auf die ferngesteuerte Drohne.
»Sie entsprechen deiner Vorliebe für alles Schmutzige.
Denke nicht, ich hätte nicht jedesmal zugehört, wenn du
dich darüber ausgelassen hast, wie wir ›die ganze Galaxis
mit unserer Sterilität anstecken‹ – lautet nicht so
dein Spruch?«
    »Kann sein, daß ich diese Worte gebraucht habe«,
räumte das Schiff ein, »aber du brauchst nicht zu
denken…«
    »Oh, ich mache mir jetzt bestimmt nicht die Mühe zu
denken«, sagte ich und hievte mich von der Couch. Ich stand auf,
gähnte und reckte mich. »Wohin ist der Rest der Bande
verschwunden?«
    »Deine Gefährten sind im Begriff, sich einen
amüsanten Film anzusehen, den ich auf dem Planeten gefunden
habe.«
    »Schön«, sagte ich. »Ich will ihn mir auch
ansehen. Wo findet das Vergnügen statt?«
    Die ferngesteuerte Drohne schwebte von der Armlehne der Couch
hoch. »Folge mir.« Ich verließ den Nebenraum, in dem
wir gegessen hatten. Die Drohne drehte sich um, während sie im
Zickzack zwischen Vorhängen hindurch und um Stühle, Tische
und Pflanzen herum schwebte. Sie sah mich an. »Möchtest du
nicht mit mir reden? Ich möchte doch nur
erklären…«
    »Ich sage dir was, Schiff. Du wartest hier, und ich mache
mich auf die Socken und suche dir einen Geistlichen, dann kannst du
deine Bürde bei ihm los werden. Die Willkür geht zur
Beichte! Bestimmt ein Gedanke, für den die Zeit reif ist.«
Ich winkte einigen Leuten zu, die ich länger nicht gesehen
hatte, und stieß mit dem Fuß einige Polster aus dem Weg.
»Außerdem könntest du hier mal ein bißchen
aufräumen.«
    »Dein Wunsch ist…«, seufzte die ferngesteuerte
Drohne und hielt inne, um die Polster zu beaufsichtigen, die sich
pflichtschuldig selbst neu ordneten. Ich schritt hinunter in einen
verdunkelten, klangabgeschirmten Bereich, wo Leute vor einer
2D-Leinwand lagen oder saßen. Der Film fing gerade an. Es
handelte sich um Science Fiction, ausgerechnet; der Titel lautete
›Dark Star‹. Kurz bevor ich die Klangabschirmung
durchschritt, hörte ich noch die ferngesteuerte Drohne hinter
mir erneut vor sich hin seufzen. »Ach ja, es stimmt schon, was
man sagt. Der April ist der grausamste Monat…«

 
    2.3: Unabsichtliche Komplizenschaft
     
    Es war ungefähr eine Woche später, als ich wieder auf
den Planeten zurückgehen sollte, nach Berlin, als das Schiff
noch einmal mit mir sprechen wollte. Die Dinge gingen ihren normalen
Gang; die Willkür verbrachte ihre Zeit damit,
detaillierte Karten von allem innerhalb und außerhalb der
Sichtweite anzufertigen, amerikanische und sowjetische Satelliten
abzuhorchen und Hunderttausende von Wanzen herzustellen und auf den
Planeten hinunterzuschicken, um Druckereien und Zeitschriftenkioske
und Büchereien zu

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