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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Kambodscha oder
über Lanyares Sodel, der unterwegs war, um gegen Eritrea zu
kämpfen. Lanyares wohnte früher mal auf einer Plattform, wo
er und seine Kumpel Soldatenspiele trieben und dabei echte kinetische
Munition benutzten. Ich erinnere mich, daß ich angewidert war,
als ich davon hörte; selbst mit einer bereitstehenden
medizinischen Versorgungseinrichtung und einer kompletten Ausstattung
an Narkotika-Drüsen hörte sich das ziemlich abartig an, und
als ich erfuhr, daß sie keinerlei Maßnahmen trafen, um
ihre Köpfe zu schützen, kam ich zu dem Schluß,
daß diese Kerle verrückt sein mußten. Ihre Gehirne
konnten in der Landschaft verspritzt werden. Sie konnten sterben!
    Doch sie genossen die Angst, nehme ich an. Soviel ich weiß,
ist das bei einigen Leuten der Fall.
    Jedenfalls ließ Lanyares das Schiff wissen, daß er an
einem echten Kampf teilnehmen wollte. Das Schiff versuchte, ihm diese
fixe Idee auszureden, was ihm aber nicht gelang, also schickte es ihn
nach Äthiopien. Per Satellit blieb es ihm auf der Spur und
verfolgte ihn mit einem Aufklärungsflugkörper, bereit, ihn
jederzeit zurückzugrapschen, falls er schwer verwundet
würde. Nach einigem Hin und Her und nachdem es Lanyares
Erlaubnis eingeholt hatte, brachte das Schiff das Bild, das einer der
ihn verfolgenden Flugkörper lieferte, auf einen allgemein
zugänglichen Sendekanal, damit jedermann zusehen konnte. Das
erschien mir als eine noch größere Geschmacklosigkeit.
    Es dauerte nicht lang. Nach ungefähr zehn Tagen hatte
Lanyares die Nase voll, weil nicht viel geschah, und er ließ
sich wieder aufs Schiff zurückholen. Die Unannehmlichkeiten
störten ihn nicht, behauptete er, tatsächlich konnte man
sogar in einem masochistischen Sinn einen gewissen Gefallen daran
finden, und mit Sicherheit erschien einem danach das Leben an Bord
des Schiffes reizvoller. Aber alles andere war so entsetzlich langweilig gewesen. Eine richtig schöne
Klirr-Peng-Schlacht auf einer Plattformlandschaft, die eigens
für diesen Zweck gestaltet war, machte entschieden mehr
Spaß. Das Schiff erklärte ihm, daß er albern sei,
und verfrachtete ihn nach Rio de Janeiro, damit er wieder zu einem
guterzogenen Kulturgeier würde. Ich meine, es hätte ihn
nach Kambodscha schicken können, so verändert, daß er
kambodschanisch aussah, mitten hineingeworfen in das Gemetzel des
Jahres Null. Irgendwie hatte ich jedoch das Gefühl, daß
das nicht ganz den Wünschen Lanyares entsprach.
    Ich reiste während der Zeit, in der ich nicht auf der Willkür war, noch durch andere Gegenden
Großbritanniens, Ostdeutschlands und Österreichs. Das
Schiff versuchte es ein paar Tage lang mit mir in Pretoria, doch ich
hielt es nicht aus; wenn ich gleich zu Anfang dorthin geschickt
worden wäre, hätte es mir vielleicht nichts ausgemacht,
aber nach neun Monaten Erde waren möglicherweise sogar meine
Kultur-Nerven etwas mitgenommen, und das Land der Separaten
Entwicklung war einfach zuviel für mich. Ich erkundigte mich ein
paarmal beim Schiff nach Linter, erhielt jedoch lediglich die
nichtssagende Allzweck-Antwort Nummer 63a oder so, so daß ich
nach einer Weile nicht mehr fragte.
     
    »Was ist Schönheit?«
    »Ach Schiff, wirklich!«
    »Nein, ich meine es ernst. Wir haben hier eine
Auseinandersetzung darüber.«
    Ich stand in Frankfurt am Main auf einer
Fußgängerhängebrücke über den Fluß
und sprach über mein Terminal mit dem Schiff. Einige Leute sahen
mich im Vorbeigehen befremdet an, aber ich halte keine Lust, mir
etwas daraus zu machen.
    »Also gut. Schönheit ist etwas, das vergeht, sobald man
versucht, es zu definieren.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß du das
tatsächlich glaubst. Sei ernst.«
    »Hör zu, Schiff, ich weiß schon, worum die
Auseinandersetzung geht. Ich glaube, es gibt etwas, so schwierig es
auch zu definieren sein mag, das alles Schöne gemein hat und das
durch kein einziges anderes Wort beschrieben werden kann, ohne mehr
zu verundeutlichen als zu klären. Du glaubst, daß die
Schönheit in der Nützlichkeit liegt.«
    »Nun, mehr oder weniger.«
    »Wo ist also die Nützlichkeit der Erde?«
    »Ihre Nützlichkeit liegt darin, daß sie eine
lebendige Maschine ist. Sie zwingt die Menschen, zu agieren und zu
reagieren. Damit kommt sie den theoretischen Grenzen der
Leistungsfähigkeit eines nichtbewußten System sehr
nahe.«
    »Du hörst dich an wie Linter. Eine lebendige Maschine
– in der Tat.«
    »Linter hat nicht auf der gesamten Linie unrecht, aber er
gleicht

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