Kunstraub im Städel
abgerundet, der ihn mit der nötigen Frischluft versorgte. Obendrein stand ein Eimer Wasser in Reichweite, in den er von Zeit zu Zeit seinen Waschlappen zu tauchen gedachte, um sich damit abzukühlen. Wie Yaks vertrug er Hitze nur schlecht, aber im Gegensatz zu diesen Viechern war er nicht dazu geboren, in einer Höhe von mindestens 3.000 Metern zu leben. So musste er halt mit Tricks arbeiten, damit sein Körper nicht überhitzte.
Maria war in der Küche mit dem Salat beschäftigt. Nun kam sie mit Herrn Schweitzers Handy heraus. „Anruf für dich. Ich glaube, Marlon Schmiedt, oder wie der heißt …“
„Smid. Schatz, der heißt Smid. Danke, gib her.“
Dieser teilte ihm mit, er befände sich gerade in Sachsenhausen und es würde ihm nichts ausmachen, kurz bei ihm vorbeizuschauen, um die Details zu besprechen. Vorausgesetzt natürlich, er, Herr Schweitzer, sei immer noch bereit, den Auftrag anzunehmen.
„Logo, klar, ich bin dabei“, erklärte er diensteifrig und teilte dem Meisterdetektiv seine jetzige Adresse auf dem Lerchesberg mit.
In einer viertel Stunde, höchstens aber in zwanzig Minuten sei er bei ihm, verkündete Marlon Smid daraufhin.
Ruckzuck war Herr Schweitzer auf Betriebstemperatur. Ungeachtet der Hitze erhob er sich voller Energie aus der Hängematte, um sich anzukleiden. Dabei erwischte er das Wasserglas, das erst umfiel und dann langsam über den Rand des Blumentischs rollte, ohne dass er einzugreifen imstande war. „Verdammt“, fluchte er und ging hinein.
Mit Kehrblech und Handfeger kehrte er zurück, die Scherben zu beseitigen. Kurz dachte er daran, einen Tisch extra für Hängematten zu konstruieren, denn vor einer Woche war ihm dasselbe schon einmal passiert. Herr Schweitzer nahm sich vor, sich mit diesem Thema in nächster Zeit mal näher zu beschäftigen, ehe ihnen die Gläser ausgingen.
Es klingelte. Er dirigierte Marlon Smid direkt in den Atriumgarten.
„Oh, schön hast du’s hier. Ist ja richtig gemütlich.“
„Gelle. Aber das ist das Haus meiner Freundin Maria.“
„Weiß ich doch. Und wo ist sie?“
„In der Küche Salat machen.“
„Ja, so ist’s richtig. Ist auch meine Devise, sich immer schön bedienen lassen.“
Herr Schweitzer war froh, dass Maria das gerade nicht mitbekommen hatte. Er hätte sich sonst reichlich Ärger eingebrockt. „Was kann ich dir zu trinken anbieten?“
„Na, wie der Name schon sagt, einen Drink natürlich. Und sei nicht so geizig mit den Prozenten, haha.“
Etwas irritiert ging er an Marias Bar im Wohnzimmer. Fideler Zeitgenosse, dieser Marlon, dachte er. Herr Schweitzer nahm um diese Tageszeit nur in Ausnahmefällen Alkohol zu sich.
In der Küche verdünnte er sein eigenes Glas Whiskey mit Wasser.
„Was machst du da?“, fragte Maria vom Gurkenschälen aufblickend. „So früh schon?“
„Marlon Smid ist da.“
„Hab ich mitgekriegt.“
„Er will einen Drink.“
„Aha. Bleibt er zum Grillen?“
„Nee, ich glaube nicht. Wenn’s länger dauert, essen wir halt später.“
„Na gut. Der Salat wird ja nicht kalt.“
Herr Schweitzer bestückte die Gläser mit Eiswürfel. Dann ging er wieder nach draußen. „Hier. Whiskey. Ist doch recht so, oder?“
„Bingo! Genau das, was ich jetzt bitter nötig habe. Auf eine gute Zusammenarbeit.“
„Und wie soll die genau aussehen? Bauwagen und Campingplatz in Niederrad, so weit waren wir schon.“
„Genau. Pass uff“, begann Marlon Smid, „ein Mitarbeiter vom Städel ist seit dem Raub spurlos verschwunden. Das will aber nichts heißen, schließlich ist Ferienzeit. Vielleicht ist er auch nur im Urlaub und taucht schon bald wieder auf. Jedenfalls ist dieser Konstantinos Tziolis momentan unsere einzige Spur. Leider ist er weder in seiner Wohnung in Bornheim noch bei seiner Freundin in Zagreb anzutreffen.“
„Ein Grieche mit einer kroatischen Freundin?“
„Ja, warum nicht? Beide Wohnungen werden von mir, äh, uns observiert. Bisher ohne Erfolg. Die letzte Ortung seines Handys geschah von einem Sendemast in Niederrad. Das war zwei Tage nach dem Kunstraub. Seitdem herrscht Funkstille.“
„Warum denkst du, dass der Campingplatz eine Rolle spielt? Niederrad ist doch groß.“
„Das schon“, erwiderte Marlon Smid und verzog den Mund zu einem breiten selbstgefälligen Grinsen, „aber ersten hat’s in Niederrad mehr als einen Sendemast und zweitens …“
Herr Schweitzer richtete sich auf: „Ja?“
„Und zweitens sind exakt in unserem Gebiet kaum Wohnhäuser, das
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