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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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Notaufnahme
saß. Du hast dich in das Ding reingestürzt wie in einen Swimmingpool.«
    Henry schwieg.
    »Du hast dich sogar
weiter von der Plate weggestellt, damit er nach innen wirft, um dich
auszuschalten. Du hast ihn geködert.«
    Henry würde es weder
zugeben noch abstreiten.
    »Was war dein Plan,
Henry? Zu sehen, wie viele Leichen sich an einem Tag auftürmen lassen?«
    Schwartz war sauer,
daran bestand kein Zweifel, obwohl er die Stimme nicht gehoben und kaum mit
einem Muskel gezuckt hatte, als hätte er einen so tiefen Erschöpfungszustand
erreicht, dass er sich niemals wieder bewegen oder schreien würde. »Was ist mit
dem Buddha? Der arme Buddha. Da hat er gerade die Sache mit Affenlight erfahren
– und dann muss er dasitzen und zugucken, wie du dich umzubringen versuchst? Du
hättest auch einfach zu Hause bleiben können.«
    »Ich dachte, ich könnte
mit der Schulter reingehen und so eine Base rausschlagen«, sagte Henry. »Ich
habe nicht erwartet, dass er so hoch wirft.«
    »Tja, Dougal ist ein
verrückter Drecksack. Nur nicht ganz so verrückt wie du.«
    Das war das Netteste,
was Schwartz bisher gesagt hatte. Trotz der Intensität seiner Kopfschmerzen
spürte Henry ein seltsames, kitzelndes Schwindelgefühl die Wirbelsäule hinauf-
und wieder hinunterlaufen. »Ich hatte da draußen nicht viele Möglichkeiten«,
sagte er.
    »Ausholen und
vorbeischlagen. Mit uns nach Hause fliegen. Das wäre eine Möglichkeit gewesen.«
    »Bist du nicht froh,
gewonnen zu haben?«
    Hinter dem Vorhang des
einzigen Fensters erschien allmählich ein wenig Licht. Schwartz’ Armbanduhr,
die in der Düsternis gelbgrün schimmerte, zeigte 5:23 – Henry war
zu durcheinander, um zweiundvierzig abziehen zu können, aber es war vier Uhr
irgendwas in der Frühe.
    »Doch«, sagte Schwartz
schließlich. »Das bin ich.«
    Das Schwindelgefühl
spülte von den Zehen bis zum Hals über Henrys Körper hinweg. Es fühlte sich
wunderbar an, wie Engelsgesang. Vielleicht war Henry, Schwartz’ Ärger zum
Trotz, in den Augen seines Freundes wenigstens teilweise rehabilitiert.
    Der Schwindel schwoll
zu Glückseligkeit an. Seinen Gliedern fehlte die Energie, sich zu bewegen, aber
eine andere Art von Energie floss durch sie hindurch, die ihren Ausgang
irgendwo in seinen Knochen und Organen nahm und sich nach außen ergoss, ihn von
innen reinwusch, durch ihn hindurchspülte und ihn bis unter die Haut
durchflutete. Vielleicht war es Schwartz’ Anwesenheit, vielleicht war es die
Tatsache, dass die Harpooners die Nationalmeisterschaft gewonnen hatten – aber
die Glückseligkeit lachte über derlei Dinge, und Henry erkannte, dass sie, was
die Glückseligkeit betraf, keine Rolle spielten. Vielleicht fühlte sich Sterben
so an.
    »Geht es mir gut?«,
fragte er.
    »Kommt drauf an, was du
meinst. Du hast eine Gehirnerschütterung. Eine ziemlich schlimme. Dougal wirft
mit fast hundertfünfzig Sachen, weißt du? Aber die Ärzte glauben, dass du nicht
deswegen kollabiert bist. Laut Blutuntersuchung fehlen dir so ziemlich alle
Minerale und Nährstoffe, die man zum Leben braucht. Sogar Salz. Das muss man
erst mal schaffen, dass einem das Salz ausgeht. Ich glaube, du wirst ein
Weilchen hierbleiben.«
    »–«
    »Er
hat versucht, sich von innen zu ertränken, so hat es einer von den Ärzten gesagt.«
    Henry betrachtete die
weiße Unterseite seines Unterarms, wo ein Stück durchscheinendes Klebeband die
Nadeln und den Mullverband fixierte. »Ist das Morphium?«
    Das entlockte Schwartz
ein kleines Lächeln. »Wenn es das wäre, hätte ich es dir schon längst
rausgerissen und mir selbst in den Arm gesteckt. Das sind beides nur
Nährlösungen.«
    »Hm.« Er war zu der
Überlegung gelangt, dass die Glückseligkeit das Ergebnis von Morphium oder
irgendeiner anderen phänomenalen, funkelnden Droge war, die in sein Blut
befördert wurde. Aber vielleicht war es einfach nur Nahrung, die ihm dieses
Gefühl gab. In dem Fall war es das vielleicht wert, ein paar Wochen lang nichts
zu essen, wenn sich am Ende diese Glückseligkeit einstellte.
    »Wie geht es Owen?«
    Schwartz schüttelte den
Kopf, als wollte er sagen, Frag nicht. »Er hat sich
direkt nach dem Spiel auf den Weg gemacht. Um sich um Pella zu kümmern.«
    »Wie geht es Pella?«
    Schwartz stand auf und
sah auf die Uhr. »Ich muss den ersten Flug nehmen«, sagte er. »Bestimmt kommen
später noch ein paar von den Jungs vorbei, wenn sie rechtzeitig aufwachen. Sie
sind noch am Feiern.«
    »Okay«, sagte Henry.
    »Sag

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