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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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Tisch, um ihr Vorhaben vor Unglück zu bewahren. »Wir
würden nicht zwingend zusammenwohnen, aber …«
    »Ach, aber sie würde
doch sicher ein eigenes Zimmer brauchen. Pella, oder? So ein schöner Name. Aber
ich dachte, sie wäre in Yale. Oder sogar schon mit dem Studium fertig?«
    Jahrelang hatte sich
Affenlight auf Cocktailpartys in Bezug auf Pellas Aufenthaltsort mit einer
absichtsvollen Vagheit umgeben. Jetzt fühlte es sich wie Verrat an. »In Yale
hat es nicht so richtig geklappt.«
    Sandy nickte weise.
»Wann klappt es schon mal so richtig?«, sagte sie, während ihr strahlendes,
unglaublich gesund aussehendes Gesicht genau das Gegenteil sagte. »Also, was
willst du noch wissen?«
    Affenlight schaute
durch die Terrassentür in den gepflegten, mondbeschienenen Garten und auf den
dahinterliegenden See. Es war ein schönes Haus. Groß, aber nicht
überdimensioniert, wie Sandy es gesagt hatte. Warum aber sollte er überhaupt darüber
nachdenken? Er hatte acht Jahre lang in der Dienstwohnung gelebt, ohne sich
ernsthaft beengt zu fühlen oder unzufrieden zu sein. Wenn der
Abfallzerkleinerer in der Küche kaputt war oder etwas mit der Heizung nicht
stimmte, rief er einfach die Verwaltung an, und sie schickten jemanden vorbei.
Hier gab es keine Verwaltung. Er würde Wände streichen, einen Heizkessel
erneuern, Grundsteuer zahlen müssen. Ganz zu schweigen davon, dass er so wenige
Möbel hatte, nicht einmal annähernd genug, um so viele Räume zu füllen. In
welchem Zustand war das Dach? Das war die Art von Frage, die er Sandy stellen
musste, die Art von Frage, die er sich selbst bis in alle Ewigkeit stellen
würde, wenn er ein Haus gekauft hatte .
    War der Mythos von der
Herrlichkeit des Hauseigentums nicht überhaupt ein für alle Mal entlarvt?
Wollte er wirklich seine freie Zeit – und einen beachtlichen Teil seiner
Ersparnisse – für ein großes weißes Symbol bürgerlichen Anstands eintauschen?
Ja, vielleicht wollte er das. Und er konnte den Gedanken nicht verdrängen, dass
Pella das Haus lieben würde. Das gesamte obere Stockwerk könnte ihr gehören:
ein Raum zum Schlafen, einer als Arbeitszimmer, ein dritter, kleinerer als
Atelier, begehbarer Kleiderschrank oder was auch immer. Er selbst hätte unten mehr
als ausreichend Platz. Sie könnte sich zusätzlich ein Zimmer im Wohnheim nehmen
– ein Ort, an dem er sie vermuten konnte, wenn sie nicht zu Hause war, was ihm
eine Menge Sorgen und schlechten Schlaf ersparen würde. Im Moment war sie
wütend auf ihn, und das mit Recht, aber dieses Haus würde sie lieben, das
spürte er. Was nicht heißen sollte, dass er Pläne schmiedete, um sie
zurückzuholen.
    Und obwohl es
Jahrzehnte zurücklag, war ihm körperliche Arbeit nicht fremd – er war auf einer
Farm aufgewachsen, hatte Jahre an Bord eines Schiffes zugebracht. Er war nicht
irgendein Bubi, den das Internet großgezogen hatte. Er war in der Lage, ein
Haus in Schuss halten. Die Bremens unterhielten ihren Garten im traditionellen
amerikanischen Stil, als üppigen, makellosen Teppich, aber das hieß nicht, dass
er es genauso machen müsste – er konnte die ganze Üppigkeit herausreißen und
Tomaten, Rhabarber, Bohnen anpflanzen. Knoblauch im Herbst. Kürbisse, Herrgott
noch mal, er konnte Kürbisse anpflanzen, sein Lieblingsgewächs aus Kindertagen,
so verrückt das auch klang. Wer sollte ihn daran hindern? Gab es ein Gesetz,
dem zufolge ein Rasen ein Rasen sein musste, mit einem pedantisch abgesteckten
Beet in einer Ecke? Ja, wahrscheinlich gab es das – die Stadt Westish litt
sicherlich keinen Mangel an sinnlosen Bestimmungen und kleinlichen Nachbarn,
die dafür sorgten, dass ihnen Folge geleistet wurde. Doch er würde diesen
Leuten entgegentreten, würde ihre Blicke niederzwingen und sie davonjagen, er,
der bärbeißige thoreauhafte Rektor mit den Kürbissen und Bohnen …
    In seiner Tasche
trillerte das Telefon. Vielleicht war es Pella, vielleicht konnte er sie
überzeugen, gleich vorbeizukommen und sich das Haus anzusehen. Er lächelte
Sandy entschuldigend an und zog es aus der Tasche, um die Rufnummer zu sehen:
Es war Owen.
    »Lass dich nicht von
mir stören«, sagte Sandy. »Ich weiß ja, wie begehrt du bist.«
    Doch Affenlight ließ
seine Mailbox O.s nach geschmolzenen Karamellbonbons klingende Stimme
aufsaugen. Gefiel ihm dieser aus dem Stegreif geschmiedete Plan nicht zuletzt
deshalb so gut, weil er auch eine Absichtserklärung an seine Tochter war – Ich bin da, ich bin zuverlässig, du

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