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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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wieder
hinuntergehen.«
    »Was für einen Gefallen?« fragte ich und legte
Regan und Goneril aus der Hand.
    »Nun, ich wäre Ihnen schrecklich dankbar, wenn Sie einen
Abstecher nach Paris machen könnten, bevor Sie nach Berlin
reisen…, falls es Ihnen nichts ausmacht.«
    »Es macht mir nichts aus«, sagte ich. Ich war noch nie
in Paris gewesen.
    »Oh, wunderbar.«
    »Wo liegt das Problem?«
    »Es gibt kein Problem.« Das Schiff sprach jetzt wieder
in der üblichen Form mit mir. »Ich möchte dich nur
bitten, bei Dervley Linter vorbeizuschauen. Ich glaube, du kennst
ihn, oder nicht? Nun, besuche ihn kurz, um ein wenig mit ihm zu
plaudern. Das ist alles.«
    »Mh-hm«, sagte ich.
    Ich überlegte, was das Schiff im Schilde führen mochte.
Ich hatte eine bestimmte Ahnung (die falsch war, wie sich
herausstellte). Die Willkür liebte wie jedes Schiff, das
ich innerhalb des Kontakts kennengelernt hatte, Intrigen und
Verschwörungen. Die Apparate nutzten jede Sekunde ihrer freien
Zeit, um Streiche und Possen auszuhecken; kleine geheime Pläne,
Gelegenheiten, um ausgeklügelte Listen und Tücken
anzuwenden, durch die Leute dazu gebracht wurden, dies und jenes zu
tun, dies und jenes zu sagen, sich auf diese und jene Art zu
verhalten, nur so zum Spaß. Die Willkür war eine
leidenschaftliche Kupplerin, von der festen Überzeugung
durchdrungen, daß sie genau wüßte, wer am besten zu
wem paßt, ständig bemüht, die Mannschaft so
zusammenzustellen, daß sich möglichst viele potentielle
Paare oder sonstige passende Verbindungen ergaben. Ich hatte den
Verdacht, daß sie im Augenblick wieder etwas Derartiges plante,
aus Sorge darüber, daß ich mich in der letzten Zeit nicht
sexuell betätigt hatte, und vielleicht auch beunruhigt, weil
meine letzten paar Partner weiblich gewesen waren (die Willkür war aus irgendeinem Grund eine strenge
Verfechterin der Heterosexualität).
    »Ja, es reicht, wenn du kurz mit ihm plauderst, um
herauszufinden, wie es ihm geht und so; du weißt
schon.«
    Die Drohne erhob sich von dem Sitz. Ich streckte die Hand aus und
griff nach ihr, setzte sie auf König Lear in meinem
Schoß ab, fixierte ihren Gefühlsempfangskanal mit etwas,
das wie ich hoffte, als stahlharter Blick meinerseits aufgefaßt
würde, und sagte: »Welchen Hintergedanken hast du
dabei?«
    »Überhaupt keinen!« empörte sich die Maschine.
»Ich möchte dich nur bitten, daß du Dervley einen
Besuch abstattest und deine Gedanken über die Erde mit ihm
austauschst; die deinen und die seinen, um zu einer Synthese zu
kommen, verstehst du? Ihr beide habt euch seit unserer Ankunft nicht
mehr gesehen, und ich wüßte gern, welche Vorstellungen ihr
habt… genauer gesagt, wie der Kontakt mit diesen Leuten vor sich
gehen soll, falls wir uns dazu entschließen, oder was wir sonst
tun könnten, falls wir uns dagegen entscheiden. Das ist alles.
Keine Gehirndurchleuchtung, liebe Sma.«
    »Hmm.« Ich nickte. »Na gut.«
    Ich ließ die Drohne los. Sie schwebte nach oben.
    »Ehrlich«, versicherte das Schiff, und das Aurafeld der
Drohne blitzte rosig auf vor lauter Rechtschaffenheit; »keine
Gehirndurchleuchtung.« Die Drohne machte eine ruckartige
Bewegung, mit der sie auf das Buch in meinem Schoß deutete.
»Lies du ruhig deinen König Lear, ich düse
los.«
    Ein Vogel flitzte vorbei, dicht gefolgt von einer anderen Drohne;
diejenige, mit der ich mich unterhalten hatte, jagte davon und nahm
ebenfalls die Verfolgung auf.
    Ich schüttelte den Kopf. Der Konkurrenzkampf in der
Entsorgung des Vogeldrecks war bereits im Gange. Ich sah dem Vogel
und den beiden Maschinen nach, die durch den Korridor schossen wie
die Überbleibsel eines abartigen Hundekampfes, dann vertiefte
ich mich wieder in die…
     
    VIERTE SZENE
DAS FRANZÖSISCHE LAGER. EIN ZELT
Es treten auf mit Tommeln und Fahnen Cordelia, ein Arzt,
Soldaten

 
3: Hilflos im Angesicht deiner Schönheit
     
     
    3.1: Bringe deine Dogmen in Übereinstimmung
     
    Also, die Willkür war nicht im eigentlichen Sinne
verrückt; sie verrichtete ihre Arbeit sehr ordentlich, und
soweit ich weiß, kam durch ihre Streiche nie jemand ernsthaft
zu Schaden, zumindest nicht körperlich. Aber man muß ein
bißchen auf der Hut sein bei einem Schiff, das Schneeflocken
sammelt.
    Es dürfte auf ihre Kinderstube zurückzuführen sein.
Die Will war ein Produkt einer der Fabriken des
Yinang-Orbitals im Dhass-Khree. Ich bin der Sache nachgegangen und
habe herausgefunden, daß diese Fabriken ein gutes Prozent der
einer

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