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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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unser eigenes Terminal einzuschalten und sie dort
hängen zu sehen, im wirklichen Raum, weniger als eine
Mikrosekunde entfernt, leuchtend blau und weiß (oder schwarzer
Samt mit verstreuten Lichtsplittern), wobei sich ihr ausgedehntes,
unschuldiges Gesicht ständig verwandelte. Ich erinnere mich,
daß ich sie gelegentlich stundenlang betrachtete und die
trägen Wirbel des Wettermusters beobachtete, wenn wir in
Relation zu ihr stillstanden, oder die rollende Rundung der Wasser-,
Wolken- und Landmassen ansah, wenn wir uns bewegten. Sie sah
gleichzeitig gelassen und warm aus, unerreichbar und verletzlich. Die
widersprüchliche Eigenart dieser Eindrücke beängstigte
mich aus Gründen, die ich nicht schlüssig zu erklären
vermochte, und trugen zu einem dumpfen Gefühl der Besorgnis bei,
das ich von Anfang an hatte, daß nämlich dieser Ort
irgendwie der Vollkommenheit etwas zu nahe kam, daß er zu sehr
dem Lehrbuch entsprach, mehr, als es seinem eigenen Wohl
zuträglich war.
    Ich machte mir natürlich darüber meine Gedanken. Selbst
während die Willkür sich noch drehte und ihre
Geschwindigkeit verringerte und dann durch die alten Radiowellen auf
dem Weg zu ihrem Ursprung dahineilte, grübelte sie einerseits
nach und sendete andererseits Signale an den
Universal-System-Transporter Schlecht Fürs Geschäft, der sich eintausend Jahre kernwärts herumtrieb und den wir
erst ein Jahr zuvor nach einer Ruhepause und Generalüberholung
verlassen hatten. Mit wem die Schlecht sonst noch Verbindung
aufgenommen haben mag, um beim Grübeln über das Problem
behilflich zu sein, findet sich vermutlich irgendwo in den
Aufzeichnungen, aber mir erschien das nicht wichtig genug, um es
herauszusuchen. Während die Willkür anmutige
Kraftkreise um die Erde drehte und die großen Gehirne
abwägten, ob es besser sei zu kontaktieren oder lieber nicht,
waren die meisten von uns auf der Willkür emsig mit
Vorbereitungen beschäftigt.
    Während der ersten Wochen seines Aufenthaltes verhielt sich
das Schiff wie ein riesiger Schwamm, indem es jeden Schnipsel, jedes
bißchen Information aufsog, das es irgendwo auf dem Planeten
finden konnte, und jedes Tonband und jede Magnetkarte und Datei und
Diskette und jeden Mikro- und sonstigen Film und jede
Anschauungstafel und jedes Blatt Papier und jede Bildschirmanzeige
durchstöberte, alles aufzeichnete und filmte und fotografierte,
vermaß und in tabellarischen und grafischen Darstellungen
festhielt, sortierte und verglich und analysierte.
    Ein Bruchteil dieser Datenlawine (es wirkte wie ein ungeheurer
Wust, aber in Wirklichkeit war es verschwindend wenig, wie uns das
Schiff versicherte) wurde in die Köpfe derjenigen von uns
gestopft, deren physische Voraussetzungen ausreichend waren,
daß sie auf der Erde als Menschen durchgehen konnten, nachdem
sie kleinen Veränderungen unterzogen wurden. (Ich habe ein Paar
Extra-Zehen bekommen, an jedem Finger wurde ein Glied entfernt, und
meinen Ohren, der Nase und den Wangenknochen wurde eine ziemlich
durchschnittliche Form verpaßt. Das Schiff bestand
außerdem darauf, mir eine andere Gangart beizubringen.) Anfang
des Jahres 77 sprach ich fließend Deutsch und Englisch
und wußte wahrscheinlich mehr über die Geschichte und die
gegenwärtigen Verhältnisse des Planeten als die große
Mehrzahl seiner Bewohner.
    Ich kannte Dervley Linter einigermaßen gut, aber
schließlich kennt jeder ungefähr jeden auf einem Schiff
mit nur dreihundert Leuten an Bord. Wir waren gleichzeitig auf der Schlecht Fürs Geschäft gewesen, doch wir begegneten
uns erst, nachdem wir beide auf die Willkür gekommen
waren. Wir gehörten beide etwa seit der Hälfte der
Standarddienstzeit dem Kontakt an, so daß keiner von uns direkt
Neuling war. Das macht für mich den nachfolgenden Ablauf der
Handlungen doppelt rätselhaft.
    Ich war für den Januar und Februar nach London abgestellt
worden und verbrachte die Zeit damit, mich in den Museen
herumzutreiben (und Ausstellungsstücke zu betrachten, von denen
das Schiff bereits perfekte 4D-Holos besaß, ohne jene in Kisten
verpackten Kunstwerke zu Gesicht zu bekommen, die in irgendeinem
Keller oder sonstwo unzugänglich verstaut waren und von denen
das Schiff ebenfalls perfekte Holos hatte), ins Kino zu gehen (und
Filme zu sehen, von denen das Schiff natürlich astreine Kopien
hatte) und – was vielleicht bedeutender war – Konzerte,
Theater, Sportveranstaltungen und alle Arten von Versammlungen und
Kongressen zu besuchen, über die das Schiff

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