Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können
Fernsehen, Computer und Internet, die uns auf die vielfältigste Weise Geschichten erzählen und zeigen, hat das seltsame Treiben der Menschen auf der Bühne und auf ihren Plätzen im dunklen Saal Bestand.
Das Theater ist und bleibt ein besonderer Ort. Ebenso wie die Theaterschauspieler eine ganz spezielle Aura zu umgeben scheint. Sicher, die Hollywood-Filmstars sind weltweit bekannt und füllen mit Glamour und Privatgeschichten die Klatschspalten der Medien. Dennoch übt das live erlebte Spiel auf der Bühne eine ganz besondere Faszination auf den Zuschauer aus. Warum ist das so?
Wer im Kino oder im Fernsehen einen Film sieht, der ahnt, wie oft die einzelnen Szenen geprobt worden sind und wie detailliert kleine Fehler korrigiert wurden, bis der Gesamteindruck den Vorstellungen des Regisseurs entsprach. Das alles ist beim Spiel auf der Bühne nicht möglich. Hier spielt der Künstler unmittelbar und direkt vor den Augen des Zuschauers – ohne Filter, ohne Korrekturtaste, ohne doppelten Boden. Deswegen beeindruckt uns die Fähigkeit des Theaterschauspielers, für die Dauer einer Vorstellung in die Rolle einer anderen Person zu schlüpfen, viel stärker als bei einem Film- oder Fernsehdarsteller.
Doch die Liste der Besonderheiten des Theaters setzt sich selbst noch nach dem Ende der Vorstellung fort. Denn warumverlassen die Zuschauer ein Theater in aller Regel viel gesprächiger und aufgeregter als ein Kino? Nun, wer einen Kinofilm gesehen hat, der kann natürlich davon begeistert sein. Aber er weiß genau, dass die nächsten Zuschauer bereits auf die nächste Vorstellung warten – und dass sie exakt denselben Film mit exakt denselben Bildern zu sehen bekommen wie er selbst.
Der Theaterzuschauer aber ahnt am Ende der Vorstellung, dass er Zeuge von etwas Einmaligem wurde. Auch wenn am nächsten Abend das gleiche Stück mit denselben Schauspielern wiederum auf dem Programm steht, wird keine Vorstellung der vorangegangenen zu 100 Prozent gleichen. Jeder Theaterabend ist auf seine Art einzigartig und unwiederholbar. Ein solches Kunstwerk hautnah zu erleben, es mit anderen zu teilen, das ist ein ganz besonderes Ereignis, das sich durch kein Medium dieser Welt ersetzen lässt.
Die Besonderheit des Theaters lässt sich übrigens auch dann festhalten, wenn den Zuschauern eine Aufführung überhaupt nicht gefallen hat. Denn im Gegensatz zur Enttäuschung über ein langweiliges Buch oder einen schlechten Film lassen die Menschen im Theater ihren Gefühlen freien Lauf: Da wird also nicht nur laut gejubelt, da wird manchmal auch laut und anhaltend gebuht. Kurz gesagt: In einem Theater kann man sich als Zuschauer auch mal so richtig vergessen.
Ziemlich antik: Wo das Theater seine Wurzeln hat
Wer seinen Urlaub einmal am Mittelmeer verbracht hat, der weiß, dass schon die alten Griechen Theater gespielt haben – in ihren schönen, eindrucksvollen Amphitheatern, die sich von den meisten Schauspielhäusern nur dadurch unterscheiden, dass sie im Freien liegen und die Bühne nicht erhöhtliegt, sondern sich ganz unten am Fuß der Zuschauerränge befindet. Die Wurzeln des Theaters gehen aber noch weiter zurück – zur Religion! Von alten Zeichnungen wissen wir, dass die alten Ägypter ihren Göttern in theaterhaften Prozessionen vor Zuschauern huldigten. Und in den Theaterstücken der alten Griechen war die Anrufung der Götter, in dieser oder jener Weise auf die Geschicke der Welt Einfluss zu nehmen, keineswegs nur symbolisch, sondern sehr ernst gemeint.
Theater und Religion, Theater und Kult hängen historisch eng zusammen. Die Darsteller auf der Bühne waren so etwas wie Stellvertreter für die Zuschauer. In deren Auftrag, in deren Namen stimmten sie die Götter milde, oder sie spielten ihnen Geschichten vor, die den Zusammenhang von großer Weltordnung und kleinem Schicksal deutlich machen sollten. In diesem Sinne war Theater eine überaus ernsthafte Angelegenheit. Es war ein Mittel, das Miteinander der Menschen zu stärken. Und es sollte sie im besten Fall belehren und bessern. Damit sind wir bei den Grundlagen unserer Kultur angelangt.
Eine andere Wurzel des Theaters ist das menschliche Bedürfnis zu staunen, zu lachen und sich unterhalten zu lassen. Wer kennt den Effekt nicht: Jemand erzählt eine interessante oder witzige Geschichte nicht nur, sondern spielt sie richtig nach – und sofort werden ihm die Umstehenden ihre Aufmerksamkeit schenken. Was sich da abspielt, ist im Grunde nichts anderes als ein
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