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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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die Freiheit, Klage gegen seinen Nachwuchs zu führen. »… aber im Grunde ist alles meine Schuld. Schließlich habe ich sie großgezogen – sie ist ganz meine Tochter …«
    »Stimmt!« sagte seine Frau.
    »Dann war sie also heute abend hier?« wandte ich mich lächelnd an ihre Mutter.
    »Aber ja doch!« polterte ihr Vater dazwischen. »Wie ich höre, ist Ihr Haus eingestürzt?«
    »Schicksal, Senator, da kann man nichts machen. Zum Glück waren wir ja beide nicht daheim …«
    Er bedeutete mir mit schwungvoller Geste, auf einer Steinbank Platz zu nehmen. »Ihr Haus stürzt ein; also muß Helena Justina kommen und mich fragen, wie sie die Erbschaftsurkunde von ihrer Tante Valeria ersetzen kann; sie rauscht hier herein und plündert ihren Kleiderschrank; sie verlangt von mir, ich soll Ihnen ausrichten, sie würde sich später mit Ihnen treffen …«
    »Geht es ihr gut?« konnte ich mit knapper Not einwerfen. Wieder wandte ich mich, in der Hoffnung, hier auf etwas Vernunft zu treffen, an ihre Mama.
    »Oh, sie schien mir wieder ganz die alte«, meinte Julia Justa gleichmütig.
     
    Dem Senator waren die Scherze ausgegangen; es wurde still im Garten.
    Ich nahm all meinen Mut zusammen. »Senator, ich weiß, ich hätte schon früher kommen sollen.«
    Helenas Eltern wechselten einen Blick. »Wozu die Mühe?« Camillus zuckte die Achseln. »Es ist doch auch so ziemlich klar, was los ist …«
    »Ich hätte mich Ihnen erklären sollen.«
    »Ist das eine Entschuldigung?«
    »Ich liebe Ihre Tochter. Dafür werde ich mich ganz gewiß nicht entschuldigen.« Julia Justa hatte offenbar eine abrupte Bewegung gemacht, denn ich hörte ihre Ohrringe klingeln, und der bestickte Volant ihrer Stola streifte raschelnd die Steinmauer.
    Wieder senkte sich Schweigen über den Garten. Ich stand auf. »Ich geh lieber und suche sie.«
    Camillus lachte. »Darf ich annehmen, Sie haben eine Ahnung, wo sie sein könnte, oder sollen wir einen Suchtrupp losschicken?«
    »Ich glaube, ich weiß, wo sie ist.«
     
    Obwohl ich hundemüde war, machte ich mich zu Fuß auf den Weg zu meinem alten Bau hoch oben auf dem Aventin. Ich näherte mich schleppenden Schrittes und dachte dabei an die hübschen Villen, die die Reichen bewohnen, und an die gräßlichen Löcher, die sie den Armen zumuten.
    Ich betrat den Zwölften Bezirk. Heimische Gerüche beleidigten meine Nase. Der unaufdringliche Pfiff eines schwulen Casanovas folgte mir in die Dunkelheit, als ich in die schmale Gasse einbog.
    Die Brunnenpromenade.
    Von sämtlichen trostlosen Mietskasernen in all den garstigen Hinterhöfen Roms war gewiß keine so heruntergekommen wie die an der Brunnenpromenade …
    Vor dem Friseurladen lüpften Rodan und Asiacus kurz ihr Gladiatorengestell von der Bank; dann setzten sie sich wieder und führten ihre Plauderei fort. Mich konnten sie auch an einem anderen Tag zusammenschlagen. Aus der Wäscherei drangen beschwingte Töne; Lenia hatte offenbar ihren Verlobten zu Gast. Rom ist voll von Frauen, die sich den Kopf darüber zerbrechen, wie sie ihre Männer am besten ausnehmen können; ich überlegte grinsend, ob Lenia den ihren wohl schon so weit hatte, daß der Hochzeitstag festgesetzt war.
    Eine Tür ging auf. Im Lichtschein erblickte ich einen schlampigen, ungeschlachten Klotz mit spärlichen Borsten auf dem Kopf: Smaractus!
    Meine Bude war bis November bezahlt; daher lohnte es sich nicht, stehenzubleiben und ihn anzupöbeln. Das konnte ich mir für später aufheben. Also tat ich so, als hätte ich ihn nicht gesehen, hüllte mich fester in meinen Mantel, zog den Hut noch tiefer in die Stirn und huschte wie ein schwarz gewandetes Gespenst aufs Haus zu. Er wußte, daß ich es war, ließ mich aber vorbei.
    Ich pumpte noch mal Mumm in die Beine, dann nahm ich, beschwingt von der lieben Erinnerung an altvertrautes Ärgernis, die erste dieser ätzenden sechs Treppen in Angriff.
LXVIII
    Es war wirklich eine elende Bruchbude.
    Eine Amphore aus der Villa des Senators lehnte an einem traurigen Gestell, das den Tisch ersetzte. Der Stöpsel war schon gezogen. So also ging es hier zu, wenn ich mir draußen die Hacken ablief und mich mit einem Fall rumplagte … Zwei siruptriefende Knuspertauben standen, Schnabel an Schnabel wie gerupfte Turteltäubchen, auf einem angeschlagenen alten Teller. Eine sah noch ganz schmuck aus, aber die andere ließ müde den Schwanz hängen – genau wie ich.
    Die betörende Schöne, die angeblich im Büro Mitteilungen entgegennahm, saß mit einem

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