Kupferglanz
wie gut er riechen würde, wenn ich morgens neben ihm aufwachte.
Aber ich fuhr weiter nach Kuusikangas, lockte Mikko auf meinen Schoß, saß lange draußen auf der Treppe und lauschte dem abendlichen Gezwitscher der Lerchen. Heute war garantiert einer der beiden Wochentage, an denen ich Anttis Heiratsantrag ablehnen würde. Mikko schnurrte zufrieden, als ich ihm erzählte, dass ich Johnnys Antrag an keinem einzigen Tag in der Woche annehmen würde.
Neun
Der Abend nahm dann noch ein schönes Ende: Ich schaute mir im Fernsehen an, wie Kaisa den Weltcup gewann, mit der neuen Jahresbestweite von 71,74 Metern.
Am nächsten Morgen priesen die Zeitungen die eiserne Kondition der «zierlichen, bezaubernden Kaisa». Das Provinzblatt Karjalainen berichtete, Kaisa sei die absolute Favoritin für die EM in diesem Sommer. Auf dem Zeitungsfoto war Kaisa bei ihrem siegreichen Wurf zu sehen, aber verglichen mit Merittas Gemälden wirkte das Bild merkwürdig leblos.
Meine erste Besucherin an diesem Tag war die Restaurantchefin des Kupferkrugs. Sie war die Mutter einer früheren Klassenkameradin und hatte damals dafür gesorgt, dass Minderjährige gar nicht erst zu versuchen brauchten, im Kupferkrug eingelassen zu werden. Obwohl Marsa sich immer noch sorgfältig zurechtmachte, war ihr Gesicht unter dem Make-up faltig und grau.
Das Schlimmste an der Rückkehr nach Arpikylä war gewesen, dass alle Leute elf Jahre älter geworden waren. Als hätten sich alle meine Bekannten eine Art Altersmaske übers Gesicht gezogen.
«Ich komme wegen einer Genehmigung für eine Veranstaltung», fing sie stockend an, nachdem sie mir eine Weile von ihrer Tochter erzählt hatte. «Der Besitzer fürchtet, dass Kivinens Bergwerksrestaurant uns die Kunden wegnimmt.
Er meint, wir brauchten eine neue Attraktion. Jetzt soll es Samstagabends Striptease geben.» Marsa hielt mir ein Faltblatt hin, aus dem das Formular für die Genehmigung auf meinen Schreibtisch fiel. Auf dem Faltblatt posierte eine sommersprossige Frau mit großen Brüsten, die als Miss Miranda angekündigt wurde. Sie trug nichts weiter als lange rosa Vinylstiefel und einen paillettenbesetzten Tanga in der gleichen Farbe.
«Wenn das da zieht, will der Besitzer es als Nächstes mit Topless-Kellnerinnen probieren», fuhr Marsa fort. Sie klang verzweifelt.
«Was hält denn das Personal von der Idee ? » Das Faltblatt versprach Eine Hochkarätige Erotische Show, Unvergessliche Erlebnisse.
«Von den jetzigen ist keine bereit, oben ohne zu servieren ! Wer würde uns alte Frauen auch schon angucken wollen. Kivinen hat sich für sein Restaurant unter allen ABM-Kräften, die ihm angeboten wurden, die attraktivsten rausgesucht.»
Offenbar waren in Arpikylä doch nicht alle von Kivinens massiven Projekten begeistert. Es leuchtete mir ein, dass drei Restaurants für eine Stadt von dieser Größe zu viel waren. Das Bergwerksrestaurant und der Kupferkrug konkur-rierten um die gleichen Kunden, während das Matador eine Kaschemme war, in die man besser nur ging, wenn man vorher schon einigermaßen betrunken war.
«Hast du die Konzession dabei?» Marsa holte sie aus der Tasche, aber ich fand nichts, was mir einen Grund geliefert hätte, die Stripteasevorführung im Kupferkrug zu verbieten. Eben das schien Marsa sich von mir zu erhoffen. Der Kupferkrug war als Tanz-und Amüsierlokal konzessioniert.
«Leider habe ich keine gesetzliche Handhabe, um die Genehmigung zu verweigern. Ich schau mir das am Samstag an, und wenn nicht alles korrekt zugeht, sehen wir weiter. Aber fangt doch schon mal an, Unterschriften dagegen zu sammeln. Sagt den weiblichen Gästen, sie sollen das Lokal boykottieren.» Mir war klar, dass dieser Rat auf schwachen Füßen stand, denn in Arpikylä gingen die Frauen sowieso selten in die Kneipe, schon gar nicht ohne ihre Männer.
«Das Personal kann doch keine Protestbewegung gegen den eigenen Arbeitsplatz starten. Da würden wir doch sofort rausfliegen. Dem Besitzer wäre das natürlich nur recht, dann könnte er seine Topless-Mädchen einstellen. Ich hab allerdings mit ein paar Frauen in der Stadtverordnetenversammlung darüber gesprochen.
Meritta Flöjt hatte versprochen, was zu unternehmen, und die Parlamentsabgeordnete von den Christlichen auch… »
« Setz dich mit ihr in Verbindung.»
Meritta wäre die Richtige gewesen, sie hatte keine Phobie gegen alles Sexuelle wie diese christliche Tante. Die bisher größte Leistung der ersten Parlamentsabgeordneten aus Arpikylä
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