Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
Vom Netzwerk:
dem
Abheben des Moduls, dunkel und leise, hinauf in den nächtlichen
Himmel und zu dem wartenden Schiff, habe ich nur zweimal Zuflucht
genommen zu dem Vermächtnis der Kultur, der veränderten
Biologie, und kein einziges Mal zu ihren Artefakten; bis jetzt. Die
Waffe ergeht sich immer noch in weitschweifigen Erklärungen).
Ich habe ein Paradies verlassen, das mir trostlos vorkam, und es
gegen ein grausames und habgieriges System eingetauscht, brodelnd vor
Leben und Betriebsamkeit; einen Ort, an dem ich… was?… zu
finden hoffte. Ich weiß es nicht. Ich wußte es bei meinem
Aufbruch nicht, und ich weiß es jetzt immer noch nicht, obwohl
ich hier wenigstens Maust gefunden habe, und mit ihm gemeinsam
empfinde ich das Suchen nicht mehr als so einsam.
    Bis letzte Nacht schien sich das Suchen zu lohnen. Jetzt schickt
Utopia ein winziges Päckchen der Zerstörung, eine
beiläufige, zufällige Botschaft.
     
    Wo haben Kaddus und Cruizell das Ding nur aufgetrieben? Die Kultur
hütet ihre Waffen eifersüchtig, mit peinlicher
Unerbittlichkeit. Man kann keine Waffen der Kultur kaufen, zumindest
nicht von der Kultur selbst. Ich vermute allerdings, daß
manchmal dies oder jenes durchschlüpft; es ist von allem so
reichlich vorhanden in der Kultur, daß bestimmt gelegentlich
Gegenstände in die falschen Kanäle geraten. Ich
schüttete mir noch ein Glas ein, hörte der Waffe zu und
betrachtete den wäßrigen Regenzeit-Himmel über den
Dächern, Türmen, Antennen, Empfangsschüsseln und
Kuppeln der Großen Stadt. Vielleicht entglitten Waffen
häufiger dem manikürten Griff der Kultur als andere
Produkte; sie künden von Gefahr, sie sind ein Zeichen von Angst,
und sie werden nur dort gebraucht, wo die berechtigte Aussicht
besteht, daß sie verlorengehen, also müssen sie
notwendigerweise dann und wann verschwinden, als geforderter Preis
hingenommen werden.
    Das ist natürlich der Grund, weshalb sie mit Schaltkreisen
ausgestattet sind, durch die die Waffen nur von den
Kultur-Zugehörigen bedient werden können (also von
vernünftigen, gewaltlosen, defensiven Kulturisten, die natürlich eine Waffe ausschließlich zur
Selbstverteidigung einsetzen würden, wenn sie zum Beispiel von
einem vergleichsweise barbarischen Wesen bedroht würden…
oh, diese selbstzufriedene Kultur; ihr Imperialismus der
Überheblichkeit!). Diese Pistole ist ein antikes Stück; sie
ist nicht veraltet (denn das paßt nicht in das Konzept, dem die
Kultur anhängt – sie baut für die Ewigkeit), sondern
lediglich unmodern, kaum intelligenter als ein Haustier, während
die modernen Waffen der Kultur ein Empfindungsvermögen
haben.
    Die Kultur stellt wahrscheinlich nicht einmal mehr Handwaffen her.
Ich habe das gesehen, was sie Bewaffnete Begleitschutz-Drohnen
nennen, und wenn eins dieser Geräte irgendwie Leuten wie Kaddus
und Cruizell in die Hände fiele, würde es sofort Alarm
schlagen und um Hilfe rufen und außerdem seine Energien
dafür einsetzen, einen Fluchtversuch zu unternehmen, durch
Schüsse diejenigen zu verletzen oder gar zu töten, die es
benutzen oder gefangennehmen wollen, sich um ein Entkommen durch das
Unterbreiten verlockender Angebote bemühen oder zu
zerstören, wenn es befürchtete, auseinandergenommen oder
sonstwie belästigt zu werden.
    Ich trank noch mehr Jahl. Ich sah wieder auf die Uhr; Maust
hätte längst da sein müssen. Der Club schloß
immer pünktlich, wegen der Polizei. Es war den Angestellten
nicht erlaubt, nach der Arbeit mit den Kunden zu reden; er kam immer
gleich nach Hause… Ich spürte, wie Angst in mir hochstieg,
unterdrückte sie jedoch. Natürlich war alles in Ordnung mit
ihm. Es gab andere Dinge, um die ich mir Gedanken machen mußte.
Noch mehr Jahl.
    Nein, ich konnte es nicht tun. Ich hatte die Kultur verlassen,
weil sie mich langweilte, aber auch weil die sendungsbesessenen, sich
in alles einmischenden Moralapostel vom Kontakt manchmal verlangten,
daß man genau solche Dinge tat, die man bei anderen verhindern
sollte: Kriege anzetteln, Meuchelmorde verüben… die ganze
Palette aller Schlechtigkeiten… Ich hatte noch nie direkt mit
Besonderen Gegebenheiten zu tun gehabt, aber ich wußte, was
gespielt wurde (Besondere Gegebenheiten bedeutet mit anderen Worten
Schmutzige Tricks in der vielsagenden, einzigartigen Umschreibung der
Kultur). Ich weigerte mich, mit einer solchen Scheinheiligkeit zu
leben, und wählte statt dessen diese auf ehrliche Weise
selbstsüchtige und habgierige Gesellschaft, die nicht vorgab,
gut zu

Weitere Kostenlose Bücher