Kupferglanz
war ihre im Parlament vorgebrachte Verkündung, alle Schwulen sowie diejenigen Abgeordneten, die die Lega-lisierung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften unterstützten, würden in die Hölle kommen. Sie war wohl auch daran beteiligt gewesen, Kivinen Gelder aus dem Regionalentwicklungsfonds zu verschaffen.
Widerstrebend unterschrieb ich die Genehmigung. Wann würde ich wohl einen Job finden, in dem ich meinen Prinzipien nicht zuwiderhandeln musste? Marsa sah enttäuscht aus, als ob sie dachte, dass es überhaupt nichts nützte, eine Frau als Ortspolizeidirektorin zu haben. Aber es galten nun mal immer noch die alten Gesetze.
Und Samstagabends würden Jaska und andere von seinem Schlag im Kupferkrug hocken und mit triefendem Mund Miss Mirandas runden Hintern anstarren … Ich musste an das sexy Nachthemd denken, das Koivu für Anita gekauft hatte. Heute hatte sie Geburtstag. Was mochte sie zu dem Geschenk gesagt haben?
Bevor ich Koivu anrufen konnte, klingelte das Telefon. Meine Mutter. Sie führen gleich zu Pena nach Joensuu, ein Anruf vom Krankenhaus, er hätte wieder einen Anfall gehabt.
Ich wollte meine Verabredung mit Kivinen schon absagen, aber Mutter versicherte mir, dass Pena in den nächsten Stunden noch nicht sterben würde.
Aber mit jedem neuen Anfall schien das Ende ein Stückchen näher zu rücken.
«Ich komm gleich nach vier hin», versprach ich. «Anschließend könnten wir noch bei Eeva und Saku vorbeischauen.»
Merittas Bergwerksgemälde leuchteten schwarz auf dem Sofa meines Dienstzimmers. Ich dachte an Pena, der zehn Jahre seines Lebens in dieser Schwärze verbracht hatte. Wahrscheinlich gewöhnte man sich daran, nur beim ersten Mal war es eine dramatische Erfahrung. Nach dem Tod meines Großvaters hatte Pena dann den Hof übernommen. Er hatte nie geheiratet, war kinderlos geblieben. Die Katze, der Schnaps und die Kommunalpolitik hatten Farbe in sein Leben gebracht. Ich wusste nicht, ob Pena glücklich gewesen war. Wenigstens hatte er so ausgesehen, wenn er nach der Sauna auf der Treppe zu seinem Haus saß, eine Wodkaflasche zu den Füßen und Mikko auf dem Schoß, und seine boshaften Geschichten über Leute aus Arpikylä zum Besten gab.
Aus der Schwärze der Bilder traten allmählich Farben und Formen hervor. Auf beiden war eine Art Gang, der sich zur Höhle erweiterte. Der eine Gang wirkte mit seinen pfortenartigen Rändern und der spitzen Höhlenöffnung seltsam vertraut. Wie die Abbildung vom Innern der Frau im Biologiebuch. Die Höhle war natürlich die Gebärmutter, die hellere Steintraube an ihrer Wand vielleicht ein Embryo, dessen Zellteilung gerade begonnen hatte. Oder bildete ich mir das bloß ein?
Das andere Gemälde war in seiner Schwärze düsterer, geradezu beklemmend.
Ich suchte auch hier nach etwas Bekanntem, fand aber nichts. Es war, als ob in irgendeinem Winkel der Höhle eine kleine Flamme brannte, die gierig darauf wartete, sich auszubreiten.
Warum hatte Meritta ihre Bilder vor Matti verheimlichen wollen? Enthielten sie etwas, was mit ihrem Tod zu tun hatte? Wer könnte sie deuten? Vielleicht Matti, sicher auch Merittas Galerist. Ich suchte die Nummer heraus und rief in der Galerie an, erreichte aber nur einen Anrufbeantworter mit der Auskunft, die Galerie sei ab Mitte Juli wieder geöffnet.
Bis es Zeit wurde, zum Alten Bergwerk zu fahren, vertiefte ich mich in die Konkurspapiere der Baufirma Saastamoinen. Die örtliche Bank hatte Saastamoinen mit merkwürdiger Nachlässigkeit Kredit gewährt; die Sache schien mir umso verdächtiger, als Saastamoinens Frau die Schwester des Bankdirektors war. Nicht einmal der Bankdirektor war bisher vernommen worden, die Ermittlungen waren also völlig offen. Vielleicht sollte ich mich lieber mit diesem Fall befassen als mit dem Mord an Meritta, wenigstens brauchte ich dann keine Bekannten zu vernehmen. Sogar der Bankdirektor war erst zugezogen, als ich die Stadt schon verlassen hatte.
Der Himmel war bewölkt, die Spitze des Turms kaum zu sehen. Auf dem Bergwerksgelände drängten sich die Touristen. Jaska, der in der Kartenbude saß, schien über meine Ankunft informiert zu sein und winkte mich ohne Eintrittskarte durch. Er wechselte ein paar Worte mit einem Mann, der hinter der Souvenirbude saß, und begleitete mich dann auf dem Weg zum Bergwerksrestaurant, wo Kivinen sein Büro hatte.
«Hat sich gut angehört gestern, nicht? Und diese Band aus Liperi ist auch verdammt gut. Wir können vielleicht eine Single rausbringen, wir
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