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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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Mike sich neben sie
legte. Das Gewicht seines Körpers verformte die Matratze, wodurch sie zu ihm
rollte. Er flüsterte ihren Namen, was ihr aus irgendeinem Grund total
eigenartig vorkam. Vielleicht wollte er bloß sichergehen, dass er ihn nicht
vergaß. Sie spürte die Weichheit seines Barts – dichter, weicher als Davids –
an ihrer Stirn. Die Kerze flackerte und winkte, durch die Wand hörte man leises
Schnarchen. Sie kuschelte sich an seinen Körper an, roch den
süßlich-schwitzigen Geruch seines Nackens und schlief ein.

19
    —
    Über einen nächlässig instand gehaltenen Highway rumpelten
die Harpooners zu ihrem nachmittäglichen Doppeleinsatz in Opentoe, Illinois.
Die halbe Mannschaft schlief. Die andere Hälfte starrte hinaus auf das
vorbeiziehende Farmland, Kopfhörer in DJ -Größe über
die Baseballkappen gezogen. Das wolkenverhangene Morgenlicht drang durch die
Busfenster und legte sich schmierig auf das Braunoliv der genarbten Sitze.
Schwartz’ Schläfen pochten halb verkatert. Zwei Liter Crazy Horse gehörten
nicht zu seinen üblichen Spiel-Präliminarien. Trotzdem ging es ihm besser als
am Tag zuvor. Heute zwei Spiele, morgen Ruhetag und dann vielleicht eine
weitere Verabredung oder etwas in der Art mit Nawemwohl? Er wollte versuchen,
nicht an sie zu denken, nicht einmal an ihren Namen, wollte die Tatsache, dass
es sie gab, ganz hinten in seinem Kopf deponieren, wie eine 1000-Dollar-Prämie
auf dem Konto. Schlechter Vergleich: Sein Konto war ganz offiziell am Ende,
seiner Kreditkarte hatte das gestrige Abendessen den Todesstoß verpasst. Wenn
er sich an der Raststätte einen Kaffee holen wollte, würde er Henry bitten
müssen, ihm auszuhelfen. Denn Henry konnte sich das plötzlich leisten.
    Na gut, einmal kurz an Pella denken: Für jemanden, der angeblich
unter heftiger Schlaflosigkeit litt, schlief sie ganz schön fest. Er hatte es
versäumt, seinen Wecker oder den zusätzlichen Alarm an seiner Uhr zu stellen,
und war heute Morgen erst aufgewacht, als Asch an die Schlafzimmertür gehämmert
und verkündet hatte, er sei dann so weit. Was hieß, dass sie bereits spät dran
waren, weil Asch jedes Mal verschlief. Schwartz entwand sich Pellas
Umklammerung, schlüpfte in eine Jogginghose, schmiss den dreckigen Sportdress
in die Sporttasche (die Harpooners kümmerten sich selbst ums Waschen oder
sollten das zumindest) und wandte sich zur Tür. Auf dem Weg hinaus hielt er
inne, um Pella eine Locke aus den Augen zu streichen, unsicher, ob er sie
wecken sollte oder nicht. Sie rührte sich nicht. Vielleicht würde sie den
ganzen Tag hierbleiben, schlafen und schlafen, ihr Atem als einziges Geräusch
im Haus. Der Gedanke gefiel ihm.
    Jetzt holte er seinen
Laptop hervor und öffnete die Abschlussarbeit auf dem Bildschirm. Zum ersten
Mal seit seiner ersten Absage hatte er das Gefühl, womöglich arbeiten zu
können.
    »Schule!«, rief Izzy
und zeigte durch das Fenster auf ein gestrecktes, fensterloses und
turmbewehrtes Gebäude aus grauen Ziegeln.
    »Schule«, stimmte Phil
Loondorf zu.
    Steve Willoughby beugte
sich über den Mittelgang, um besser sehen zu können. »Das ist ein Knast«, sagte
er. »Hundertprozentige Vollzugsanstalt.«
    Als der Bus am Gebäude
vorbeirappelte, bestätigte ein Schild mit Blockbuchstaben, dass es sich in der
Tat um die Justizvollzugsanstalt Wakefield handelte.
    »Das ist unfair!«,
sagte Izzy. »Steve hat das Schild gesehen!«
    »Hab ich nicht. Guck’s
dir einfach an. Das Teil hat Wachtürme für Scharfschützen.«
    »Na und, Alter? Hatte
meine Highschool auch.«
    »Punkt für Willoughby«,
sagte Henry.
    »Ach, Mann .« Izzy ließ sich in seinem Sitz zurückfallen. »Buddha
hätte ihm den nicht gegeben.«
    »Ich bin aber nicht der
Buddha«, sagte Henry, und damit hatte es sich. In der Abwesenheit von Owen, der
bei Schule oder Knast üblicherweise den Unparteiischen gab, hatte Henry sich
bereit erklärt, als Gastschiedsrichter einzuspringen. Wer von den
Studienanfängern die meisten Punkte auf dem Weg nach Opentoe erzielte, war an
diesem Nachmittag der Zeugwartpflicht enthoben. »Demnach steht es jetzt zwei zu
eins zu eins«, verkündete Henry. »Zu null, weil Quisp pennt.«
    »Wer ist besser?«,
wandte sich Izzy an Steve und Loondorf. »Henry oder Derek Jeter?«
    »Oooh. Schwierige
Wahl.«
    »Ich würde Jeter
nehmen.«
    »Dafür liegt Henry
defensiv vorn, mindestens.«
    »Defensiv schon. Aber
Jeter schlägt besser.«
    »Henry in fünf Jahren
oder Jeter?«
    »Meinst du Jeter

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