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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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nahmen Platz. Auf
Melkins Schreibtisch war ein hoher Stapel Unterlagen aufgeschichtet, auf dem
ein Post-it mit ihrem Namen klebte – Unterlagen über Grundanforderungen der
Zulassungen, Online-Registrierung, Fremdsprachennachweis,
Advance-Placement-Punkte, Essensgutscheine, Krankenversicherung. Er begann sie
mit ihr durchzugehen, oder er versuchte es, doch nachdem sie das durch
Höflichkeit gebotene Minimum an Zeit hatte verstreichen lassen, bemerkte Pella
jedes Mal ruhig, ja, ja und ja, das sei bereits erledigt. Und jedes Mal lobte
der merkwürdig nervös wirkende Dekan Melkin ihre Umsichtigkeit und wandte sich
dem nächsten bereits erledigten Thema zu.
    »Zu guter Letzt«, sagte
er, »die Unterkunft. Es war nicht leicht, Sie noch unterzubringen – wir sind
nur eingeschränkt flexibel, was nachträgliche Anmeldungen betrifft –, aber ich
habe ein bisschen getrickst, und ich kann Ihnen nicht nur ein Zimmer anbieten,
sondern auch ein, wie ich meine, hervorragendes Gesamtarrangement.« Er lehnte
sich zufrieden in seinem Stuhl zurück. »Sie werden sich das Zimmer mit einer
jungen Frau namens Angela Fan teilen, die nicht nur mit dem diesjährigen
Maria-Westish-Stipendium ausgezeichnet wurde – was, wie Sie sicher wissen, auf
ein extrem hohes akademisches Niveau schließen lässt –, sondern vor kurzem auch
bei einem kleinen Verlag in Portland einen Gedichtband veröffentlicht hat. Und
letztes Jahr hat sie ein Urlaubssemester genommen, um auf einem Bio-Bauernhof
in Maryland zu arbeiten. Sie ist also auch eine etwas lebenserfahrenere
Mitbewohnerin, als Sie sie sonst wahrscheinlich gehabt hätten.«
    »Oh nein«, sagte Pella.
»Es tut mir leid. Ich kann gar nicht glauben, dass ich das nicht schon viel
früher erwähnt habe. Ich habe vor, abseits des Campus zu wohnen. Um ehrlich zu
sein, habe ich gerade einen Mietvertrag unterschrieben. Zusammen mit meinem
Freund.« Sie wusste nicht, warum sie das mit dem Freund hinzugefügt hatte – für
die in Rosa getunkten Ohren des Dekans schien es viel zu verrufen.
    Dekan Melkin schaute
ziemlich traurig drein. »Ah«, machte er. »Hmmm … es ist eigentlich Vorschrift,
dass alle Erstsemester in den Wohnheimen untergebracht werden. Wir glauben,
dass es einer Eingliederung in das College-Leben förderlich ist. Selbst unsere
außerordentlichen Studenten …« Ein Krieg schien sich in ihm abzuspielen, ein
Kampf zwischen seiner Verpflichtung den College-Statuten gegenüber und seinem
verzweifelten Wunsch, ihr entgegenzukommen. Pella konnte nicht anders, als
etwas tiefer in ihren Stuhl zu rutschen, um ihre Trauer stärker zu akzentuieren
– sie hatte nicht die geringste Lust, so zu tun, als lebte sie im Wohnheim, und
von ihrer und Mikes gemeinsamer Wohnung zur wöchentlichen Popcorn-Party beim
Wohnheimtutor zu hetzen.
    »Das lässt sich gewiss
arrangieren«, entschied Dekan Melkin rasch und lächelte huldvoll. »Das
Wichtigste ist, dass Sie sich in Westish wohlfühlen.«
    Pella dankte ihm
überschwänglich, dankte ihm dann nochmals und stand schließlich auf, um zu
gehen. Doch Dekan Melkin wirkte jetzt so ratlos, so auf gewisse Weise
hilfsbedürftig, dass sie ihren Hintern in den Stuhl zurücksinken ließ.
    »Dann geht es Ihnen so
weit gut?«, sagte er.
    Pella nickte.
    »Ihr Vater war ein
interessanter Mann. Er hatte etwas … etwas Besonderes an sich.« Dekan Melkin
zupfte an den golden lackierten Manschettenknöpfen seiner Jacke. »Sie hier zu
haben war das Allerwichtigste für ihn.« Er blickte zu ihr auf, sein
Gesichtsausdruck war inzwischen so ratlos, dass man ihn schon als gequält
bezeichnen konnte.
    »Es kam sehr
unerwartet«, sagte er.
    »Ja.« Pella nickte mit
dem Ernst, der einerseits von ihr erwartet wurde, andererseits leicht aufzubringen
war.
    »Das heißt also … es
kam wirklich sehr unerwartet? Es gab nicht irgendeine Art … auslösende
Krankheit?«
    »Nein«, sagte Pella.
»Ganz und gar nicht.«
    »Ah. Aha.« Dekan Melkin
rümpfte seine leicht embryonale Stupsnase. Das Nichtvorhandensein einer auslösenden
Krankheit schien ihn zu entmutigen. »Es kam also sehr unerwartet, aber es war
nicht … das heißt, es war …« Er zögerte, presste die Lippen aufeinander. »Es
war eine natürliche Ursache?«
    »Natürlich.« Pella sah
Dekan Melkin mit zusammengekniffenen Augen an, versuchte zu verstehen, worauf
er hinauswollte. »Was für Ursachen gibt es denn sonst noch?«
    »Nun ja. Keine, nehme
ich an.« Er blickte schmerzerfüllt zu ihr auf. »Aber es ließe sich

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