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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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bevorzugten, widmete sich die Historienmalerei dann tatsächlich den (mehr oder weniger) historischen Ereignissen – häufig aus der Antike, denn wir befinden uns im Klassizismus. Besonders bekannt ist der gut 3,30 Meter mal 4,20 Meter große Historienschinken »Der Schwur der Horatier« von Jacques-Louis David (1748–1825).
    Der Barockmaler Rembrandt hingegen entschied sich in unserem Beispiel »Die Blendung Samsons« für eine weitere Bibelgeschichte: Der Richter Samson ist ein Nasiräer, so etwas wie ein altjüdischer Fundamentalist. Er zieht seine unbesiegbare Kraft daraus, sich nicht die Haare zu schneiden. Die Philisterin Delilah betört ihn so sehr, dass er ihr nach einigem Zögern sein Geheimnis verrät. Daraufhin säbelt sie ihm die Haare ab, und ihre Komplizen schnappen sich den Hünen Samson, um ihn zu blenden. Diese Szene hält Rembrandt auf solch drastische Art in seinem Gemälde fest, dass sie vielen Kritikern zu blutrünstig war, als der Leiter des Frankfurter Städel-Museums Ludwig Justi das Bild 1905 kaufte: Man sieht darauf die mit Schere und Haarschopf davonstürmende Delilah, das spritzende Blut beim Augenausstechen, den sich verzweifelt wehrenden Samson.
    Wie viel Rembrandt Caravaggio verdankte, ist sofort erkennbar: Er verlegt das Ereignis in die Dunkelheit einer Höhle. Durch den Eingang dringt das Licht und erhellt die blutige Szene. Diese Art der Beleuchtung, weicher als bei Caravaggio, unterstreicht die unglaubliche Dramatik, die Rembrandt hier einfängt.
    Jahrelang hatten Kunstkritiker und Betrachter Rembrandts Helldunkelmalerei bei einem anderen Bild bewundert, dem sie deshalb den Titel »Die Nachtwache« gaben. Später stellte sich heraus, dass das Gemälde nur nachgedunkelt war. Ursprünglich spielte die Szene am helllichten Tag und trug den etwas umständlichen Titel »Der Hauptmann Frans BanningCocq gibt seinem Leutnant den Befehl zum Abmarsch der Bürgergarde«.
    Rembrandt hatte es im Auftrag ebendieser Amsterdamer Bürgergarde angefertigt. Bezahlt wurde nach einer damals üblichen Methode: Jeder der Abgebildeten steuerte einen Anteil bei. Und je prominenter jemand auf dem Gemälde zu sehen war, desto mehr musste er zahlen. Dass Rembrandt auch einige Leute abbildete, die nichts bezahlten, ließ die eingangs erwähnte Legende aufkommen, das Bild habe nicht gefallen. Hinzu kommt, dass die Besitzer recht ruppig mit dem Gemälde umgingen. Als es sich für den vorgesehenen Platz als zu groß erwies, schnitt man einfach ein Stück davon ab! Daher wirkt bei der angeblichen »Nachtwache«, wenn man genau hinschaut, die Bildkomposition unausgewogen.
    Turner entdeckt die (wilde) Natur
    Wir machen jetzt einen größeren Sprung und landen beim englischen Maler William Turner (1775–1851). Sicherlich war er nicht der Erste, der sich die Natur als Motiv ausgesucht hatte. Landschaftsbilder gab es schon seit der Renaissance, insbesondere Ansichten von Venedig, und auch im Barock. Aber erst die Romantik begann Anfang des 19. Jahrhunderts, die Natur mit Bedeutung aufzuladen und dem Gefühl die Oberhand über die Vernunft zu geben. Sehr schön kann man das bei einem Bild erkennen, das Sie vielleicht vor Augen haben: »Mönch am Meer« von Caspar David Friedrich (1744–1840). Die winzige Figur eines Kapuzinermönchs ist darauf zu sehen, die an einem Strand spazieren geht. Die zerrissene Wolkendecke und der stürmische Ozean fließen am Horizont ineinander. So empfanden die Romantiker: der einsame Mensch (»Mönch« kommt vom griechischen Wort für»allein«) als ein Nichts im Angesicht von Gottes gewaltiger Natur.

    William Turner ging malerisch noch einen Schritt weiter als Friedrich und wurde damit zum Wegbereiter der Moderne. Schauen Sie sich sein Gemälde »Schneesturm – Dampfer vor der Hafeneinfahrt« an. Hier ist alles in Bewegung – Wirbel, Tosen, die Formen verschwimmen in Licht und grau-braun-weißen Farben. Den schwarzen Rumpf des Schiffes ahnen wir mehr, als wir ihn sehen. Kurzum: Dieses Bild ist Gefühl, nicht genaue Naturbeobachtung. Turner warf damit über den Haufen, was die Malerei bisher ausgemacht hatte: das Bemühen um exakte Wiedergabe der Realität. Mit seinem Bild, das noch der Romantik zugerechnet wird, griff er einer Epoche voraus, die zum größten Einschnitt in der Geschichte der Malerei seit Giotto führen sollte.
    Monet entdeckt die Flüchtigkeit
    Zur Mitte des 19. Jahrhunderts erstarrte der Kunstbetrieb vor allem in seinem einstmaligen Zentrum, in Paris.

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