Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können
geschlossen bleiben. Diese fünf oder zehn Minuten sollen das Publikum auf die Grundatmosphäre der kommenden Ereignisse einstimmen; meist klingen dabei ein oder zwei zentrale Melodien des Stücks an. In vielen Opern ist es üblich, nach der Ouvertüre dem Orchester einen ersten Beifall zu spenden. Danach hebt sich der Vorhang.
Das Operngeschehen unterteilt sich in einzelne Akte – entweder zwei, drei, vier oder auch fünf – und in eine Folge musikalischer Einzelnummern. Wenn Sänger oder Sängerinnen zu einzelnen Darbietungen ansetzen, spricht man von Arien. Manche davon werden solo gesungen, andere zu zweit im Duett, zu dritt im Terzett oder zu viert im Quartett. In den Arien berichten die Figuren über ihren aktuellen Seelenzustand, und das zumeist sehr ausführlich, mit vielen Wiederholungen. Diese Ausführlichkeit mag auf den Opernneuling ein wenig übertrieben wirken. Aber eine Arie dient in erster Linie dazu, der Schönheit der Musik und den Möglichkeiten der menschlichen Stimme Ausdruck zu verleihen. Häufig, wenngleich nicht in allen Opern, ist es üblich, nach besonders schön dargebrachten Arien dem Sänger oder der Sängerin Beifall zu klatschen.
Um die Handlung im engeren Sinn voranzutreiben, wird zwischen den Arien häufig gesprochen. In manchen Opern schweigt dazu das Orchester ganz, dann sprechen die Sänger tatsächlich einige Minuten lang wie in einem Schauspiel. Oder sie singen zwar diese Teile, aber weniger schön, weniger arienhaft, sondern eher in einer Art Sprechgesang zu einer kleinen instrumentalen Begleitung. Der Fachbegriff für Letzteres lautet Rezitativ. Zum Schluss des Abends mündet meist alles in ein großes Finale – ein Schlussbild als dramatischer Höhepunkt mit allen Darstellern auf der Bühne und großem Schlussakkord des Orchesters. Danach: Beifall.
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts versuchten übrigens immer mehr Komponisten, diese Nummernabfolge der klassischen Opernform – die für sie etwas von einer Zirkusrevue hatte – zu überwinden. Einer der wichtigsten Reformer auf diesem Gebiet war Richard Wagner – wir kommen später noch auf ihn zurück. Er wollte die Ernsthaftigkeit der Kunstform Oper dadurch betonen, dass er sie vom ersten bis zum letzten Takt ohne Pausen durchkomponierte. Dadurch entsteht ein musikalischer Sog, den ein Neuling anfangs kaum durchschauen wird, dem er sich aber wenigstens willenlos hingeben kann. Geklatscht wird hier natürlich nicht mehr zwischendurch, sondern nur noch nach den Akten und zum Schluss. Dafür dann meistens umso heftiger.
Die großen vier des Spielplans: Mozart, Wagner, Verdi, Puccini
Nach Monteverdi und seinem »L’Orfeo« ist das Opernrepertoire nach und nach ins beinahe Unermessliche gewachsen; und es kommen bis heute in jeder Spielzeit neue Stücke hinzu. Man nehme nur einen durchschnittlichen Opernführer zur Hand und blättere darin, um einen Eindruck von der Anzahl zu bekommen. Allerdings gibt es eine Reihe von Komponisten, die besonders stark in den Spielplänen unserer Opernhäuser vertreten sind. Und unter diesen sind es wiederum vier, deren Namen man nicht nur kennen, sondern mit deren Namen man auch eine gewisse Vorstellung verbinden sollte, um in der Opernwelt nicht völlig orientierungslos dazustehen: ein Österreicher, ein Deutscher und zwei Italiener – Mozart, Wagner, Verdi und Puccini.
Allein mit den Opern von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) könnten Opernhäuser mühelos die ganze Saison bestreiten. Dank ihrer schönen, auch für heutige Ohren leichtnachvollziehbaren Musik und ihrer prachtvollen Arien sind sie beim Publikum in aller Welt äußerst beliebt. Wobei man sich nicht täuschen lassen sollte: Bei aller Schönheit und Leichtigkeit der Oberfläche erschließt sich auch eine Mozart-Oper in ihrer ganzen Tiefe nur dem, der genau, mehrfach und intensiv hinhört und Energie in das Nachfühlen und Verstehen investiert.
Dennoch bieten die Opern des Salzburger Komponisten gerade dem Opernunerfahrenen die Möglichkeit eines sanften Einstiegs. Nicht umsonst ist Mozarts deutschsprachiges Werk »Die Zauberflöte« schon bei Kindern so beliebt. Hier haben wir zum einen eine ebenso märchenhafte wie vergnügliche Geschichte, in der ein Prinz namens Tamino viele Prüfungen bestehen muss, um eine Prinzessin zu erobern, während sein ebenso einfach gestrickter wie schreckhafter Begleiter Papageno alles falsch macht, obwohl er doch nur inständig auf der Suche nach seiner geliebten Papagena ist.
Weitere Kostenlose Bücher