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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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Tür. »Komm schon.«
    »Bin am Kühlen«, sagte
Schwartz. »Was ist denn?«
    Wenn Coach Cox so
schnaubend Atem holte, hieß das, dass er kurz davor war loszuschreien – was
selten vorkam. Henry fuhr dazwischen. »Hier ist es auch in Ordnung.« Er
wappnete sich und machte einen Schritt auf Schwartz zu. »Mike, es tut mir leid,
was passiert ist. Ich habe dich im Stich gelassen, ich habe alle im Stich
gelassen. Ich habe einen Fehler gemacht, und es tut mir leid. Es tut mir sehr,
sehr leid.« Streng genommen entschuldigte er sich dafür, dass er am Vortag die
Mannschaft hatte stehen lassen, was an sich schon ein unverzeihlicher Fehler
war, aber natürlich fühlte es sich anders an. »Coach Cox möchte, dass ich dir
etwas sage: Ich habe beschlossen, die Mannschaft zu verlassen.«
    Schwartz starrte direkt
in seinen Spind; hängende behaarte Schultern, riesige Eisbeutel auf den Knien.
Er griff hinein, zog einen Deoroller hervor, zog mit einem saugenden Plopp die Kappe ab und hob einen Arm über den Kopf. »Izzy
ist unser Shortstop«, sagte er. »Du kannst ohnehin nicht werfen.«
    »Ich weiß. Darum will
ich ja aufhören.«
    Schwartz wechselte den
Arm. »Das ist interessant«, sagte er. »Ich dachte, es liegt daran, dass du
meine Freundin genagelt hast.«
    »Ich nagle alle deine
Freundinnen!«, schrie Henry. Es ergab keinen Sinn, aber er schrie es trotzdem.
Seine Hände waren zu Fäusten geballt, und es hätte ihn nicht gewundert, wenn er
sich auf Schwartz geworfen und auf ihn eingeprügelt hätte. »Wen zum Teufel
interessiert’s?!«
    Mit unendlich langsamen
Bewegungen zog Schwartz ein Westish-Baseball-Trikot aus einem Spind, steckte
den Kopf durch die Halsöffnung und entfaltete es über seinen massiven Torso.
»Möglicherweise niemanden«, sagte er, die Augen noch immer auf das Innere des
Spinds geheftet. »Rick, interessiert es dich, ob Skrimshander meine Freundin
nagelt?«
    Rick, dessen Spind sich
neben dem von Schwartz befand, hob bedächtig den Kopf, ein grimmiger Ausdruck
lag auf seinem rosigen Gesicht. »Nicht so«, sagt er.
    »Starblind, was ist mit
dir?«
    »Nö.«
    »Izzy?«
    Stille.
    »Izzy?«
    »Nein, Abuelo .«
    Schwartz ging reihum,
Name für Name. Einer nach dem anderen murmelte, nein, es interessiere ihn
nicht, ob Henry Schwartz’ Freundin nagle. Wenigstens war Owen nicht da. Henry
wusste nicht, wer ihm am meisten leidtat, aber er wusste, wem er die Schuld zu
geben hatte – sich selbst.
    »Na, dann wär das ja
geklärt«, sagte Schwartz. »Lasst uns trainieren.« Er nahm die Ziploc-Beutel von
den Knien, kippte das Eis in den vergitterten runden Ausguss zwischen den
Bänken und stakste o-beinig und unter knackenden Geräuschen aus der Umkleide,
während sich die anderen an ihre Spinde pressten, um seinem massigen Körper
Platz zu machen.
    »Das ist ja toll.«
Coach Cox’ Stimme schwoll von einem Brummen zum Gebrüll eines Armeeausbilders
an. »Das ist ja verdammt noch mal her vor ragend. Ab mit
euch ins Fußballstadion, und zwar so fort ! Ihr werdet
laufen, bis ihr kotzt !« Er sah Henry an. »Kommst du?«
    »Nein«, sagte Henry.
    »Willst du das wirklich
durchziehen, Skrim? Willst du das verdammt noch mal wirklich durchziehen?«
    Henry nickte. »Ja, das
will ich.«

59
    —
    Affenlight saß im Audi, rauchte verstohlen eine Zigarette
und sah über die menschenleere Main Street zum Haus der Bremens hinüber, mit
seiner ausladenden Veranda, den ungleichmäßigen Kuppeln und dem manikürten
Rasen, dessen Farbe in der aufziehenden Dämmerung allmählich von Grün zu Grau
wechselte. Nachdem Pella gegangen war, war ihm eingefallen, dass Professor
Bremen sich in diesem Frühjahr von der Fakultät für Physik pensionieren ließ,
nach New Mexico zog, um Golf zu spielen, mit seiner Frau durch die Wüste zu
spazieren und zum Spaß ein bisschen an
einer Internet-Universität zu lehren. Bremen war ein paar Jahre jünger als
Affenlight, aber er hatte ordentlich abkassiert.
    Und wirklich, dort auf dem Rasen stand es: ein Schild mit der
Aufschrift ZU VERKAUFEN .
    Pella hatte bei zwei
Westish-Studentinnen, die abseits des Campus wohnten, ein Zimmer gefunden, in
dem sie bis zum Semesterende bleiben konnte. Affenlight hatte sie diesbezüglich
eine Nachricht auf den Anrufbeantworter in der Dienstwohnung gesprochen, als
sie wusste, dass er im Büro sein würde. Sie habe einen Festnetzanschluss, doch
sie hoffe, dass er nicht so bald dort anrufen werde. Sie brauche etwas Zeit für
sich.
    Affenlight drückte die
Zigarette

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