Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können
Florenz, die nur knapp unsere Top-Ten-Liste am Ende des Kapitels verfehlt haben. Doch wenn man – wie bei einigen berühmten Museen möglich – im Internet die Eintrittskarten einige Wochen im Voraus bestellt, bekommt man ein Zeitfenster zugewiesen, in dem man an den Warteschlangen vorbei das Museum betreten kann. Wenn man seinen Besuch zudem auf die Nebensaison legt, wachsen die Chancen, die Kunstwerke in Ruhe zu Gesicht zu bekommen.
Welches ist das wichtigste Kunstmuseum der Welt?
Auf meine Frage, welches der berühmten Kunstmuseen der Welt er für das allerwichtigste halte, antwortete mir ein hochgeachteter Kunstjournalist Überraschendes. Er nannte nicht den Louvre, wie ich erwartet hatte, sondern den Prado in Madrid. Der steht auf der Liste der meistbesuchten Kunstmuseen der Welt nur auf Platz neun. Das mindert jedoch nicht seinen Rang. Denn vermutlich werden Sie im Kapitel zur Malerei in diesem Buch kaum einen Künstler finden, der nicht mit einem seiner Werke im Prado vertreten ist. An erster Stelle stehen dabei natürlich die spanischen Meister, darunter El Greco (der als Grieche eigentlich aus einem kleinen Dorf auf Kreta stammte, aber in Spanien zum Hofmaler wurde), Francisco de Goya und Diego Velászques.
»Die Eröffnung des ›Prado‹ am 19. November 1819 in Madrid warf kein gutes Licht auf das spanische Königshaus«, erzählt die Spanien-Expertin und Journalistin Julia Macher in einem Rundfunk-Beitrag zum 100-jährigen Bestehen. »Die Organisation im Vorfeld war ein ziemliches Desaster. Weil die Ankündigung in der Zeitung zu spät erschien und man die Wachgarde nicht rechtzeitig über ihren Einsatzort informierte, wurde das ›Museo Real de Pintura y Escultura‹ erst zwei Tage später als ursprünglich geplant eingeweiht. Ohne Zeremoniell, ohne den Monarchen: Ferdinand VII. blieb einfach zu Hause.«
Immerhin war der Prado von Anfang an als Museum geplant gewesen, um einen Teil der königlichen Kunstsammlung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das war in den Jahrzehnten zuvor nicht unbedingt der Fall. Wer zum Beispiel noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts in das British Museum in London wollte, musste seine Eintrittskarten schriftlich beantragen, bis zu zwei Wochen darauf warten und durfte sich dann kaum mehr als zwei Stunden in den Räumen aufhalten.
Die Entstehung der Kunstmuseen
Die ersten Museen waren etwa zwei Jahrhunderte vorher als eine Art Kuriositäten-Rumpelkammer von kunstliebenden Fürsten entstanden. Die Fürsten – sozusagen adelige Messies – sammelten in der Renaissance und im Barock wunderliche Dinge, etwa ausgestopfte exotische Tiere, Kristalle, Muscheln, Kunsthandwerk, in Gold gefasste Straußeneier und Miniaturdarstellungen indischer Herrscherhöfe neben Gemälden und Skulpturen sonder Zahl. Sie brachten ihre Erwerbungen in sogenannten Kunst- und Wunderkammern unter. Wer sich den Inhalt eines solch prunkvollen Durcheinanders einmal anschauen will, besucht am besten das Grüne Gewölbe in Dresden, die Schatzkammer der sächsischen Kurfürsten (die inzwischen allerdings recht aufgeräumt wirkt).
Was den Adeligen recht war, war den reichen Bürgern nur billig. In Basel erwarb die wohlhabende Buchdrucker-Familie Amerbach eine außerordentliche Kunstsammlung, darunter 15 Gemälde des Augsburger Malers Hans Holbein der Jüngere. 1661 erwog die Familie, die offenbar inzwischen ihren Kunstsinn eingebüßt hatte, die schöne Sammlung nach Amsterdam zu verscherbeln. Dem Rat der Stadt Basel und der Universität passte dieser Gedanke überhaupt nicht, und so kratzte man die beachtliche Summe von 9000 Talern zusammen, um den Amerbachs die Kunstwerke abzukaufen. Auf diese Weise entstand in Basel 1671 das erste Museum der Welt. In ihm befindet sich bis heute die bedeutendste Kunstsammlung der Schweiz. Man kann darin gut und gerne einen ganzen Tag verbringen, selbst wenn man sich nur für die wichtigsten Kunstwerke einige Minuten Zeit nimmt.
Es dauerte allerdings noch über 100 Jahre, bis sich die Idee des Museums in Europa verbreitet hatte. Weil Deutschland ein politischer Flickenteppich aus vielen kleinen Herrscherhäusern war, mit Mark-, Land- und sonstigen Grafen, Fürsten, Herzögen und Königen, die alle – mal mehr, mal weniger – sammelwütig waren, entstanden bedeutende Kunstsammlungen an Orten, an denen man sie nicht erwarten würde. Wen es zum Beispiel einmal nach Kassel verschlägt (vielleicht, weil er die alle fünf Jahre stattfindende moderne Kunstschau
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