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und Nachkriegszeit, bis nach Amerika für Aufsehen sorgten (»Die Ehe der Maria Braun«, 1978; »Lili Marleen«, 1980; »Die Sehnsucht der Veronica Voss«, 1982). Fassbinder ist die große tragische Figur des deutschen Kinos: Hätte ihn sein exzessiver Lebensstil nicht bereits mit 37 Jahren in den Tod geführt, wäre er heute vielleicht einer der ganz Großen der Filmgeschichte. Andererseits wären seine Filme ohne seine kompromisslose Lebensweise und der darin zum Ausdruck kommenden Weltsicht wahrscheinlich nicht zu jenen zeitlosen Kunstwerken geworden, als die sie uns bis heute begeistern.
Unter den Regisseuren des jüngeren Hollywood-Kinos ragen folgende Namen besonders hervor: Francis Ford Coppola (*1939) und Martin Scorsese (*1942). Beide Regisseure haben die Kunst des amerikanischen Actionkinos seit den 70er-Jahren entscheidend verfeinert – und werfen mit ihren ungemein spannenden Filmen auch immer einen kritischen Blick auf die Gesellschaft. Coppola ist vor allem für seine Mafia-Trilogie »Der Pate« (ab 1972) und den Vietnam-Kriegsfilm »Apocalypse Now« (1979) berühmt. Scorsese sorgte 1976 mit seinem für diese Zeit ungewöhnlich brutalen Film »Taxi Driver« für Aufsehen. Alles, was er in jüngerer Zeit gedreht hat, ob »Gangs of New York« (2002), »Departed – Unter Feinden« (2006) oder »Shutter Island« (2010), zählt zu den besten Filmen ihrer Zeit.
In einer solchen Namensliste darf einer schließlich ganz bestimmt nicht fehlen: Steven Spielberg (*1946). Sein Weg zu einem der tonangebenden Regisseure und Produzenten des amerikanischen Films war nicht ganz einfach. Mit seinen Kassenknüllern »Der weiße Hai« (1975), »Indiana Jones« (ab 1981) oder »E. T.« (1982) sorgte er zwar für Furore, wurde aber lange Zeit gerade von deutschen Kritikern als Regisseur von effektvollen Unterhaltungsfilmen abgekanzelt. Entsprechend groß war die Aufregung, als Spielberg 1993 unmittelbar nach seinem Dinosaurier-Knaller »Jurassic Parc« das Holocaust-Drama »Schindlers Liste« ins Kino brachte. Viele bestritten Spielberg das Recht, angemessene Bilder für die Judenverfolgung in Europa finden zu wollen und zu können. Inzwischen aber ist nahezu unbestritten, dass »Schindlers Liste« eines der eindrucksvollsten, sensibelsten und im Übrigen auch filmisch stärksten Werke über die Grauen des Nationalsozialismus ist.
Zwei spannende Sonderfälle: Doku und Trick
Zwei Filmgattungen kamen bisher noch gar nicht zur Sprache, obwohl das Kino ohne sie nur halb so interessant wäre: Da ist als Erstes der Dokumentarfilm, der im Gegensatz zum Spielfilm den Anspruch hat, keine erdachte Handlung, sondern die Wirklichkeit zu zeigen – im Grunde anknüpfend an die allerersten Kurzfilme der Brüder Skladanowsky und Lumière 1895. Der Dokumentarfilm hat es aufgrund seines kommerziell geringeren Erfolgs im Kino nie leicht gehabt. Zudem kam es im 20. Jahrhundert nicht selten vor, dass er von totalitären Regimen als Propagandamittel missbraucht wurde.
In jüngerer Zeit jedoch erlebt das Genre einen ungewohnten Aufschwung: Michael Moores polemisch zugespitzte Studien über die amerikanische Gesellschaft (»Fahrenheit 9/11«, 2004) oder »Eine unbequeme Wahrheit« (2006), Al Gores Beitrag zur Klimadebatte, haben ein großes, junges Publikum erreicht.
Sonderfall Nummer zwei hatte noch nie unter mangelnder Beliebtheit zu leiden: Der Trickfilm war schon immer ein Publikumsliebling. Vor allem mit den fantasievollen Märchenfilmen Walt Disneys sind schon Generationen von amerikanischen und europäischen Kindern groß geworden. Der Trickfilm profitiert natürlich ganz besonders von den neuen technischen Möglichkeiten der Digitalisierung; man nennt ihn darum auch längst Animationsfilm, um nicht mehr den Eindruck zu erwecken, sein Basismaterial seien noch immer handgezeichnete Einzelbilder.
Seine Vormachtstellung im Trickfilmbereich hat Walt Disney in jüngerer Zeit verloren. Insbesondere die konkurrierenden Pixar Studios haben mit einer Reihe von Streifen für Furore gesorgt, die mit viel Witz und Selbstironie auch ein erwachsenes Publikum begeistern konnten. »Findet Nemo«(2003) beispielsweise zählte an den Kinokassen zu den erfolgreichsten Filmen des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts.
Filmkunst als Entdeckungsreise
Kein Medium vermag so viele Menschen emotional zu berühren, wie der Film. Wer Lust hat, sich intensiver mit Filmkunst zu befassen, dem bieten sich zahlreiche Möglichkeiten. Jenseits des
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