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Kunstraub im Städel

Kunstraub im Städel

Titel: Kunstraub im Städel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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du weißt, was ich meine.“
    Herr Schweitzer wusste. Und er wusste auch, dass er jetzt den Jupp besser nicht weiter mit Fragen löchern sollte, sonst wurde der noch misstrauisch. Und selbstverständlich bekam er auch ein appetitliches Steak serviert, nachdem er die sechs Euro hatte berappen können.
    Während des Verzehrs warf er noch einige Male begehrliche Blicke auf das Gästebuch, in das die Neuankömmlinge eingetragen wurden. Dort würde bestimmt auch der komplette Name dessen stehen, der den Schuppen Nummer 9 angemietet hatte. Bestimmt.
    Bevor sich Herr Schweitzer vom Acker machte, öffnete Tobi die Augen und sprach: „Der Konsti war komisch.“
    Der Undercover-Agent, überrascht davon, was das kleine Männeken so alles mitbekam, fragte: „Wieso?“
    „Dem hat unser Bier nicht geschmeckt.“
    „Oh.“
    –
    Nach einer Weile in der Hängematte, in der er die neuen Informationen verdaute und einordnete, überkam ihn so eine Art Tatendrang. Gerne hätte er sich jetzt den Schuppen Nummer 9 mal genauer angesehen, was aber zu diesem Zeitpunkt viel zu auffällig gewesen wäre. Ergo verschob er sein Vorhaben auf den späteren Abend.
    Das Reinigen von Fensterscheiben war an sich eine Angelegenheit von wenigen Minuten. Ausufernd wurde der Vorgang erst, wenn es sich um eine Scheibe handelte, die seit ihrem Einbau außer mit Regenwasser mit keiner anderen Flüssigkeit mehr in Kontakt gekommen war. Diese Erfahrung machte nun Herr Schweitzer. Obwohl er nicht als Putzteufel zur Welt gekommen war und ein Fenster für ihn bereits dann als tipptopp sauber galt, wenn sich beim Durchgucken die Tageszeiten in etwa bestimmen ließen, wurde er von der Hartnäckigkeit des Schmutzes in seinem Putzwahn doch arg angespornt.
    Immer und immer wieder verteilte er Shampoo – etwas anderes hatte er nicht zur Hand – auf dem Glas, ließ es bis zu fünf Minuten einwirken und entfernte die nächste Dreckschicht. Geschlagene sieben Mal wiederholte Herr Schweitzer diesen Vorgang. Dann erst war er zufrieden.
    Das Problem, das sich nach getaner Schufterei nun offenbarte, war leicht zu beheben. Das Fenster war durchsichtig. Also fehlte ein Vorhang. Herr Schweitzer wusste auch hier Rat. Ersatzweise hängte er von innen ein Handtuch davor.
    Hochzufrieden mit sich und der Welt hievte er seinen Prachtkörper zurück in die Hängematte. Das mit dem Hängemattenbeistelltisch verschob er auf den nächsten Tag. Denn wer zu viel auf einmal will, wird meist bitter bestraft. Außerdem leidet bei Akkordarbeit die Qualität. Das ist gemeinhin bekannt. Auch Herrn Schweitzer. Eingedenk der vorangegangenen schweißtreibenden Tätigkeit verwunderte es kaum, dass seine Augen bereits geschlossen waren, kaum dass er sich nochmals ausführlich gelobt und seinen Bauch getätschelt hatte.
    –
    Auf der A9 war es ab der französisch-spanischen Grenze nur ein Katzensprung bis Perpignan gewesen. Dank des Navigationsgeräts hatten sie den Service de dépannage der Gebrüder Petix in der Avenue de Prades auf Anhieb gefunden.
    Dem Conte waren mehrere Steinbrüche vom Herzen gefallen, als er die Unversehrtheit des gefälschten Holbein festgestellt hatte. Nicht einmal einen Kratzer hatte die Holzverschalung abbekommen. Lediglich ein paar Saftspritzer aufgeplatzter Orangen waren auf der Verpackung zu erkennen. Das war wohl Glück im Unglück gewesen, sagte er sich und dankte einem ihm namentlich nicht bekannten Gott der Fälschungen.
    Auch wenn seine Familie nichtkatalanischen Ursprungs war, so kannte der Conte diesen Menschenschlag doch in- und auswendig. Trotzdem war er überrascht, mit welch derben Worten er von einem Angestellten des Abschleppunternehmens zur Mitarbeit aufgefordert wurde. Ins Hessische übersetzt lautete es in etwa wie folgt:
Wenn der feine Pinkel da net sofort seinen Arsch bewescht und mit anpacke tut, dann schmeiß ich’em all die Oranschekiste uff saan Kopp und dann kann er ma gucke, wie saa komisch Fress un Frisur danach aussehe tut. Ich kanns net glaube, steht da un guckt Löscher in die Luft, dem gebb ich’s gleich, aber wie!
    Was blieb dem armen Conte also anderes übrig, als beim Umladen der Fracht auf den Ersatz-LKW behilflich zu sein? Nichts! Er zog sein teures Seidenjackett aus, krempelte die Ärmel seines Boss-Hemdes hoch und packte mit an.
    Nach anderthalb Stunden – er hatte sogar auf die Zigarettenpause mit den Anderen verzichtet – war das Werk vollbracht. Sein Boss-Hemd taugte allenfalls noch als Putzlappen, seine teuren

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