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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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Klappfahrrad, ich hab nicht daran gedacht, dass man bei den kleinen Rädern nicht so über die Steine fahren kann wie mit einem Mountainbike. Wieso?»
    «Dann hast du dich also nicht etwa … gestern Nacht auf dem Turm ramponiert?
    Ist noch mehr kaputt als dein Kinn und deine Hand?»
    «Verdammt nochmal, was redest du da eigentlich ? » Johnnys Stimme war noch wütender als meine, sein Gesicht hatte alle Farbe verloren. Ich schämte mich.
    « Sony vergiss es. Ich bin auch müde. Ich hab ja gesehen, dass du nach Hause gegangen bist. Ich fühl mich nur so furchtbar mies wegen Meritta, auch wenn ich sie kaum gekannt habe. Und du tust mir auch leid. Geh nach Haus und leg dich hin, wir rufen dich an, wenn es noch Fragen gibt.»
    Johnny verschwand grußlos. Ich goss mir aus der Thermoskanne die siebte Tasse Kaffee ein. Als ich sie fast ausgetrunken hatte, rief Turunen, der Polizeiarzt, an.
    Einige der Prellungen an Merittas Körper seien vor ihrem Tod entstanden, wahrscheinlich beim «Ringkampf», wie Turunen es nannte. Die Abschürfungen am Rücken deuteten darauf hin, dass Meritta über die Brüstung gestoßen worden sei. Das oben gefundene Blut gehöre zur gleichen Blutgruppe wie Merittas, eine genaue Analyse werde gerade vorgenommen. «Wir haben schon lange keinen Mord mehr gehabt», sagte Turunen zum Schluss fröhlich. Bevor ich Järvi und Antikainen die Untersuchungsergebnisse mitteilen konnte, klingelte das Telefon schon wieder.
    «Koivu hier, hallo! Ich bin mit Hauptkommissar Järvisalo auf der Autobahn, auf dem Weg zu euch. Soso, Turunen hat dich also schon angerufen. Sehen wir uns in einer halben Stunde an eurem Turm?»
    Wenigstens etwas Gutes in all diesem Elend: Ich würde wieder mit Koivu zusammenarbeiten! Ob ich wollte oder nicht, ich würde doch in die Untersuchung hineingezogen werden, auch wenn die Hauptverantwortung beim Kriminaldezernat lag. Das wusste ich ganz genau.
    Koivu würde mich wegen meiner Ortskenntnis um Hilfe bitten. Und außerdem kannte ich mich ja. Ich würde es nicht fertigbringen, mich aus den Ermittlungen herauszuhalten. Auch dann nicht, wenn ich am Ende Ella oder Johnny verhaften musste.

Fünf
    Das Telefon klingelte, als ich eben wieder zum Turm fahren wollte. «Stimmt es, dass Meritta Flöjt ermordet worden ist?», rief eine neugierige Stimme, ehe ich mich überhaupt gemeldet hatte.
    «Tag, Mutter. Ja, sie ist tot, aber… Mehr kann ich darüber noch nicht sagen.»
    «Nicht einmal mir?», fragte meine Mutter ungläubig. Diese Worte hatte ich schon mal gehört, damals, als ich Johnny nachweinte und keinem sagen wollte, was mit mir los war. O verflucht, warum war ich bloß zurückgekommen …
    «Und du musst also jetzt ermitteln?»
    «Na ja, ich wohl auch, aber es sind noch andere dabei.» Meine Eltern waren entsetzt gewesen, dass ich die Polizeischule besuchte. Viel lieber sahen sie mich als Juristin, obwohl es in dem Beruf auch oft genug um schmutzige Angelegenheiten ging. Immerhin brauchte eine Juristin keine Leichen anzufassen.
    «Hast du heute Abend Zeit, ins Sommerhaus zu kommen? Eeva und Saku sind auch da.»
    «Ich versuchʹs. Es wäre schön, Saku zu sehen. Ach übrigens … Um welche Zeit seid ihr eigentlich gestern Abend gegangen?»
    «Wir? Gleich nach dem Feuerwerk, weißt du das nicht mehr? Wieso?»
    «Ach, nichts.» Sollte doch einer von den anderen meine Eltern vernehmen. «Ich muss jetzt los, wir sehen uns heute Abend.»
    Am Fuß des Turms standen schon Herden von Neugierigen, manche waren sogar bereit, eine Eintrittskarte für das Bergwerksgelände zu lösen, um den Tatort aus der Nähe begaffen zu können. Ein Mord bei der Eröffnung war vielleicht doch keine negative Reklame für Kivinens Business. Einige der Gaffer hatten eine professionelle Fotoausrüstung dabei, offensichtlich Reporter. Wer hatte die wohl alarmiert? Ob Kivinen begriffen hatte, welchen Nachrichtenwert ein mysteriöser Todesfall besaß ? Einer von ihnen bedrängte Antikainen, der in Uniform steckte. Der schickte ihn zu mir. Der Typ erzählte, er käme von der Provinzzeitung. Ich speiste ihn mit ein paar nichtssagenden Sätzen ab und wünschte mich weit weg.
    Als Koivu endlich aus dem blankpolierten Saab der Provinzialkripo stieg, wäre ich ihm am liebsten um den Hals gefallen. Bei ihm brauchte ich wenigstens keine Rolle durchzuziehen. Der Herr Kriminalhauptkommissar war um die vierzig, sah aus wie ein Ringer der Schwergewichtsklasse und sprach den langgezogenen Dialekt von Tampere. Er stieg sofort mit

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