Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können
kleines, improvisiertes Theaterstück.
Erschütterung und Belehrung einerseits, Lachen und Unterhaltung andererseits – das waren von Beginn an die beiden Funktionen des Theaters, wie die zwei Seiten einer Medaille. Deshalb macht es wenig Sinn, diese beiden Seiten voneinander trennen zu wollen und entweder dem ernsthaften oder dem leichten Theater seine Daseinsberechtigung abzusprechen.
Schon die alten Griechen wussten das. Denn zu einem ordentlichen Theaterabend gehörte damals beides: Erst wurde eine Tragödie gespielt, dann schloss sich noch eine Komödie an. Die Zuschauer sollten zwar belehrt werden, doch nie sollten sie ohne ein Lachen nach Hause gehen. Ein Konzept, das an guten Schauspielhäusern noch heute gepflegt wird.
Nur kein falscher Respekt vor dem Theater
Natürlich sollte man künstlerischer Arbeit Respekt zollen. Aber niemand muss falschen Respekt vor Theatern haben, nur weil er um deren Ursprung in quasi-heiligen Handlungen weiß. Dafür gibt es viel zu unterschiedliche Theaterhäuser.
Wenn wir umgangssprachlich von Theater sprechen, sind damit meistens die Bühnen großer Städte gemeint. Diese heißen Staatstheater, Stadttheater oder Landesbühne, weil sie bei uns im Besitz der Länder und Kommunen sind. Zu sehen gibt es an ihnen keineswegs nur Schauspiel, sondern häufig auch Oper und Tanz. Da den beiden Letzteren in diesem Buch eigene Kapitel gewidmet sind, wenden wir uns im Folgenden ausschließlich dem Schauspielbetrieb zu.
An solchen großen Bühnen sind nicht nur Schauspieler beschäftigt, sondern auch viele technische und kaufmännische Mitarbeiter. Im Grunde sind Staats- und Stadttheater mittelständische Betriebe, deren Aufwand nur möglich ist, weil das Land oder die Stadt einen Teil der Kosten über öffentliche Gelder finanzieren. Dafür bekommen die Bürger etwas geboten: Von September bis zu den Sommerferien des kommenden Jahres bietet ein solches Haus einen bunt gemischten Spielplan, der zumeist von großen Klassikeraufführungen bis hin zu modernen Stücken alles beinhaltet.
Neben diesen großen Theatern, deren eindrucksvoller Betrieb vielleicht am Anfang etwas einschüchternd wirken mag, gibt es auch viele andere, kleinere Bühnen. Theater, die nicht »dem Staat« gehören, sondern im Besitz von Privatleuten sind. Solche Bühnen bekommen zwar auch öffentliche Zuschüsse, aber deutlich weniger. Deswegen müssen sie mehr auf die Wünsche und Bedürfnisse des Publikums eingehen. Ihre Spielpläne sind häufig volkstümlicher, die gezeigten Inszenierungen leichter zugänglich.
Andere Theater haben sich ganz auf Komödien oder Musicals spezialisiert. Es gibt auch Kinder- und Jugendtheater und Bühnen, die sich der Kunst des Puppen- und Figurentheaters widmen. Kleine Studiobühnen haben oft nur einige Dutzend Zuschauerplätze – mit dem Vorteil, dass die Zuschauer das Geschehen auf der Bühne ganz nah verfolgen können und zu den Darstellern einen besonders intensiven Kontakt bekommen. Außerdem gibt es Theater, in denen die Kunst der Pantomime, also des wortlosen Spiels, gepflegt wird. Und es gibt Theater, in denen allabendlich Kabarettisten auftreten, die mit ihren Programmen oftmals kleine Ein-Personen-Stücke liefern.
Wenn man dann noch einen Blick auf die vielen Freilichtbühnen wirft und beachtet, dass in zahllosen Gemeindehäusern, Schulaulen und Wirtsstuben Amateurtheater gespielt wird und dass eine ganze Reihe alternativer Schauspieltruppen bewusst ihr Spiel unter den freien Himmel auf die Straßen und Plätze verlegt, um noch näher an das Publikum heranzutreten – dann wird damit wohl endgültig klar, wie groß die Vielfalt ist, die sich hinter diesem scheinbar so schlichten Begriff Theater verbirgt.
Wo immer der Theaterabend auch stattfindet, ob nun im großen oder kleinen Haus, im Puppen- oder im Amateurtheater: Entscheidend ist der Moment, wenn das Publikum ruhig wird und das Stück beginnt. Die Magie eines Theaterabendsbesteht darin, dass der Zuschauer vom Spiel auf der Bühne eingefangen wird – egal, ob es ein lustiges oder dramatisches Stück mit oder ohne Musik ist. Und wenn er irgendwann nach ein paar Minuten vergessen hat, dass es sich nur um ein Spiel handelt – das ist dann der Augenblick, in dem Theater zur Kunst wird und Schauspieler und Publikum verschmelzen.
Ein kleiner Streifzug durch den Schauspielplan
Seit über 2000 Jahren spielen die Menschen Theater. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich ein unglaublicher Schatz an Geschichten und
Weitere Kostenlose Bücher