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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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ferngesteuerte Drohne.
    »Und natürlich stand keineswegs die Hoffnung dahinter,
ihm könnte sein neuer Zustand so sehr mißfallen, daß
er in den angestammten Schoß zurückgekrochen käme. Es
sollte auch nicht der Versuch sein, ihm durch das Leiden des
plötzlichen Menschseins einen Schock zu versetzen, während
die Eingeborenen wenigstens den Vorteil genossen, langsam in ihre
Rolle hineinzuwachsen und sich an den Gedanken zu gewöhnen. Und
es war bestimmt nicht deine Absicht, daß er sich selbst
körperliche und seelische Qualen zufügte, damit du dich
zurücklehnen und frohlocken könntest: ›Ich hab’s
dir ja gleich gesagt‹, wenn er weinend zu dir
zurückkäme und dich anflehte, ihn wieder
aufzunehmen.«
    »Nun, so war es in der Tat nicht. Du glaubst offenbar, ich
hätte Linter für meine eigenen Zwecke verändert. Das
stimmt nicht. Ich habe es getan, weil Linter danach verlangte.
Sicher, ich habe versucht, es ihm auszureden, doch als ich davon
überzeugt war, daß er es ernst meinte und daß er
wußte, was er tat und welche Auswirkungen es hatte – und
als ich nach vernünftiger Abwägung nicht zu dem eindeutigen
Schluß kommen konnte, daß er verrückt sei –,
erfüllte ich ihm seinen Wunsch.
    Ich ahnte natürlich, daß es ihm nicht unbedingt
großes Vergnügen bereiten würde, etwas so elementar
Menschenähnliches zu sein, doch ich glaubte, als wir die
Angelegenheit eingehend besprachen, seinen Worten entnehmen zu
können, daß er von vornherein kein Vergnügen
erwartete. Er wußte, daß es unangenehm sein würde,
doch er betrachtete es als eine Art Geburt, oder vielmehr
Wiedergeburt. Ich hielt es für unwahrscheinlich, daß er so
unvorbereitet auf das Erlebnis wäre und sich so sehr davon
erschüttern ließe, daß er entsprechend seiner
Genofix-Norm zurückverwandelt werden wollte, und für noch
unwahrscheinlicher, daß er noch weitergehen und sein Vorhaben,
für immer auf der Erde zu bleiben, völlig aufgeben
würde.
    Du enttäuschst mich ein wenig, Sma. Ich dachte, du
würdest mich verstehen. Der Beweggrund für den Versuch,
übertrieben gerecht und unparteiisch zu sein, ist nicht das
Streben nach Lob, dessen bin ich sicher, sondern die Hoffnung, etwas
getan zu haben, das eher ehrlich als bequem ist, deshalb sollte man
in einem solchen Fall nicht so unverblümt der üblen
Absichten verdächtigt werden. Ich hätte Linters Wunsch
abschlagen können; ich hatte darauf verweisen können,
daß mir der Gedanke Unbehagen bereitete und ich deshalb nichts
damit zu tun haben wollte. Ich hätte eine überaus
angemessene Abwehr allein mit der Begründung ästhetischer
Geschmacklosigkeit errichten können, aber ich tat es nicht.
    Es gibt drei Gründe: Erstens, ich müßte
lügen, wenn ich sagte, daß ich Linter jetzt
abstoßender oder ekelerregender fände als zuvor.
Entscheidend ist sein Gehirn; sein Intellekt und dessen Verfassung.
Physiologische Einzelheiten sind weitgehend nebensächlich.
Sicher ist sein Körper weniger leistungsfähig als zuvor,
weniger ausgeklügelt, weniger widerstandfähig, weniger
anpassungsfähig an vorgegebene Bedingungen als – sagen wir
mal – der deine, aber er lebt im Westen des zwanzigstens
Jahrhunderts, und zwar auf einem vergleichsweise bevorzugten
wirtschaftlichen Niveau; er braucht keine ausgezeichneten
Reflexe oder eine Nachtsicht wie eine Eule. Deshalb ist seine
Integrität als ein Wesen mit Bewußtsein durch die von mir
vorgenommenen Veränderungen weniger beeinflußt, als es von
vornherein schon durch die bloße Entscheidung, auf der Erde zu
bleiben, der Fall war.
    Zweitens, wenn irgend etwas Linter davon überzeugen kann,
daß wir die Guten sind, dann ist es ein anständiges und
vernünftiges Verhalten unsererseits, selbst wenn es sich nicht
auszahlen sollte. Ihn unter Druck zu setzen, nur weil er sich nicht
so verhält, wie es mir gefällt oder wie es irgend jemandem
von uns gefällt, würde bedeuten, in ihm den Gedanken nur
noch zu verstärken, daß die Erde seine Heimat, die
Menschen seine Gattung seien.
    Drittens – und dieser Grund wäre allein schon
ausreichend –, was ist unser vordringlichstes Anliegen, Sma? Was
bedeutet die Kultur? Woran glauben wir, auch wenn das kaum je
ausgesprochen wird, auch wenn es uns peinlich ist, darüber zu
reden? Gewiß geht es uns doch um die Freiheit, mehr als um
alles andere. Eine relativistische, wandelbare Art von Freiheit,
nicht gebunden an Gesetze oder einzwängende Moralvorstellungen,
aber letztendlich – schon deswegen,

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