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Kunstgriff

Kunstgriff

Titel: Kunstgriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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behauptet jedenfalls seine Bedienung, die nebenbei seine Lebensgefährtin ist. Genauer: war! Er hat sie rausgeworfen, und prompt ist ihr etwas eingefallen.«
    Wolfert spürte, wie seine Laune in den Keller sackte, was ebenso an Milanos ausschweifender Erzählweise wie am Hungergefühl liegen konnte, das sich mit der Erinnerung an das griechische Restaurant unverhofft einfand. »Jetzt sag schon! Ein Handel mit Metten?«
    »Nichts Großes. Mal ein Hunni, mal ein Essen mit allem Pipapo. Dafür vergaß Metten, allzu tief in die Kühltruhe einzutauchen.«
    »Dass er dort überhaupt essen mochte.«
    »Petrus weiß genau, wem er was vorsetzt.«
    Dann musste man sich um Milano bestimmt keine Sorgen machen. »Wird die Dame das zu Protokoll geben?«
    »Wie gesagt, Petrus ist …«
    »… ein guter Koch, aber ein schlechter Mensch. Also wird sie nicht aussagen?«
    »Was verlangst du?«, näselte Milano wie ein Filmmafioso. »Sie hat ein klassisches Profil. So hübsch, die griechische Nase, die bleiben soll, wie die Natur sie geformt hat. Oder kannst du die Frau schützen?«
    Wolfert schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wir haben wieder nichts in der Hand!«
    Milano warf ihm einen verblüfften Blick zu. Derartige Temperamentsausbrüche waren eigentlich sein Part. »Wir wissen immerhin, dass wir mit dem Verdacht gegen Metten richtig liegen.«
    »Das war mir sowieso klar«, knurrte Wolfert.
    Sema kam mit eiligen Schritten herein und wedelte fröhlich mit einem Blatt Papier.
    »Was ist das?«, fragte Milano.
    »Ein Reifenabdruck!«
    »Woher?«, wollte Wolfert wissen.
    »Aus der Nähe des Tatorts. Einem Jäger ist ein Wagen aufgefallen, der aus einem Waldweg kam. Gestern morgen. Sehr früh, kurz nach Tagesanbruch. Nach allem, was der Zeuge in den Zeitungen gelesen hat, kam ihm das verdächtig vor. Zumal er kurz zuvor die Innereien eines Rehs gefunden hatte, die vergraben waren und von Füchsen wieder ausgegraben wurden. Triftige Gründe, sich genauer umzusehen.«
    »Mit welchem Ergebnis?«, fragte Milano gespannt.
    Sema spitzte zufrieden die Lippen. »In der Nähe des Waldwegs lag ein totes Reh. Ein Stich mitten durchs Herz und auf der anderen Seite heraus. Ohne den Hund hätte er es niemals gefunden, sagt der Jäger, so gut war es im Gestrüpp verborgen.«
    Milano wirkte hellwach. »Ab damit zur Kriminaltechnik!«
    »Schon unterwegs.«
    »Was ist mit dem Wagen?«, fragte Wolfert, die schlechte Laune vergessend.
    »Dazu kann der Zeuge nur wenig sagen. Ein schwarzer oder dunkelblauer BMW, älteres Baujahr vermutlich. Vom Kennzeichen hat er gar nichts erkannt.«
    »Und der Fahrer?«
    »Fehlanzeige! Was spannend ist«, mit diesen Worten lehnte sie sich über den Schreibtisch hinüber, »Abdrücke dieses Profils haben wir auch auf dem Tatort-Parkplatz gefunden. Ebenso auf dem Parkplatz, der dem Fundort der Pfeilspitze am nächsten liegt.«
    »Gratuliere!«, sagte Wolfert mit ehrlicher Anerkennung, weil er wusste, welche Fleißarbeit die Kollegen beim Vergleichen und Auswerten der Reifenspuren zu bewältigen hatten.
    Irene Maibaum pochte an den Türrahmen und trat gleichzeitig ein. »Das Krankenhaus hat angerufen. Jemand dürfe jetzt mit Reisingers Onkel reden.«
    Wolfert sprang auf. »Ich übernehme das.«
    Auf dem Weg zur Klinik wollte er irgendwo zu Mittag essen. Mit einem gesunden Hunger verließ er das Büro. Der Fall nahm Fahrt auf.

20
    Donnerstag, der 19. Juni
     
    »Möchtest du noch einen Riesling? Und dazu vielleicht die Rote Grütze?«
    Rote Grütze gehörte zu den Spezialitäten ihrer Großmutter, und sie hatte oft genug davon geschwärmt. Lutz machte Anstalten, ihr die Dessertkarte zu reichen.
    Dankend hob Norma die Hände. »Nur einen Espresso bitte.«
    Das Pastagericht war ebenso gut wie reichlich ausgefallen. Sie liebte alle Sorten von Nudeln und Pizza, die man wunderbar vegetarisch zubereiten konnte. Lutz hatte am Spätnachmittag angerufen und sie für den Abend in den Rheingau eingeladen. Nun saßen sie auf der Terrasse und betrachteten das sanft vorangleitende Wasser, das das Abendlicht in ein Stahlgrau tauchte. Auf der Promenade hinter der Mauer spazierten die Fußgänger und ließen sich von emsigen Läufern überholen. Zwei wuselige Kläffer gerieten in Streit. Sie drohten, sich in den Leinen zu verwickeln, und wurden von ihren Besitzern unter Protest auseinandergerissen, um dann – ein jeder der Sieger – das Bein an einer Platane zu heben.
    Norma rieb sich die Seite, was Lutz nicht

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