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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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aber lange gebraucht, um über die Ereignisse hinwegzukommen.
    «Ich war selbst auf der Party, meine Eltern und ein paar Freunde von mir auch.
    Fändest du es vielleicht schön, Bekannte und Nachbarn zu vernehmen?»
    «Das tun wir doch die ganze Zeit. Einmal habe ich meinen eigenen Schwager eingesperrt, weil er im Suff mit einem Messer rumgefuchtelt hat», erzählte Lasarov.
    Ich hielt trotzdem an meinem Entschluss fest. «Das Dezernat ist eine Ressource für uns, keine Belastung. Uns bleibt ja trotzdem das Recht, den Fall zu untersuchen. Ich rufe nachher dort an. Inzwischen können wir uns überlegen, was wir als Erstes tun sollten.»
    Schließlich kehrte die Spurensicherung nach Joensuu zurück, um die Proben ins Labor zu bringen. Antikainen und Järvi suchten die Adressen zu den Namen auf Kivinens Gästeliste heraus. Lasarov sollte die Turmwächter ablösen. Ich verzog mich in mein Büro und rief in Joensuu beim Kriminaldezernat an.
    Hauptkommissar Järvisalo versprach, mit einem Kriminalhauptmeister nach Arpikylä zu kommen, falls das endgültige Gutachten des Polizeiarztes die An nähme rechtfertigte, dass ein Verbrechen vorlag. Also blieb ich in meinem Büro, trank Kaffee und wartete. Sicher hatte Kater Mikko etwas zu fressen gefunden.
    Hoffentlich lagen in Kuusikangas nicht lauter tote Vögel auf der Treppe, wenn ich nach Hause kam.
    Vielleicht war ich zu guter Letzt an meinem Schreibtisch eingenickt, denn Antikainens durchdringende Stimme vor meinem Zimmer schreckte mich aus einem seltsamen Zustand. «Da darf keiner rein! »
    «Ich geh trotzdem!» Als ich aufblickte, stand Johnny in der Tür und sah aus, als hätte er seit dem vergangenen Jahr nicht mehr geschlafen.
    «Maria! Ich musste einfach herkommen. Stimmt das, was im Dorf über Meritta gesagt wird? »
    «Was wird denn gesagt ? »Ich bot ihm einen Stuhl an. Wie hatte er es fertiggebracht, sich über Nacht einen Dreitagebart stehen zu lassen? Als ich ihm in die Augen sah, hegte ich keinen Zweifel mehr daran, wie Johnny und Meritta zueinander gestanden hatten.
    «Dass Meritta tot ist. Vom Turm gestürzt.»
    «Ja, das stimmt», sagte ich und nahm ihn nicht in die Arme, obwohl es vielleicht angebracht gewesen wäre. Wir hatten uns bis zum gestrigen Abend nie umarmt, warum jetzt?
    «Scheiße, ich habʹs ja kommen sehen, dass sie da eines Tages runterfällt, wenn sie betrunken auf dem Turmgeländer sitzt! » Johnny vergrub den Kopf in den Händen, ich machte eine Bewegung zu ihm hin, aber dann gewann die Polizistin in mir die Oberhand über den Menschen.
    «Was hast du da gesagt? Hatte Meritta die Angewohnheit, auf dem Turmgeländer zu sitzen? »
    «Da saß sie immer, schlenkerte mit den Beinen und lachte, sie hätte keine Höhenangst. Da oben wäre es wie auf dem Dach der Welt… » Johnnys Schultern bebten. Ich erinnerte mich an einen Artikel, der vor ein paar Jahren in einer Illustrierten erschienen war, mit einem Foto von Meritta auf dem Turmgeländer, ihr schwarzes Haar hob sich glänzend von den Schönwetterwolken im Hintergrund ab.
    «Hast du gesehen, wie sie auf den Turm ging? »
    «Nein. Kurz bevor ich ging, habe ich mit ihr gesprochen, und da sagte sie, sie wollte diese Nacht ihre Ruhe haben.»
    Na also, genau wie damals, als wir noch zur Schule gingen. Meritta hatte Johnny abgewiesen, und da er nichts Besseres fand, war ich gut genug, um nach Hause begleitet zu werden. Zu dumm, dass mir das nicht egal war.
    «Hat Meritta ihre Pläne geändert? Hattet ihr ursprünglich verabredet, gemeinsam zu gehen?» Meine Stimme klang wohl schärfer als sonst, denn Johnny sah mich verwundert an.
    «Wir hatten nichts verabredet. Du weißt also, dass … »
    «Dass ihr ein Verhältnis hattet. Jedenfalls behaupten das alle.» Meine Stimme klang immer noch viel zu kalt, fast zornig. «Du glaubst, dass Meritta in betrunkenem Zustand auf den Turm gestiegen und versehentlich hinuntergestürzt ist?»
    «So war es wohl … Ich bin auch schon mal mit ihr da oben gewesen, um den Sonnenaufgang zu bewundern.»
    «Aber diesmal nicht?» Ich sah Johnny scharf an. Unter den Bartstoppeln sah man einen blauen Fleck, der ganz frisch zu sein schien, und die Knöchel der rechten Hand waren aufgeschrammt. Ich schloss die Augen, aber als ich sie wieder öffnete, waren die Blessuren immer noch da.
    «Wo hast du dich denn so zugerichtet?» Das Beben in meiner Stimme klang nach Zorn, dabei hatte ich einfach nur Angst.
    «Ich bin bei uns auf dem Weg hingeflogen mit diesem verdammten

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