Kunst des Feldspiels
im Aschenbecher des Audi aus und starrte die Hausfassade an. Es war
ein großer weißer Wal von einem Haus, des Präsidenten einer Universität würdig,
gleichzeitig besaß es jedoch etwas ansprechend Verschrobenes, eine Art
improvisierter Strenge. Selbst als es noch ausgemacht schien, dass er für immer
in Harvard bleiben würde, wäre er nicht einmal im Traum auf die Idee gekommen,
sich ein Haus zu kaufen. Seine Vorstellung von Beständigkeit war nie darüber
hinausgegangen, in Cambridge eine Doppelhaushälfte zu mieten.
Er hatte eigentlich nur
vorbeifahren wollen, um zu sehen, ob tatsächlich ein Schild auf dem Rasen
stand, nun aber stellte er fest, dass er bereits die Stufen zur Veranda
hinaufspazierte. Noch bevor er klingeln konnte, erschien die Silhouette von
Sandy Bremen, Toms Frau, hinter der Eingangstür.
»Guert«, sagte sie.
»Schau mal einer an!« Ein großer Hund schoss aus dem Türspalt hervor und
stellte sich auf die Hinterbeine, um Affenlights Brustkorb zu betapsen. »Ich
wollte gerade mit Contango spazieren gehen.« Sie griff den Hund am Halsband und
zerrte ihn nach hinten. »Tut mir leid. Er ist heute schrecklich wild.«
»Macht doch nichts.«
Affenlight hielt dem Hund seine Hand zum Beschnuppern hin. Es war ein schönes
Tier, alt und majestätisch, ein Husky mit zuckerweißem Fell und einem blauen
Auge.
»Tom ist laufen
gegangen«, sagte Sandy. »Ist es etwas Dringendes?«
»Nein, nein. Überhaupt
nicht. Na ja, ehrlich gesagt … Ich habe angehalten, weil ich mir das Haus mal
aus der Nähe ansehen wollte.«
»Aha!« Sandy lächelte
das leicht kokette, aber vor allem besitzergreifende Lächeln, das die Frauen
seiner Kollegen, zumindest die selbstsichereren unter ihnen, Affenlight gern
schenkten. Sie besaß die Geschmeidigkeit einer Robbe und trug einen
schwarz-weißen Jogginganzug und neue weiße Turnschuhe. Er fragte sich, und
nicht zum ersten Mal, wie es gewesen wäre, einige Jahrzehnte mit einer solchen
Frau zu verbringen – einer Frau, die das Familienleben in eine reibungslos
laufende Kapitalgesellschaft verwandelte, deren Genie darin bestand, ein
beträchtliches Einkommen in die Hand zu nehmen und es unendlich erscheinen zu
lassen, eine, die Geld in Genuss und Annehmlichkeit verwandeln konnte. »Willst
du den Sprung endlich wagen?«
Affenlight zuckte mit
den Schultern. »Ich habe das Schild gesehen«, sagte er. »Es hat mich ein
bisschen neugierig gemacht.«
»Dann komm doch einfach
rein. Ich mache eine Führung. Contango, mein Freund, es tut mir leid – das mit
dem Gassigehen war falscher Alarm.« Sie scheuchte den Hund durch die Tür und
platzierte eine Hand auf Affenlights Rücken, um dasselbe mit ihm zu tun. »Ist
Bier in Ordnung? Ich kann leider nicht, weil ich mitten in einer Saftkur bin,
ich lasse ja keinen Trend aus, aber Tom wird dich ganz bestimmt nicht allein
trinken lassen, wenn er wieder da ist. In den letzten Tagen hat er die Kilometer
nur so heruntergerissen.«
Affenlight hielt die
Heineken-Flasche an ihrem schwitzigen Hals und folgte Sandy beflissen durch die
Räume des Erdgeschosses und anschließend des ersten Stockwerks, während sie die
Vorzüge von Einbauschränken, Tageslicht und der kürzlich modernisierten Küche
erläuterte. Die zwei Kinder der Bremens hatten ihr Studium abgeschlossen und
waren aus dem Haus, ihre entrümpelten und herausgeputzten Zimmer nahmen an
Weihnachten oder im Sommer Gäste auf. »Lucy heiratet im Oktober«, sagte Sandy,
als sie in der Tür des aufwendiger gestalteten Zimmers standen. »Junge, wie die
Zeit vergeht.« Sie drehte sich um und führte Affenlight die Treppe wieder
hinunter. »Wie du siehst, ist das Haus groß, aber so groß dann auch wieder nicht. Drei Schlafzimmer, Toms Arbeitszimmer, ein Bad
oben, eins unten. Es hat eigentlich eine sehr praktische Aufteilung, weil es
ein so altes Haus ist – es ist eher wie ein Farmhaus geschnitten als wie eine
Villa. Nicht überdimensioniert für eine Person.« Sie schenkte Affenlight wieder
diesen listigen Blick. »Du lebst doch noch allein, Guert?«
»Mehr oder weniger.«
»Oh, die
Doppeldeutigkeiten! Soll heißen?«
Sie setzten sich an den
Küchentisch. Affenlight nahm das zweite Bier, das Sandy ihm anbot, und streckte
den Arm aus, um den Bauch des Hundes zu kraulen. Pella hatte ihre ganze
Kindheit lang um einen Hund gebettelt, aber irgendwie war es nie dazu gekommen.
»Meine Tochter überlegt, sich in Westish einzuschreiben«, sagte er und klopfte
leicht auf den hölzernen
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