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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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um
nicht zu sagen unwahrscheinlichen Position?«
    »Das weiß ich noch nicht so genau«, gestand Li,
»aber ich glaube, ich bringe die für diesen Posten
erforderlichen Voraussetzungen mit.«
    »Bedenke die hohe Schwelle, die du mit einem solchen Schritt
zu überwinden hast; ich zweifle nicht daran, daß
du…«
    »Als da sind Tapferkeit, Wendigkeit, Intelligenz, geschickter
Umgang mit… Frauen, ein messerscharfer Verstand und
blitzschnelle Reaktionen. Außerdem Loyalität und die
Fähigkeit zur erbarmungslosen Objektivität, wenn die
Sicherheit meines Schiffes und meiner Mannschaft auf dem Spiel
stehen. Natürlich außer wenn die Sicherheit des
Universums, wie wir es kennen, auf dem Spiel steht, in welchem Falle
ich zögernd in Betracht ziehen müßte, ein tapferes
und edles Opfer zu bringen. Sollte sich eine derartige Situation
ergeben, würde ich selbstverständlich versuchen, die
Offiziere und die Mannschaft zu retten, die unter mir Dienst tun. Ich
würde mit dem Schiff untergehen, versteht sich.«
    »Versteht sich. Nun, das ist…«
    »Warte, es gibt noch eine andere gute Eigenschaft, die ich
bis jetzt nicht erwähnt habe.«
    »Ist noch eine übrig?«
    »Sicher. Ehrgeiz.«
    »Wie dumm von mir. Natürlich.«
    »Es ist deiner Aufmerksamkeit sicher nicht entgangen,
daß bis jetzt noch niemand daran gedacht hat, Captain der Willkür zu werden.«
    »Möglicherweise ein verständliches
Versäumnis.« Jhavins, einer meiner Freunde, versetzte der
schwarzen Kugel einen gekonnten Stoß, und ich klatschte
Beifall. »Einwandfreier Schuß!«
    Li tätschelte mir die Schulter. »Hör gut
zu.«
    »Ich höre zu. Ich höre zu.«
    »Das Entscheidende ist, daß mein Bestreben, Captain zu
werden, ich meine, überhaupt auf den Gedanken zu kommen,
bedeutet, daß ich zum Captain bestimmt bin, verstehst
du?«
    »Hmm.« Jhavins schaffte eine unglaubliche Karambolage
mit einer entfernt liegenden roten Kugel.
    Li gab einen empörten Laut von sich. »Du redest mir nach
dem Mund. Ich hatte gehofft, daß zumindest du mit mir streiten
würdest. Du bist genau wie alle anderen.«
    »Ach«, sagte ich. Jhavins traf die rote Kugel, brachte
sie jedoch nur bis genau vor das Loch. Ich sah Li an. »Du willst
einen Streit? Na gut; wenn du – oder jeder andere – den
Befehl über das Schiff übernimmst, dann ist es, als ob ein
Floh die Herrschaft über einen Menschen übernimmt…
Vielleicht sogar, als ob eine Bakterie in seiner Spucke sich zum
Befehlshaber über ihn aufschwingt.«
    »Aber warum sollte es sich selbst befehligen? Wir haben es
geschaffen; es hat nicht uns geschaffen.«
    »So? Nebenbei bemerkt, wir haben es nicht gemacht;
andere Maschinen haben es gemacht… Und die haben es auch nur in
Gang gesetzt, geschaffen hat es sich weitgehend selbst. Wie dem auch
sei, du mußt weit zurückgehen – ich weiß nicht
wie viele Generation seiner Vorfahren, bevor du den letzten Computer
oder das letzte Raumschiff findest, das direkt von einem unserer
Vorfahren hergestellt worden ist. Selbst wenn dieses mythische
›Wir‹ es gebaut hätte, dann ist es immer noch
millionenmal schlauer als wir. Würdest du dir von einer Ameise
sagen lassen, was du zu tun hast?«
    »Bakterie? Floh? Ameise? Entscheide dich.«
    »Ach, verschwinde und steige von einem Berg herab, oder tu
sonst etwas, du albernes Geschöpf.«
    »Aber wir haben all das ins Leben gerufen; wenn es uns nicht
gegeben hätte…«
    »Und wer hat uns ins Leben gerufen? Sind wir aus irgendeinem
blubbernden Brei entstanden oder aus einer Steinkugel? Verdanken wir
unser Dasein einer Super-Nova? Oder dem Urknall? Welche Rolle spielt
es, wie etwas angefangen hat?«
    »Du glaubst mir nicht, daß ich es ernst meine,
wie?«
    »Eher endgültig als ernst.«
    »Warte nur ab«, sagte Li, während er aufstand und
mir mit einem wackelnden Finger drohte. »Eines Tages werde ich
Captain sein. Und dir wird es leid tun; ich hatte dich probehalber
als Wissenschaftsoffizier vorgesehen, aber jetzt kannst du von
Glück sagen, wenn du Schwester in der Krankenstation sein
darfst.«
    »Ach, hau ab, du Klugscheißer, und pinkle auf deine
Dilithium-Kristalle.«

 
5: Wenn du mich wirklich liebtest, würdest du es tun
     
     
    5.1: Ein dargebrachtes Opfer
     
    Im Anschluß daran blieb ich ein paar Wochen lang auf dem
Schiff. Nach einigen Tagen sprach es wieder mit mir. Eine Zeitlang
vergaß ich Linter vollkommen; alle auf der Willkür unterhielten sich über neue Filme oder alte Filme oder
Bücher oder über die Ereignisse in

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