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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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Brust
ihrer Nadelstreifentrikots zierten. Schwartz blickte hinaus auf das
smaragdfarbene Spielfeld, das Teil des brandneuen Minor-League-Stadions in
Comstock, South Carolina, war. Unter den steil aufragenden Lichtmasten schien
das Feld auf magische Weise zu atmen, in den Rasen war ein präziser
Strahlenkranz aus hellerem und dunklerem Grün gemäht. Am Ende der
First-Base-Linie waren die Amherst-Fans bereits aufgestanden, sie sangen und
johlten und schwenkten ihre violetten Fähnchen. Ein bulliger Mann in einem
Smoking, der ihm eine Nummer zu klein war, stieg über die Tribünenabsperrung
und stolzierte mit einem kabellosen Mikrofon in der Hand zur Home Plate,
gefolgt von einem gebückt laufenden Kameramann in einem Polo-Shirt mit dem Logo
des Sportsenders ESPN . Der Smokingträger wandte sich
der Menge zu, nahm seinen großen weißen Cowboyhut vom Kopf und drückte ihn an
die fleischige Brust.
    »Was will der am Schlagmal?«, murrte Izzy. »Der verschmiert doch die
Kreide.«
    Suitcase, der neben
Izzy stand, nickte und spuckte aus. »Wir sind hier bei der
Nationalmeisterschaft, verdammt. Die hätten die Hymne wenigstens von einem
Schnittchen singen lassen können.«
    »Aber echt. Ein
Schnittchen im Kleid. Was ist daran so schwer?«
    »Pssssst«, zischte
Loondorf. »Das ist Eric Strell.«
    »Das ist wer?«
    »Eric Strell. Ihr wisst
schon, ›Don’t Fence Me Out‹«. Loondorf, der als Tenor bei den Westish Wails
sang, begann leise zu schmachten: »Don’t … fence me out / In
my heart there is no doubt …«
    »Country ist schwul«,
sagte Izzy.
    »Es ist ein guter
Song«, protestierte Loondorf. »Vielleicht singe ich ihn solo.«
    »Schwul.«
    »Es geht darin um
mexikanische Einwanderer. Wie deinen Vater .«
    »Schwu-hu- hul .«
    Owen räusperte sich.
    Izzy hielt sich die
Kappe vor den Mund. »Sorry, Buddha.«
    »Klappe halten, alle
Mann.« Schwartz’ Stimme war schneidend, aber insgeheim freute er sich, dass die
Jüngeren locker genug waren, um herumzualbern. Er selbst hatte sich schon zwei
Mal vor Aufregung übergeben – einmal diskret ins Waschbecken des Umkleideraums,
einmal weniger diskret an der linken Foulstange während des Aufwärmens. Wenn
irgendein Ball in der Ecke landete, konnten sich Quisp oder der linke
Feldspieler von Amherst auf eine schmierige Überraschung gefasst machen.
    Eric Strell schmetterte
ganz schön los. Er war kein kleiner Mann, nur ein Stückchen kleiner als
Schwartz, und er hatte sich in diesen Smoking gezwängt, und dann die Stiefel,
die Cowboykrawatte, das volle Programm, seine Wangen von der alkoholischen
Farbe eines Tatarsteaks, besonders, als er die rechte Hand mit der Krone seines
Huts darin zum Himmel emporreckte und sein anschwellendes HOME  … OF  … THE  … BRAAYYYYYVE dehnte, bis er vornübergebeugt, in sich zusammengesackt und ausgelaugt dastand
wie Asch nach einem Lauf zum Leuchtturm. Die Menge explodierte. Eric Strell
richtete sich auf und winkte mit seinem überdimensionierten Cowboyhut zur
Tribüne hinüber. Er hob das Mikro bis dicht vor sein nunmehr hochrotes Gesicht,
eine fleischige Hand unterhalb des Poppschutzes fest darumgelegt, und blickte
in die Kameralinse, machte Liebe mit jedem einzelnen amerikanischen Zuschauer,
der ESPN 2 in der Hoffnung
eingeschaltet hatte, die Wiederholung eines Bowling- oder Billardturniers zu
sehen, und stattdessen das Meisterschaftsspiel im College-Baseball der dritten
Division vorgesetzt bekam. »Spiiiiieeeeelt!«, schnurrte er.
    Schwartz setzte seine
Kappe auf, blinzelte einen aufmüpfigen Tropfen Salzwasser weg. Mit der Hymne
kriegte man ihn immer, und dazu die fast schon unlautere Schönheit eines
professionellen Spielfelds, das kostbare, aufrührerische Grün des Rasens, die
sauber ausgemähten Bases, alles gepflegt wie ein lebendes Kunstwerk. Als er
sich wieder zur Spielerbank umdrehte und den Blick über die Tribüne wandern
ließ, hatte er den Eindruck, das kleine Aufgebot marineblauer Fans würde
komplett aus Müttern bestehen: Ricks Mutter, flankiert von den schlaksigen
zehnjährigen O’Shea-Zwillingen. Die Mutter von Sal Phlox, alt und weißhaarig
und an Papa Phlox’ Ellbogen gelehnt. Specks Mutter, die, während alle anderen
standen, wegen ihrer Gicht sitzen musste und auf beiden Seiten über ihren Sitz
lappte, eine reife Blaubeere von einer Frau in ihrem Westish-T-Shirt Größe XXXL . Owens
und Izzys Mütter, die ihre Westish-Fähnchen schwangen wie Cheerleader.
Loondorfs Mutter, die ihnen im Laufe der Saison so

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