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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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gearbeitet
und war dann früh wieder aufgestanden, übernächtigt, unterkoffeiniert und mit
zerzaustem braunem Vollbart, um sich vor der Schule von ihr zu verabschieden.
    Sie hatte keine Lust,
erwischt zu werden, wie sie im Morgengrauen nach Hause kam, zerzaust, barfuß
und mit geschwollenem Finger. Vielleicht konnte sie sich hineinschleichen,
während er unter der Dusche stand. »Ich lass dich mal mit deinen Klimmzügen
allein«, sagte sie zu Henry. »Ich hab einen anstrengenden Tag vor mir.«
    »Ich auch«, sagte
Henry. Als sie den Seiteneingang zur Scull Hall aufschloss, sprang er hoch,
klammerte sich an einem Ast fest und begann einen neuen Durchgang.
    Ihr Vater saß, bereits
rasiert und angezogen, in der Küchennische und nippte an seinem Morgenespresso.
»Pella«, sagte er, als sie in den Raum kam, »kann ich einen Moment mit dir
sprechen?«
    »Nein.«
    »Dann lass es mich
anders formulieren.« Er war im Herb-enttäuschter-Vater-Modus, so als wäre sie
in der achten Klasse und hätte sich schon wieder nicht an die verabredete Zeit
gehalten. »Meine Liebe, bitte setz dich. Ich koche noch mehr Kaffee.«
    »Ich muss in einer
Stunde zur Arbeit«, sagte Pella. »Ich habe keine Zeit für eine große
Aussprache. Sorry.«
    Sie füllte einen
Plastikbeutel mit Eiswürfeln aus dem Gefrierfach, umwickelte ihn mit einem
Geschirrtuch und drückte ihn sich an den Finger.
    »Was ist das denn?«,
sagte Affenlight. »Lass mal sehen.«
    Pella bereitete es, wie
pubertär das auch immer sein mochte, ziemliches Vergnügen, ihrem Vater den
Mittelfinger entgegenzustrecken. Einen ziemlich hässlichen zudem – dick,
geschwollen und vom zweiten Gelenk aufwärts lila verfärbt.
    »Ach du liebe Güte.
Süße. Was ist passiert?«
    »Nichts. Hab ihn mir
verstaucht.«
    »Dann tu immer schön
Eis drauf. Vielleicht solltest du dir heute freinehmen.«
    »Geht schon.«
    »Geht schon? Pella.
Sieh mal, wie geschwollen der Finger ist. Ich rufe im Speisesaal an und sage,
dass du nicht kommst. Dann gehen wir zur Krankenstation und lassen jemanden
daraufschauen.«
    »Es ist zu spät, um
eine Vertretung zu finden.«
    Die langen,
unversehrten, akademisch-makellosen Finger ihres Vaters ließen seine
Espressotasse zwergenhaft erscheinen. »Sei doch nicht so stur. Du kannst doch
mal einen Tag freinehmen.«
    »Über Ihre Erlaubnis
freue ich mich riesig, El Presidente. Aber ich würde lieber einfach zur Arbeit
gehen, vielen Dank.«
    »Im Ernst, Pella. Ich
begrüße deine Arbeitseinstellung wirklich, aber –«
    »Wer hat dich denn darum gebeten, meine Arbeitseinstellung zu
begrüßen?«, sagte sie zu laut. »Bist du mein Chef?«
    Ihr Vater sah bestürzt
aus. »Na ja, nein«, sagte er. »Natürlich nicht. Aber deine Gesundheit ist
wichtiger als ein paar sinnlose Stunden Arbeit im Speisesaal.«
    Pella zuckte zusammen.
Sie wollte, dass ihre Anwesenheit im Speisesaal unverzichtbar war. War das zu viel verlangt? Wegen ihres Vaters betrachtete Mike den Job als
einen Akt der Anbiederung bei der Unterschicht. Und ihr Vater hielt ihn für
eine Demonstration gekünstelter Unabhängigkeit und war der Meinung, sie sollte
besser Latein lernen oder was auch immer. Ausgesprochen hatte das keiner der
beiden, aber sie spürte es. Es sei denn, sie war schlicht paranoid und lebte
wieder nur in ihrer Fantasie, aber man lebte schließlich immer in seiner
Fantasie und konnte nur auf seine eigenen Gefühle vertrauen.
    »Wen interessiert es,
ob es sinnlose Arbeit ist?« Rote Funken zerstoben vor ihren Augen wie auf den
Stufen zur Bibliothek. »Welche Arbeit ist nicht sinnlos? Aufsätze schreiben? Ha! Aber das ist wenigstens nicht peinlich,
stimmt’s? Denn ich bin ja schließlich die Tochter des Präsidenten, verdammt.
Und das Letzte, was ich tun sollte, ist, mit einem Haufen Immigranten Töpfe zu
schrubben –«
    »Pella –«
    »Nichts da, Pella .« Sie zerrte unter dem Tisch in der Nische einen
Stuhl hervor und ließ sich darauffallen. Unter dem Tisch war kaum Platz für
ihre vier Beine, die mit einer eleganten Anzughose bekleideten ihres Vaters und
ihr eigenes schwabbeligeres, weniger majestätisches Paar. »Also«, sagte sie
scharf, »worüber wolltest du mit mir sprechen?«
    »Ach, nicht so
wichtig«, sagte Affenlight. »Das kann warten.«
    »Wieso warten?« Sie
legte ihre Hand auf den Tisch und packte den in ein Handtuch gewickelten
Eisbeutel obenauf. Der Schmerz wirkte wie ein Brennstoff. »Du willst nicht,
dass ich bei Mike übernachte.«
    »Wir können später

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