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Kunstraub im Städel

Kunstraub im Städel

Titel: Kunstraub im Städel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Bilder was abbekommen hätten, auch wenn sich dadurch nichts geändert hätte.
    Mannsfeld ging sofort ans Telefon. Als die Frage, ob die 400.000 Mäuse bereit für einen Besitzerwechsel seien, bejaht worden war, sprach er ins Prepaid-Handy: „Gut. Dann fahren Sie heute Abend auf die Aral-Tankstelle am Oberforsthaus. Die Aral, nicht die andere stadteinwärts. Dort warten Sie um exakt 23 Uhr auf weitere Anweisungen. Verstanden? Bitte wiederholen Sie.“
    Als er die Kaschemme wieder betrat, sagte er zu Benny: „Alles klar, Kumpel. Bald können wir’s uns gut gehen lassen. Komm, lass uns pennen.“
    Konsti legte einen Geldschein auf die Theke, ohne den Wirt zu wecken. Das Hotel, das sie sich ausgesucht hatten, war als solches kaum zu bezeichnen. Billig, heruntergekommen wie so viele im Frankfurter Bahnhofsviertel. Und, das Wichtigste, einen Ausweis wollte niemand sehen, nur Bargeld.
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    Doch auch ihre natürlichen Gegenspieler, die Polizei, hier insbesondere die Sonderkommission Picasso, war guter Dinge. Nachdem sich die Sache über die Zeit totgelaufen zu haben schien, kam nun endlich Bewegung ins Spiel. Mannsfeld hatte sie natürlich sofort nach dem Anruf des räuberischen Erpressers benachrichtigt. Und ebenso selbstverständlich hatten sie inzwischen den Geldkoffer mit einem Peilsender präpariert. Alles andere hätte auch verwundert. Sie standen verdammt noch mal gehörig unter Druck, wussten sie. Nicht so sehr wegen des Geldes, das war in einer Bankenmetropole wie Frankfurt eher zu vernachlässigen – siehe Hilmar Koppers Peanuts (bitte nicht übersetzen mit Koppers Nüssen/Eiern/Hoden, sondern mit Koppers Kleingeld-Millionen). Aber an den Gemälden hing ja auch jede Menge Prestige. Das war wichtig in einer Stadt, die sich die Kultur sozusagen auf die Fahne geschrieben hat. Umso mehr als man ja lediglich eine Zwei-Drittel-Millionenstadt war. Im Ausland, ja teilweise sogar im Inland, wird Frankfurt oft als Mega-City betrachtet und die Leute sind dann reichlich überrascht, wenn man ihnen die wahre Einwohnerzahl nennt. Also, dann wenigstens Kultur. Zumal sich ja auch die Eintracht vom internationalen Spielgeschehen, abgesehen von einem kurzen Intermezzo, seit vielen Jahren erfolgreich abschottet.
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    Herr Schweitzer ließ das Taxi am Wasserhäuschen in der Holbeinstraße halten. Er brauchte Tabak. Nicht weil er Zigarettenraucher war, aber in Haschöl gebadetes Dope pur aus der Pfeife zu konsumieren, war dann vielleicht doch des Guten zu viel. Wer weiß, was da alles passieren konnte. Halluzinationen, bislang unerforschte Räusche, galaktische Trips oder gar körperliches Unwohlsein bis hin zum abrupten Ableben, die ganze Palette war möglich. Er hatte nicht vor, in der Autopsie zu landen. Außerdem sahen die Edelstahltische dort alles andere als heimelig aus.
    Apropos Wasserhäuschen. Die gibt’s nur hier. Ganz, ganz früher wurde dort, wie der Name schon sagt, ausschließlich Wasser zum Trinken für die arbeitende Bevölkerung angeboten. Doch der gemeine Frankfurter trug schon immer rebellische Züge in sich. Und Wasser war ja schön und gut, doch Bier und Ebbelwoi noch schöner und viel besser. Kurzum, und bevor der Römer von willensstarken Revolutionären kurz und klein geschlagen wurde: Schon kurz nach Eröffnung bot man auf Geheiß des unter Druck geratenen Magistrats an den Wasserhäuschen auch Alkoholika feil, womit der Name Wasserhäuschen natürlich Makulatur war. Aber man behielt ihn bei. Möglicherweise, um Fremde in die Irre zu führen. Denn es wäre ja ziemlich unerquicklich gewesen, wenn diese Fremden alles wegsoffen, was einem lieb und teuer war. (Siehe auch das Büchlein von Christoph Jenisch „Buffalo Bill im Palmengarten“, Societäts-Verlag, in dem u. a. die Wasserhäuschen-Problematik näher erläutert wird.)
    Herr Schweitzer jedoch wollte darauf vorbereitet sein, dass der Fall des Gemälderaubs in Bälde abgeschlossen und es was zu feiern geben würde. Er rechnete fest damit, immerhin hatte er einen unglaublichen Wissensvorsprung, den er mit niemandem zu teilen gedachte. Weder mit der Kripo noch mit Marlon Smid. In Gedanken ging er die Namensliste seiner Freunde durch, und wer von ihnen alles kiffte. Mit in Haschöl gebadetem Dope würde er mit Sicherheit viele Punkte einheimsen. Als Erster fiel ihm der einem Joint selten abgeneigte Oberkommissar Schmidt-Schmitt ein und dann, ob er, Herr Schweitzer, ihn eventuell bei seiner geplanten, durchaus riskanten Operation hinzuziehen solle.

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