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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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»Documenta« besichtigen möchte), sollte ein paar Stunden für die dortigen Kunstsammlungen einplanen. Zwischen 1748 und 1756 schickte Landgraf Wilhelm VIII. seine Diplomaten und Kunstagenten nach Holland, Paris, Brüssel, Antwerpen, Venedig und quer durch Deutschland. Sie kauften rund 800 Gemälde, von denen heute ein Teil auf Schloss Wilhelmshöhe ausgestellt wird. Vorher befanden sie sich zusammen mit antiken Plastiken und Naturkuriositäten im Museum Fridericianum. Diesen Bau ließ Landgraf Friedrich II., beseelt von den Ideen der Aufklärung, 1779 in Kassel errichten – als ersten eigenen Museumsbau auf dem europäischen Kontinent. Die landgräflichen Untertanen sollten sich an der Kunst und den Kuriositäten erbauen. Heute sind darin Ausstellungen zeitgenössischer Kunst zu bewundern.
    Im 19. Jahrhundert, in den Zeiten der Säkularisierung, sollten die Museen angesichts des schwindenden Einflusses der Religionen und aus Sicht der bürgerlichen Baumeister und Stifter zu Tempeln des Wissens und der Aufklärung werden. Das lässt sich besonders gut an den ausladenden, mächtigen Gebäuden auf der Museumsinsel in Berlin nachvollziehen. Das erste dieser Museen, das Alte Museum, wurde noch von dem berühmten Architekten des preußischen Klassizismus, Karl Friedrich Schinkel, entworfen. Klassizismus heißt (siehe auch das Kapitel Architektur), die Künstler orientierten sich an den Formen des klassischen Altertums in Griechenland, sodass die Gebäude wie ein von Säulen getragener Tempel aussehen. Man erkennt diesen Stil (dann als Neoklassizismus bezeichnet) noch an dem fast 80 Jahre später, nämlich 1907, erbauten Pergamonmuseum. Dieses Museum mit dem gewaltigen Pergamonaltar aus einem kleinasiatischen Königreich aus dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert wird jedes Jahr von weit über einer Million Menschen besucht – und ist damit das meistbesuchte Museum in Deutschland.
    Manchmal sind die Museumsbauten sogar bedeutender als die Sammlungen, die sie beherbergen. Die Staatsgalerie in Stuttgart, obgleich mit einer ordentlichen Sammlung beschieden, verdankt ihren Ruhm als Ikone der modernen Architektur vor allem einem Anbau von James Sterling aus dem Jahre 1984. Die vom US-amerikanischen Architekten Frank Gehry erbaute Zweigstelle des New Yorker Guggenheim-Museums in Bilbao kann sogar als so etwas wie eine regionalpolitische Fördermaßnahme angesehen werden – statt Olivenbaumsubvention gab es eine Kunstsammlung. Mit Erfolg: Jedes Jahr kommen rund eine Million Menschen in das Museum in der baskischen Hauptstadt.
    Kunsterlebnis außerhalb der Spitzenhäuser
    Es müssen nicht immer Museen von Weltrang sein, die spannende Erlebnisse ermöglichen. Wer mit offenen Augen durch ein Museum geht, kann fast überall Überraschendes und Lehrreiches entdecken. Eine Erfahrung, die wir bei einem Besuch in Lissabon gemacht haben. Ein Museum, in dem Kacheln ausgestellt werden, hätte normalerweise nicht ganz oben auf unserer Besuchsliste gestanden. Aber unser Reiseführer beharrte darauf, dass es sich beim Museu Nacional do Azulejo, dem nationalen Kachelmuseum Portugals, um eine Drei-Sterne-Sehenswürdigkeit handele. Die war es in der Tat: Allein die Abbildung Lissabons aus der Zeit vor dem GroßenErdbeben 1755, zusammengesetzt aus rund 1300 Fliesen, war den Besuch wert.
    Hier noch zwei weitere Geheimtipps, auf die wir bei unseren Reisen eher zufällig gestoßen sind und die sich als Glückstreffer erwiesen haben.
    Das Czartoryski-Museum in Krakau liegt etwas versteckt in einer Seitengasse der Fußgängerzone. Während, wie schon erwähnt, fast jeder Leonardo da Vincis »Mona Lisa« kennt, wissen um sein in Krakau ausgestelltes, nicht minder bedeutendes Meisterwerk »Die Dame mit dem Hermelin« nur Kunstkenner. Dabei gelingt es Leonardo hier ebenso wie bei der »Mona Lisa«, den Seelenzustand und die Persönlichkeit der Abgebildeten – in diesem Fall Cecilia Gallerani, langjährige Geliebte des Herzogs Ludovico Sforza – in ein Porträt zu bannen.
    In der rumänischen Stadt Sibiu, die auf Deutsch Hermannstadt heißt, stießen wir in den engen Räumen eines barocken Palais direkt am Marktplatz auf die Brukenthal’sche Sammlung – mit gut einem Dutzend herausragender Werke der europäischen Malerei, unter anderem von Jan van Eyck, Tizian, Alessandro Botticelli, Pieter de Brueghel und Peter Paul Rubens. Aber wie, um alles in der Welt, kommt eine so wichtige Sammlung nach Hermannstadt?
    Der ehrgeizige Samuel von

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