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Kunstraub im Städel

Kunstraub im Städel

Titel: Kunstraub im Städel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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stiftete.
    Doch auch so war sie noch groß genug. Jupp: „Ihr kennt euch? Ich dachte, du …“
    Herrn Schweitzer reichte es. Er musste zusehen, dass er allmählich Land gewann. „Wir? Uns? Ich den Jörg-Werner? Nein. Ja. Von früher. Lange her. Ganz lang“, erklärte er in einer bemerkenswert bestechenden Logik. Schnell humpelte er zu seinem Twingo. Er schrie auf, als ihn sein kaputter Fuß beim Gasgeben peinigte.
    –
    Fix räumte er den Bauwagen leer. Die Rohkonstruktion des Hängemattenbeistelltischs fand auf der Rückbank Platz. Es wurde Zeit zu verschwinden, bevor er hier noch eingemeindet wurde. Gerade wollte Herr Schweitzer losfahren, als sich Ina und Blümchen näherten und ihm zuwinkten. Er befand sich in einer moralischen Zwickmühle. Hatte es eilig und wollte doch seine gute Kinderstube nicht ignorieren.
    Ergo wählte er den goldenen Mittelweg, kurbelte die Scheibe auf Halbmast und verringerte ein bisschen die Geschwindigkeit. „Tut mit leid, bin spät dran. Was gibt’s?“
    Ina strahlte übers ganze Gesicht, als sie mit sich euphorisch überschlagender Stimme sprach: „Hier, Simon. Unsere erste CD.“ Sie steckte ihm ein kleines quadratisches, in einer Klarsichthülle steckendes Teil durchs Seitenfenster. „Ist heute Morgen fertig geworden. Direkt aus dem Tonstudio. Und alle Autogramme von uns sind drauf. Auch die von Ratte und Bär.“
    Blümchen stand mit stolzgeschwellter Brust daneben. „Ja, Simon. Hör sie dir mal an. Wird garantiert ein Renner. Vielleicht nicht in Offenbach, aber ansonsten …“
    Herr Schweitzer dankte, ohne anzuhalten. „Danke, mach ich. Bis demnächst. Tschüss.“ Ohne einen Blick darauf zu werfen, verstaute er die CD in der Seitenablage. Blümchens kryptische Bemerkung über Offenbach hatte er bereits vergessen. An der Pforte hupte er kurz und hob die Hand zum Abschied. Jupp und Tobi erwiderten den Gruß.
    Das war also Herrn Schweitzers goldener Mittelweg gewesen. Der sah normalerweise ganz anders aus. Zum Beispiel, wenn er mit dem Putzdienst dran war, den er sich mit seiner Mitbewohnerin Laura teilte: Bad und Küche waren an der Reihe, was natürlich eindeutig zu viel auf einmal war. Also musste der goldene Mittelweg herhalten. Und der besagte, ich, Simon Schweitzer, notiere mir heute, dass bis spätestens Freitag, vielleicht auch Sonntag, eins von beiden – sagen wir mal: Bad – einer dringenden Grundreinigung bedürfe; die Küche konnte bis nächste Woche warten. Verschiebt sich allerdings Ersteres aus irgendwelchen Gründen (meist waren es fadenscheinige) um einige Tage, dann ist ja wohl auch klar, dass sich Zweiteres, nämlich die Küche, im Zeitplan exakt um mindestens diese Anzahl von Tagen ebenfalls nach hinten verschob. Der goldene Mittelweg besagte also: Bevor gar nichts geschah, würde es immerhin irgendwann geschehen. Doch meist waren es Frauen, die mit einer solch stringent luziden Putzordnung wenig anzufangen wussten. Möglicherweise fehlten ihnen wichtige Gene.

FINALE GRANDE
Samstag, 15:07 Uhr
    Eine Uhrzeit, zu der Herr Schweitzer, devoter Sklave des Mittagsschlafs, selten unterwegs war. Und wenn, dann höchstens beruflich. So wie jetzt.
    Kurz vor der Auffahrt zur A5, die die westlichen Stadtteile Griesheim und Gutleutviertel voneinander trennte, wendete er und ließ seinen Twingo auf einen Parkplatz rollen. Er zog die Handbremse an und stieg aus. Dass er seinen Wagen in Fahrt- und Fluchtrichtung Innenstadt geparkt hatte, war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Er glaubte nicht, dass sie notwendig sein würde.
    Er bog nicht gleich auf das Gelände ein, sondern schlenderte erst einmal daran vorüber, um zu schauen, ob dort jemand war oder ein Auto stand. Die werden die Gemälde wohl kaum mit dem Fahrrad transportieren. Die Luft war rein, er war allein auf weiter Flur.
    Schnurstracks ging er zur Rückseite. Zuerst betrachtete er das nach oben gebogene Gitter, dann seinen Bauch. Wird eng, dachte er. Mit aller Kraft stemmte er sich gegen das Gitter, um noch ein paar Zentimeter herauszuholen. Das war sehr mühselig und anstrengend, denn er konnte sich ja nur mit dem linken Fuß abstützen, um Druck auszuüben.
    Als wirklich nichts mehr half, versuchte er es. Und es war in der Tat so knapp, wie er befürchtet hatte. Ich muss dringend abnehmen, überlegte er nicht zum ersten Mal in seinem Leben. An einem rostigen Nagel verletzte er sich. Zum Glück nur oberflächlich. Nicht einmal Blut drang aus dem Kratzer an seinem linken Unterarm.
    Kopfüber strampelte er

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