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Kunstraub im Städel

Kunstraub im Städel

Titel: Kunstraub im Städel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Jupp mit dem Stapeln fertig. Den rechten Fuß als Hebel einsetzend kippte er die Sackkarre. „Der Typ da. Der Typ auf dem Foto, das ist der Konsti. Nicht
die
Konsti.
Der
Konsti. Ich muss jetzt los. Tobi und die Punks lynchen mich sonst. Soll ich dir ein Hansa-Bier dalassen?“
    „Nein, danke“, wehrte Herr Schweitzer den Überraschungsangriff gekonnt ab.
    Erst als Jupp die paar Meter zum Kiosk zurückgelegt hatte und Bier an die Meute verteilte, schlug der Geistesblitz bei Herrn Schweitzer ein. Logo, klar, Mann, bin ich blöd, murmelte er. Konsti. Konstantinos. Konsti gleich Konstantinos und ungleich Konstablerwache. Umgehend brachte er die Bänder der Hängemattenbeistelltischproduktion zum Stillstand und eilte an die Rezeption.
    –
    Zur gleichen Zeit, als Herr Schweitzer in Dribbdebach sein Erweckungserlebnis hatte, saß Konstantinos Tziolis, kurz Konsti genannt, mit seinem Kumpel keinen Kilometer weiter auf der anderen Mainseite im Gutleutviertel in einer Kaschemme am Tresen und trank Kaffee. Benny, so hieß der Kumpel, und Konsti waren noch immer sehr verärgert. Erst die wochenlange Verzögerung durch diesen Idioten von Fälscher und jetzt auch noch ein Autounfall. Das Lösegeld hätte schon längst in ihrem Besitz und Konsti mit seiner kroatischen Freundin unter Palmen auf einer kleinen griechischen Insel am Strand liegen sollen.
    Konsti steckte das Handy, auf dem vor ein paar Minuten der Anruf des Mittelsmannes eingegangen war, wieder in die Hemdtasche. Ein großer Seufzer entfuhr ihm. Traurig sah er auf die braunen Zuckerreste in der Tasse. Ein Leben als Meisterdieb hatte er sich anders vorgestellt. Bald sollte der Holbein ausgetauscht werden. Bis dahin musste er sich noch gedulden. Das hieß weiterhin Warten, Warten und nichts als Warten. Und dann war ja auch noch nicht klar, wie lange es dauerte, bis sie das Lösegeld für die drei Kritzeleien, wie er die Gemälde abschätzig nannte, kassiert hatten.
    Was aus Benny wurde, interessierte ihn nicht die Bohne. Benny war einfach nur doof. Ein Kleinkrimineller der unterbelichteten Sorte. Jemand, der ein Fahrradschloss knackte, das Schloss mitnahm und das Fahrrad stehen ließ. Die meiste Zeit seines noch jungen Lebens war Benny eingebuchtet gewesen. Die Frankfurter Polizei hatte ihre helle Freude an ihm. Wurde irgendwo im Stadtgebiet eine Straftat dilettantisch ausgeführt, stand der Name Benny ganz oben auf der Liste, sofern er gerade mal auf freiem Fuß war. Und die Trefferquote bei Benny war extrem hoch. Eine Besserung war auch nicht in Sicht. Weder was die grundsätzliche Abkehr von der kriminellen Laufbahn betraf, noch was die Qualitätssteigerung seiner Gaunereien anging. Aber Benny war nützlich gewesen, denn Benny hatte bombastische Muckis. Konsti wusste, ohne seines Kumpels Tatkraft wäre er noch immer mit den Tunnelarbeiten zum Städel beschäftigt. Kennen gelernt hatte er ihn über den Mittelsmann, der sich Joey nannte und über den er so gut wie nichts wusste, außer dass er Deutscher war und über gute Kontakte zur Unterwelt verfügte.
    An Benny war nicht alles schlecht. So schätzte Konstantinos Tziolis zum Beispiel dessen Wortkargheit. Kaum ein Tag in den letzten Wochen ihrer erzwungenen Koexistenz, an dem mehr als zehn Sätze seinen Lippen entströmt waren.
    Konsti unterbrach die Ruhe: „Jetzt müssen wir noch zwei Tage länger hier rumhängen.“
    „Ja.“
    „Und dann noch die Zeit, bis wir die Mäuse haben.“
    „Ja.“
    Der Wirt, altersmäßig irgendwo zwischen geriatrischem Pflegeheim und Urne angesiedelt, war am Tresen eingeschlafen. Seit über fünfzig Jahren stand er tagein, tagaus Punkt sechs in der Früh hinterm Zapfhahn. Mit dieser reifen Leistung hatte er es schon bis in die Tageszeitung BLÖD geschafft.
    –
    Herr Schweitzer musste sich erst einmal beruhigen. Viel zu schnell war er zur Rezeption geflitzt.
    „Du schon wieder“, lautete Tobis Begrüßung.
    Natürlich wollte der Sachsenhäuser Gelegenheitsdetektiv umgehend mit der Befragung Jupps bezüglich des verschollenen Griechen loslegen. Aber das ging ja nicht. Zum einen durfte seine Legende nicht auffliegen, zum anderen waren mit Tobi und den Punks zu viele Unbefugte anwesend, die aus einem nassforschen Auftreten Herrn Schweitzers vielleicht die falschen, respektive richtigen, für ihn aber unangenehmen, Schlüsse gezogen hätten. Und dass der Konsti gewarnt wurde, musste stringent verhindert werden, wollte er seine Mission nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. „Ja, ich

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