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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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geriet das Kino dann in die erste große Krise: Der Tonfilm wurde erfunden. »Wie konnte das zu einer Krise führen?«, wird sich mancher vielleicht fragen. Handelte es sich dabei nicht um einen technischen Fortschritt, also um eine objektive Verbesserung des Mediums? Zweifellos. Aber der Tonfilm stellte zugleich die über knapp drei Jahrzehnte entwickelte künstlerische Sprache des Films auf den Kopf. Die Schauspieler mussten plötzlich verständlich sprechen können (was vielen nicht leichtfiel) und auf ihre großen, überdeutlichen Gesten und die weit aufgerissenen Augen verzichten, die in Verbindung mit den gesprochenen Dialogen nur noch lächerlich wirkten.
    Wenn man so will, lässt sich dieser Schritt also auch als Verlust sehen: Die Bilder des Films hatten ihre Selbstständigkeit verloren. Die Produzenten und Regisseure waren fortan der Gefahr ausgesetzt, mittels Sprache zu viel von der Geschichte zu erklären, statt Bilder sprechen zu lassen. Der schon erwähnte Regisseur Alfred Hitchcock, den viele Zuschauer so bewundern und dessen erste Werke noch Stummfilme gewesen waren, weigerte sich darum zunächst, die neue Technik zu nutzen. Zwar hat er es sich später zum Glück anders überlegt, aber die kraftvolle, eigenständige Bildersprache, welche die Hitchcock-Filme auszeichnet, hat ihre Wurzeln ganz klar im Stummfilm. Im Übrigen sind es bis heute vor allem die Bilder, an die wir uns nach einem großen Film erinnern – und nur sehr selten die Dialoge der Schauspieler.
    Die nächste Krise hatte das Kino in den 1950er-Jahren zu meistern. Inzwischen war Hollywood zum Zentrum der weltweiten Filmproduktion geworden. Aber zugleich entwickelte sich in den USA das Fernsehen zum Massenmedium. Das erwies sich einerseits als praktisch, weil das Fernsehen auch Kinofilme senden konnte. Aber andererseits gab es dadurch weniger Gründe für die Menschen, das Wohnzimmer zu verlassen und ins Kino zu gehen, zumal das Fernsehen bald begann, eigene Filme – eben Fernsehfilme – zu produzieren.
    Mit dieser Konkurrenz muss das Kino bis heute leben. Sein Erfolgsrezept in diesem Wettstreit lautet: Kino muss schöner, aufregender, interessanter sein als Fernsehen. Das Breitwandformat wurde entwickelt, und die Produktionen wurden immer größer, aufwendiger und spektakulärer. Gerade weil fast alle Filme früher oder später im Fernsehen laufen oder auf DVD erhältlich sind, muss der Zuschauer das Gefühl haben, dass er den wahren Filmgenuss nur im Kino hat – durch die Macht der Bilder, der Musik, des Tons, der Effekte, die sich nur auf der großen Leinwand voll entfalten.
    Und damit wären wir schon beim nächsten Wendepunkt am Ende der 70er-Jahre. Eine neue Filmaufnahmetechnik setzte sich damals durch: die Videotechnik. Videos waren viel schneller und preiswerter zu produzieren als ein Film auf klassischem Zelluloid. Das sorgte vor allem im Musikgeschäft für Furore, sodass im Laufe der Zeit jeder Popstar zu jedem neuen Hit ein eigenes Musikvideo auf den Markt brachte. Diese Videos entwickelten rasch eine ganz eigene Ästhetik: Sie waren schnell und hart geschnitten, die Bilderfolge war dem Rhythmus der Musik angeglichen mit aufwendigen Farben und Effekten. Viele Filmregisseure übernahmen diese Ästhetik bald in ihre Arbeit, insbesondere bei Filmen, die ein junges Publikum ansprechen sollten wie Thriller, Teenager-Komödien oder Science-Fiction.
    Diese Entwicklung verstärkte sich noch mit der zunehmenden Verbreitung von Computer und Internet und den damit verbundenen technischen Möglichkeiten. Die Digitalisierung der Bilder, also ihre Produktion als Datensatz, eröffnet heute dem Regisseur und dem Produzenten ganz neue Gestaltungswege. Was zunächst nur im Bereich der Spezialeffekte von Bedeutung war, hat inzwischen die gesamte Bildersprache verändert. Die großen Kinoerfolge der vergangenen Jahre, »Harry Potter« und »Herr der Ringe«, wären ohne die Arbeit am Computer und die Erschaffung virtueller Fantasiereiche gar nicht möglich gewesen. Und das geschieht so täuschend echt, dass der Zuschauer den Unterschied zwischen realen und simulierten Bildern nicht bemerkt.
    Die Kinoindustrie hat längst begriffen, mit welchen Geschichten Kinder und Jugendliche heute groß werden – weshalb manche Filme in ihrer Bildsprache inzwischen an Computerspiele erinnern. Folgerichtig sollen Filme jetzt in 3-D-Technik dem Zuschauer einen neuartigen Bildgenuss bieten, wie James Camerons 2009 gedrehter »Avatar«. Für diesen

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