Kunst des Feldspiels
Potential als die meisten anderen Spieler, die so
spät gewählt werden, und wir werden dir einen entsprechend höheren Bonus
anbieten, um dich zum Unterschreiben zu bewegen. Was würdest du zu einhundert
sagen?«
»Dollar?«
Dwight lachte.
»Tausend. Einhunderttausend Dollar im Voraus. Nun, wie dem auch sei, das können
wir später besprechen. Du hast bis Ende August Zeit, den Vertrag zu
unterschreiben. Wenn du nicht unterschreibst, verlieren wir die Rechte, und du
kommst nächstes Jahr wieder in die Auswahl. In dem Fall werde ich deine
Fortschritte genau verfolgen.«
Henry sagte nichts. Es
gab nichts zu sagen. Einhunderttausend Dollar, um Baseball zu spielen: Das war
genau das, was er immer gewollt hatte.
»Übrigens«, fügte
Dwight hinzu, »die Chicago Cubs haben deinen Kumpel Adam Starblind ausgewählt.
Er hat im Lauf des letzten Monats oder so ziemlichen Eindruck gemacht.«
»Wow. Das ist ja … wow.« Lass es nach mir gewesen sein. Lass es bitte nach mir
gewesen sein. »In welcher Runde war das?«
»In der
zweiunddreißigsten«, sagte Dwight. »Direkt vor dir.«
78
—
Als Pella über den Großen Hof ging, fühlte sie sich wieder
ein wenig wie sie selbst. Es war ein glühend heißer Tag Anfang August, zwei
Monate nach dem Tod ihres Vaters, und es war außerdem der geschäftigste seit
dieser schrecklichen ersten Woche, als von überallher Blumen und
Kondolenzwünsche gekommen waren. Mrs. McCallister hatte alle notwendigen
Vorkehrungen getroffen und die Dankesschreiben übernommen. Pella lag im
Gästebett der Dienstwohnung, Mike an ihrer Seite, und weigerte sich zu weinen.
Heute Morgen hatte sie eine kurze Schicht im Speisesaal übernommen.
Danach hatte sie mit Professor Eglantine zu Mittag gegessen, die ihr für den
Herbst ein persönliches Tutorium angeboten und darauf bestanden hatte, dass
Pella sie »Judy« nannte. Pella fürchtete, dass Professor Eglantine – Judy – nur
nett zu ihr sein wollte, aber andererseits schien sie es gern zu tun, und es
wäre toll gewesen, sie als Tutorin und möglicherweise, wenn das nicht zu viel
verlangt war, als Freundin zu haben. Im Mittelpunkt des Lehrplans, den sie
gemeinsam erstellt hatten, während Professor Eglantine wenig angetan in ihrem
Cobb Salad herumstocherte, stand der Briefwechsel zwischen Mary McCarthy und
Hannah Arendt. Alles in allem war es ein ermutigendes Mittagessen gewesen.
Jetzt war sie auf dem
Weg zum Büro von Dekan Melkin im Erdgeschoss der Glendinning Hall, um die
letzten Details ihres Studienbeginns im Herbst zu besprechen. Pella war nicht
ganz klar, wie viele Details es noch zu besprechen gab und warum Dekan Melkin,
dem sie noch nie begegnet war, so darauf brannte, sie zu besprechen. Gut, es
war inzwischen August, aber er hatte schon den ganzen Sommer über in der
Dienstwohnung angerufen – der erste Anruf war viel zu kurz nach dem Tod ihres
Vaters gekommen – und um ein Treffen gebettelt. Pella hatte ihn in einer Reihe
kurzer E-Mails mit großzügigen Zeilenabständen abgewimmelt, in denen sie
erklärte, dass sie für persönliche Gespräche noch nicht bereit sei, hatte sich
aber beim Zulassungsbüro, der Registrierstelle und der studentischen
Krankenversicherung gemeldet. Diese anderen Abteilungen hatten ihr einfach
Formulare per E-Mail geschickt, die Mike ausgefüllt und abgegeben hatte. Dekan
Melkin hingegen hinterließ immer neue flehentliche Nachrichten auf ihrem
Anrufbeantworter.
Er telefonierte gerade,
als Pella vorsichtig durch den Spalt seiner halbgeöffneten Tür spähte. Er
lächelte und hielt zwei Finger in die Luft, um anzuzeigen, wie viele Minuten er
noch brauchen würde. Exakt nach Ablauf dieser Zeit bat er sie herein. Er war
ein schlanker Mann in Khakihose und einem zu großen Jackett mit
Hahnentrittmuster und Ellbogenflicken, jugendlich auf die leicht embryonale
Weise gewisser Abkömmlinge der oberen Britischen Inseln, während sein blasses
Haar am Ansatz auf allen Seiten unregelmäßig zurückwich.
»Pella.« Er schenkte
ihr ein rosiges Lächeln. »Danke, dass Sie gekommen sind. Ich weiß, dass Sie
keinen einfachen Sommer hatten.«
Pella nickte ein
unverzweifeltes Nicken, das bedeuten sollte, dass sie nicht darüber sprechen
mussten.
»Wenn Sie einfach mal
reden möchten«, sagte er, »morgens, mittags, abends, ganz egal, zögern Sie
nicht, mich anzurufen. Ich habe meine Handynummer auf Ihrem Anrufbeantworter
hinterlassen, aber ich kann sie Ihnen auch gleich noch einmal geben.«
»Danke«, sagte Pella.
Sie
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