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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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und Koivu losziehen, um die Gäste von gestern Abend zu befragen. Järvisalo hatte es eilig, nach Joensuu zurückzufahren, er versprach, am Montag anzurufen, wenn sich bis dahin nichts Besonderes ergeben hatte.
    Na klar doch. Die Ermittlungen leitet Kriminalhauptkommissar Arvo Järvisalo.
    Die Leitung vor Ort übernimmt die stellvertretende Ortspolizeidirektorin Maria Kallio. Genau das hatte ich befürchtet. Antikainen und Järvi sahen dagegen sehr zufrieden aus.
    Als wir vom Turm herunterstiegen, sah ich beim Restaurant eine vertraute Gestalt in einer Lederjacke.
    « Lasst mir ein Stück Pizza übrig, ich komm nach », rief ich Koivu zu und ging hin, um mit Jaska zu reden.
    Jaskas Gesicht war aufgedunsen, er hatte eine meterlange Fahne. An seiner Hand baumelte eine Plastiktüte, in der die Flaschen klirrten.
    « Hallo. Bist du bei der Arbeit ? », fragte ich, weil mir keine bessere Eröffnung einfiel.
    «Nö. Kivinen hat mir den Tag freigegeben.»
    «Tut mir leid wegen Meritta.»
    «Schon gut. Wo haben sie sie hingebracht?»
    «Nach Joensuu, zur Obduktion.»
    Jaska fischte eine Bierflasche aus seiner Tüte und versuchte sie mit den Zähnen zu öffnen.
    «Nun fang hier nicht an zu saufen, setz dich lieber zu mir ins Auto. Soll ich dich nach Hause fahren?»
    «Ist das ʹne Beileidsbezeugung oder ein polizeiliches Verhör?»
    «Beides.»
    «Nicht nach Hause. Fahr einfach so in der Gegend rum.»
    Ich bog hinter dem Alten Bergwerk zur Plörre ab und fuhr am Friedhof vorbei zur Landstraße nach Kuusjärvi. Jaska starrte seine Biertüte an, hatte die Flasche aber noch nicht aufgemacht.
    «Dein Beileid kannst du dir an den Hut stecken», sagte er, als wir Richtung Kuopio abbogen. «Es ist nur gut, dass Meritta tot ist.»
    «Wieso?» Ich erkannte Jaskas Stimme nicht wieder, der Tonfall war mir fremd, es lag eine ganz andere Verbitterung darin, als ich sie je bei ihm gehört hatte.
    «Ich hab Meritta gehasst! Jedenfalls manchmal», stieß Jaska hervor. «Musste sie unbedingt herkommen und mit ihrem Erfolg prahlen? Warum konnte sie nicht in Helsinki bleiben! Plappert in irgendeiner Zeitung von ihrem musikalisch talentierten Bruder, der nie die Chance gekriegt hat, die er verdient. Scheiße!»
    Während er sprach, versuchte er, seine Bierflasche mit den Zähnen zu öffnen, aber sie rutschte ab, und der Korken riss ihm eine hässliche Wunde in die Lippe.
    «Vorsicht! Hier ist ein Öffner.» Ich warf ihm mein Schlüsselbund hin. Jaska war auf einmal ganz blass. Von seiner Lippe tropfte Blut auf seine Jacke, ich suchte nach einem Taschentuch.
    «So eine war meine Schwester, verdammt nochmal! Ich brauch bloß von ihr zu reden, und schon stößt mir was zu. Machte sich angeblich Gedanken über die Zukunft ihres Bruders. Mich hat sie immer bloß verarscht, < geplatzter Rock ʹnʹ
    Roll-Traum>, \1\2 ! » Jaska goss sich Bier in den Hals und schluckte offenbar gleichzeitig Blut, denn er würgte. Der zweite Schluck rutschte schon besser. «Ist sie noch einem so auf den Wecker gegangen, dass der sie vom Turm gestoßen hat, oder ist sie selber gesprungen? Hat sie endlich begriffen, dass sie der Menschheit einen Gefallen tut, wenn sie stirbt? Jedenfalls mir und Aniliina … »
    «Wir wissen es noch nicht. Was hast du übrigens gestern im Alten Bergwerk gemacht?»
    «Geschnorrt! Einen einfachen Arbeiter laden sie doch zu so einer Fete nicht ein.»
    Jaska öffnete schon die zweite Bierflasche. Wie viel mochte er schon intus haben?
    «Wohin bist du danach gegangen?»
    «In den Kupferkrug, hab mich volllaufen lassen. Da war ich, bis die zugemacht haben, bis um zwei. Dann bin ich wohl nach Hause gegangen, ich kann mich nicht erinnern. Frag meine Mutter, wann ich gekommen bin, die weiß das meistens.»
    Jaskas Lippe blutete immer noch, einzelne Tropfen fielen auf sein angegrautes TShirt. Ich hielt an einer Seitenstraße, wendete und fuhr zurück Richtung Arpikylä. Wenn Jaska in dieser Laune war, lohnte es sich nicht, ihm etwas zu sagen. Ich erinnerte mich von der Schulzeit her an diesen Jaska, der sich von allen unterdrückt fühlte. In der Schule war er schlecht, weil die Lehrer unfair waren. Mit der Musik klappte es nicht, weil er sich den Finger verletzt hatte oder ihm der Kopf wehtat. Die Mutter gab ihm nicht genug Geld, bei seinem Ferienjob hatte er einen widerlichen Boss. Seine Freundin, wenn er mal eine hatte, verstand ihn nicht.
    Jaska war in der elften Klasse sitzengeblieben, hatte mit Ach und Krach das Abitur geschafft. Nach dem

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