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sind weltweit beliebt.
Besonders konsequent wird diese Linie Crankos durch seinen ehemaligen Tänzer John Neumeier (*1942, seit 1973 Ballettchef in Hamburg) fortgeführt. Neben Handlungsballetten schafft Neumeier besonders gern Choreografien zu reinen Musikstücken, wie der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach oder den Sinfonien von Gustav Mahler.
Im Gegensatz dazu haben Choreografen wie Pina Bausch (1940–2009) und Hans Kresnik (*1939) den Tanz vom klassischen Ballett entfernt und für andere Formen des Theaters geöffnet. Sprungfolgen oder Pirouetten spielen außer in ironischer Weise bei ihnen keine Rolle mehr, dafür sind Sprache oder Gesang sowie Pantomimen erlaubt. Diese moderne, für viele schwer zu entschlüsselnde Form des Tanzes nennt man Tanztheater. Fans des klassischen Balletts strafen es meist mit Verachtung, gilt es ihnen doch als überintellektuell und zu wenig tänzerisch.
Eine mittlere Position in diesem Streit nimmt der seit Langem in Deutschland wirkende amerikanische Choreograf William Forsythe ein (*1949), auch er einst ein Cranko-Tänzer. Seine Tanzsprache ist modern und abstrakt, doch zugleich emotional. Sie bricht ganz mit der Bewegungstradition des Balletts. Seine Aufführungen beschäftigen sich mit Themen wie Liebe, Schmerz, Krankheit, Abschied und Tod und sind ebenfalls nicht ganz einfach oder eindeutig zu entschlüsseln, nehmen aber durch ihre Dichte und Authentizität gefangen.
Wo Tanz zu sehen ist
Große Ballettkompanien mit einem breit gefächerten Programm finden sich im deutschsprachigen Raum an den Staatstheatern in Hamburg, Berlin, Stuttgart, München und Wien sowie am Opernhaus Zürich. Künstlerische Impulse gehen dabei besonders von Hamburg und Stuttgart aus. An weniger großen Theatern sind die Tanzkompanien auch kleiner und können von daher nicht die großen klassischen Handlungsballette auf die Bühne bringen. Choreografen wie Martin Schläpfer, Joachim Schlömer oder William Forsythe (Letzterer in Frankfurt und Dresden) haben aber gerade mit derartbegrenzten Mitteln eindrucksvolle Programme geschaffen, wobei sie dem Publikum zumeist kleinteilige Ballettabende mit abstrakten Themen präsentieren.
Das Zentrum des Tanztheaters war viele Jahre lang das Theater Wuppertal, das sich aber nach dem Tod der weltweit bekannten und gerühmten Pina Bausch im Jahr 2009 noch neu finden muss. Das Tanztheater ist allerdings auch in der freien Szene stark verankert; hier bietet naturgemäß eine Metropole wie Berlin mit seinen alternativen Spielstätten immer neue Impulse.
Wer keine feste Tanzkompanie in der Nähe hat, kommt vielleicht zumindest in den Genuss von einzelnen Tanzaufführungen. Ballett und Tanz sind beliebte Gastspiele. Dabei gastieren in den Stadthallen und Konzerthäusern nicht nur die berühmten »Nussknacker«- und »Schwanensee«-Darbietungen russischer und osteuropäischer Theater, die ihre Nähe zur Akrobatikshow allerdings nie ganz verleugnen können, sondern auch künstlerisch hochwertige Produktionen großer Ensembles aus den USA, den Niederlanden, Spanien und Israel.
Wie sich Tanz besser verstehen lässt
Man muss einen Tanzabend eigentlich gar nicht sofort verstehen, denn ein solcher Anspruch kann – ebenso wie bei der Betrachtung von moderner Kunst – schnell überfordern. Ein Zuschauer darf einen Ballett- oder Tanzabend getrost als ästhetisches Ereignis erleben und genießen. Wenn es eine Handlung oder einen Aufhänger für das Tanzstück gibt, so wird dies mit großer Wahrscheinlichkeit im Programmheft erwähnt. (Im Gegensatz zu Oper, Konzert und Schauspiel erweisen sich Programmhefte bei Tanzaufführungen fast immerals wirklich nützliche Hilfsmittel noch während des Theaterbesuchs.)
Der häufige Besuch von Tanzvorstellungen wird nach und nach die Sinne und die Blicke schärfen. Und wer Glück hat, wohnt in der Nähe der großen Bühnen von Berlin, Stuttgart oder München: Deren Kompanien pflegen ein sehr breites Repertoire an Stücken und bieten auf diese Weise einen Überblick über die Geschichte des Tanzes von der Romantik bis heute.
Zehn bedeutende Tanzstücke
1. »La Sylphide« (erstmals 1832). Dieses urromantische Ballett von Filippo Taglioni handelt von der Liebe zwischen einer Unsterblichen und einem Sterblichen, zwischen Waldfee und Schäfer. Insbesondere der große Reigen der Zauberwesen in ihren schneeweißen Bauschröcken verzückt das Publikum bis heute.
2. »Giselle« (erstmals 1841). Die vielfach
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