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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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verblichenen Arbeitgeber fort. Schwarzenbergers Interessenschwerpunkt lag auf internationalem Kunsthandel und Agenturtätigkeiten im weitesten Sinne. Seine Firma makelte Kontakte zwischen Mäzenen, Künstlern, Händlern und Ausstellungsmachern. Die anfallenden Provisionen ließ er sich in Kunstwerken bezahlen, was bei steigenden Preisen lukrativ wurde, und für steigende Preise sorgte die Schwarzenberger-Agentur mit professionellem Marketing – eine Win-Win-Situation, alle waren zufrieden und Yves Schwarzenberger ein guter Mensch.
    Der Bartender servierte ein Evian und einen Café au lait. Ich verzichtete auf Maßnahmen. Madame Toussaint wurde nicht müde, mir die soziale und kulturelle Bedeutung der Agentur zu schildern; nicht nur Düsseldorf, das ganze Land profitierte von Schwarzenbergers Weisheit und Großmut. Über eine Viertelstunde steigerte sie sich in wirkliche Begeisterung, bis ich in eine kleine Atempause hinein fragte:
    »In welcher Beziehung stand denn Lothar van Wygan zu Schwarzenberger?«
    Madame Toussaints Gesicht verschloss sich, und ihr Akzent war plötzlich fast vollständig verschwunden. »Darüber weiß ich nichts. Ich kenne den Herrn Professor ausschließlich privat. Und ich denke, Sie werden verstehen, dass ich keinerlei Auskunft über ihn geben werde. Pardonnez-moi  …« Sie stand auf, griff nach ihrem Handtäschchen und bewegte sich in Richtung Damentoilette. Nach zwei Schritten hielt sie inne, drehte sich um und stellte die Tasche zurück auf ihren Barhocker, bevor sie verschwand.
    Nachdenklich sah ich die Ferrari-rote Ferragamo-Tasche an, dann klappte ich sie vorsichtig auf, warf einen Blick auf das Knopfmikrofon und den laufenden Mini-Disc-Recorder und schloss sie wieder: Eine Frau wie Madame Toussaint ließ ihre Handtasche natürlich nicht ohne Grund zurück, wenn sie sich die Nase pudern ging. Jemand wollte wissen, was ich wissen wollte. Und es gab wenig Zweifel, wer dieser jemand war.
    Mein Handy läutete, Friedel Hausmann meldete sich.
    »Bist du heute Abend in der Akademie?«, fragte er.
    »Natürlich«, antwortete ich. »Ich hätte sonst das Gefühl, was zu verpassen.«
    »Wenn du willst, können wir danach zu mir gehen. Wir sind ja gestern Abend unterbrochen worden.«
    »Okay. Wir können reden, sie ist gerade mal raus«, sagte ich in Richtung der Handtasche.
    »Was? Wer?«, fragte Friedel.
    »Bisher verkauft sie mir nur Allgemeinwissen, aber ich lass mich von der nicht für dumm verkaufen. Es war garantiert nicht ihre eigene Idee, sich mit mir zu treffen, und ich weiß genau, wer dahintersteckt.«
    »Von wem redest du eigentlich? Ich versteh kein Wort!«
    »Van Wygan versucht, mich zu verarschen. Aber das wird ihm nicht gelingen.«
    »Aha, daher weht der Wind. Geh nicht zu hoch ran, der Mann hat Beziehungen.«
    »Mach dir keine Sorgen. Bis nachher«, sagte ich und beendete das Gespräch.
    Verstimmt nippte ich an meinem Café au lait. Ich hatte keine Ahnung, ob es eine gute Idee war, den Professor zu provozieren. Aber für meinen Geschmack beobachteten mich zu viele Leute aus dem Hinterhalt. Sichtbare Gegner waren mir lieber, auch wenn es sich dabei um Freunde des Oberbürgermeisters handelte.
    Madame Toussaint kam zurück, sichtlich gesammelt, mit frischem Lippenstift und erneuertem Akzent. Sie stellte die Handtasche zwischen uns auf die Bar.
    »Was wissen Sie denn über Schwarzenbergers Geschäfte mit Egon Wolter?«, fragte ich ohne erneute Einleitung, sobald sie wieder auf ihrem Hocker saß.
    »Isch ‘atte nur mit die Kunstgeschäft zu tun, von die Aktienhandel weiß isch nischts. Rien du tout .«
    »Wer wird denn nun die Aktiengeschäfte weiterführen?«
    »Madame Schwarzenberger, denke isch.«
    »Glauben Sie, Wolter hat Ihren Chef umgebracht?«
    »Die Polizei ‘at das gesagt.«
    »Ja, aber was glauben Sie ?«
    »Wenn die Polizei das sagt, dann glaub isch das naturellement . Und wer sollte sonst Yves etwas antun?«
    »Ja, wer?« Ich sah ihr in die Augen, bis sie den Blick senkte.
    »Isch weiß nischts«, flüsterte sie.
    »Natürlich, rien du tout.« Ich legte einen Schein auf die Theke und stand auf. »Schade, ich hatte auf eine gedeihlichere Zusammenarbeit gehofft, Madame. Meine Empfehlung an den Herrn Professor.«
    Sie schwieg zum Abschied.
    * * *
    Ich verließ die Bar durch die Halle des Ständehauses. Auf diesem Weg liegt sie tatsächlich am Kaiserteich. Draußen öffnete ich den Regenschirm, in dessen Schutz ich zur Elisabethstraße ging. Auf der anderen

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