Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können
darüber hinausgehende Legion an Musikschöpfern, die noch ihrer Entdeckung harren.
Und was wird aus der Neuen Musik?
Die Musik des 20. Jahrhunderts ab Arnold Schönberg, von zeitgenössischen Kompositionen ganz zu schweigen, ist das Problemkind des heutigen Konzertbetriebs. Große Teile des Publikums lehnen sie demonstrativ ab. Und das ist schade, denn dadurch bekommt die von den Orchestern und Konzertveranstaltern gepflegte Kunst etwas Museales – als wenn die Musikentwicklung mit Gustav Mahler oder Richard Strauss zum Abschluss gekommen wäre. Das ist schon deswegen eine bizarre Vorstellung, weil Bach, Mozart oder Beethoven zu ihrer Zeit auch unbedingt Neues schaffen wollten und beim Publikum oftmals zunächst nicht minder auf Unverständnis und Ablehnung stießen.
Große Orchester versuchen, die Entwicklung der Kunst in Gang zu halten, indem sie Uraufführungen zeitgenössischer Komponisten in das Programm ihrer Konzertreihen aufnehmen. Der Erfolg ist begrenzt. Eingekeilt zwischen eine Haydn- und eine Beethoven-Sinfonie gehen viele dieser Stücke unter. Manche Veranstalter nehmen darum die Neue Musik lieber ganz aus dem Wettbewerb und präsentieren siein eigenen Konzerten und Festivals. Das berühmteste Festival für Neue Musik sind die Donaueschinger Musiktage in Baden-Württemberg, die alljährlich im Herbst stattfinden.
Das beantwortet aber noch nicht die Frage, wie man sich selbst dieser Musik nähern kann – die eben in aller Regel so ganz anders klingt, als wir das aus dem Radio oder von unseren Lieblings-CDs her gewohnt sind, und die offenbar alles andere als im herkömmlichen Sinne schön sein will.
Doch wenn man bereit ist, sich von den eigenen Erwartungen zu befreien, kann man viele positive Überraschungen in der Neuen Musik erleben. Man muss nämlich keineswegs auf Anhieb verstehen, was da passiert. Schließlich beruht auch das Verständnis eines Stücks von Mozart oder Beethoven nicht einfach darauf, dass man die eine oder andere Melodie darin wiedererkennt.
Und es gibt noch einen Gedanken, von dem man sich befreien sollte: Es ist ja gar nicht so, dass alle Musik, die uns umgibt, immer nur schön klingen würde. Man achte nur mal beim nächsten Kinobesuch auf die Klänge, die in einem ganz normalen Actionfilm auf uns niederprasseln. Wir nehmen solche schrägen Töne deswegen als passend wahr, weil sie mit den Bildern korrespondieren. Und womöglich ist gerade das ein Rezept für den Umgang mit Neuer Musik: die Augen zu schließen, sich ganz dem Hören hinzugeben, gar nicht darauf zu achten, wie diese Töne entstehen, sondern einfach nur zu erleben, welche Bilder sie im Inneren auslösen.
Wer neue, aktuelle Musik hört, hört das Werk eines Zeitgenossen. Dieser Komponist hat sich Gedanken gemacht, wie Töne in einer Welt klingen sollten, die voll ist von verwirrendem Krach und trügerischen Klängen. Das macht die ganze Sache ungemein spannend. (Übrigens ist es kein Zufall, dass manche Komponisten der Neuen Musik eng mit Vertretern der aktuellen Popmusik zusammenarbeiten; da gibt es erstaunliche Gemeinsamkeiten!) Und so, wie dieser Komponist überaus individuell mit seinem ganz persönlichen Regelwerk an die Musik herangeht, so haben Sie als Hörer das Recht, ebenso individuell und selbstbewusst zu entscheiden, ob Sie seine Komposition interessant oder einfach nur anstrengend finden. Aber zumindest einen Versuch zu wagen – das wäre die Sache allemal wert.
Vorbereitung auf den Konzertabend
Sie haben sich zum Konzert verabredet und wollen letzte Vorbereitungen treffen? So viel ist jetzt gar nicht mehr zu bedenken. Es gibt zwar einschlägige Konzertführer, die viele Werke der Komponisten aufführen und beschreiben. Deren Texte sind aber häufig fachsprachlich verfasst und darum eher etwas für Eingeweihte. Sollten Sie vorhaben, ein großes Oratorium zu besuchen, zum Beispiel die »Matthäus-Passion« von Bach oder Händels »Messias«, dann versuchen Sie am besten, sich ein Textheft zu besorgen. Es hilft sehr, wenn man beim Hören dieser gewaltigen Stücke die Texte des Chors oder der Arien während des Konzerts mitlesen kann.
Ansonsten aber gilt gerade im Bereich der Musik: Mit jedem Konzert, das man besucht, mit jedem Musikstück, das man hört, erweitert man seine Kenntnisse und vergrößert seinen Schatz an Hörerlebnissen. Mit der Zeit merkt man, wie sich eins zum anderen fügt, wie man Bezüge herstellen kann und Interesse an ganz neuen, unbekannten Stücken bekommt. Und das
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