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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Richteramt so denke, wie ich denke.
     
    Ich hatte Corvinus nie kennengelernt und legte auch keinen Wert darauf, das nachzuholen. Trotzdem ging ich vom Pincio schnurstracks zu seinem Haus. Es war eine ruhige Villa auf dem Esquilin. Über der Tür hing eine verblaßte Trophäe zum Andenken an eine Militärparade, bei der man Anno Tobak einen seiner Ahnherren dafür ausgezeichnet hatte, daß er nicht desertiert war. In der Eingangshalle sah ich die Statuen von zwei strengen republikanischen Oratoren, eine mittelmäßige Bronzebüste des Augustus und eine ellenlange Kette für einen Wachhund (ohne den dazugehörigen Hund): der übliche angestaubte Plunder einer Familie, die nie so bedeutend gewesen war, wie sie glaubte, und nun allmählich in Vergessenheit geriet.
    Meine Hoffnung, Corvinus sei zur Sommerfrische nach Cumae gereist, erfüllte sich nicht. Er gehörte zu der Sorte pflichtbewußter Toren, die wahrscheinlich sogar am eigenen Geburtstag Gericht halten; er murrte über die Last der Geschäfte – und streichelte gleichzeitig sein Ego damit, den ganzen heißen August hindurch Schriftsätze zu verhunzen. Ein gelangweilter Türsteher ließ mich ein. Im Atrium lag ein Haufen beilbewehrter Rutenbündel, und ich hörte Stimmengemurmel aus dem Nebenraum, wo die Liktoren des ehrenwerten Magistrats ihr Mittagessen verputzten. In einem Korridor waren etliche Bänke aufgestellt, auf denen Kläger und Mandanten mit Leichenbittermiene rumhängen konnten, während der Prätor sein Verdauungsschläfchen hielt. Das schräg einfallende Sonnenlicht, das durch hohe, quadratische Fenster schien, blendete mich zunächst, doch sobald meine Augen sich an das grelle Wechselspiel von Licht und Schatten gewöhnt hatten, machte ich die gewohnte Bittstellerriege aus, die überall die Amtsstuben großer Tiere verstopft. Jeder belauert den anderen, aber keiner will sich’s anmerken lassen; alle versuchen, dem Besserwisser mit dem irren Blick auszuweichen, der sich so gern unterhalten möchte; jeder hat sich auf einen langen und wahrscheinlich fruchtlosen Nachmittag eingerichtet.
    Ich meide überfüllte Wartezimmer, wo man sich nur die Krankheiten anderer Leute einfängt, und ging darum auch hier rasch weiter. Ein paar der Jammergestalten strafften sich, doch die meisten waren darauf geeicht, einen, der anscheinend wußte, wo’s langgeht, passieren zu lassen. Und ich hatte kein schlechtes Gewissen, weil ich mich vordrängte. Die anderen waren hier, um den Prätor zu sprechen. Das letzte, was mich interessierte, war ein unnützes Palaver mit einem langweiligen, vertrottelten Juristen. Aber jeder Prätor hat auch einen Sekretär. Und weil der Umgang mit streitenden Parteien äußerst heikel sein kann, ist der Sekretär eines Prätors normalerweise ein heller Kopf. Ich war hier, um den Sekretär zu sprechen.
    Ich fand ihn im schattigen Garten eines Innenhofs. Da es ein warmer Tag war, hatte er seinen Klappstuhl an der frischen Luft aufgeschlagen. Seine Sonnenbräune sah aus wie aufgemalt – wahrscheinlich der Nebeneffekt einer Woche fleißigen Rebverschnitts im Weinberg. Er trug einen großen Siegelring, spitze rote Schuhe und eine schneeweiße Tunika – kurz, er war rausgeputzt wie ein Kesselheizer, der zum Tanz geht.
    Diesmal hatte ich mich nicht verspekuliert: Nachdem er sich den lieben langen Vormittag mit Senatorensöhnen rumärgern mußte, die man auf Voyeurstour in den Umkleideräumen eines Frauenbades geschnappt hatte, oder mit tüdeligen Omas, die erst drei Generationen Familiengeschichte runterbeteten, bevor sie erklärten, warum sie vier Enteneier stehlen mußten, war der Sekretär heilfroh, seine Pyramide von Bittschriften beiseite schieben und sich bei einem Plausch mit mir erholen zu können. Ich stellte mich vor und erfuhr im Gegenzug, daß sein Name Lusius sei.
    »Lusius, ich habe da ein paar Klienten, die sich wegen einer berufsmäßigen Braut Sorgen machen. Eine gewisse Severina; Familienname ist mir unbekannt, aber …«
    »Zotica«, unterbrach Lusius schroff. Vielleicht hielt er mich für einen zeitvergeudenden Schwätzer.
    »Sie erinnern sich! Den Göttern sei Dank für die Tüchtigkeit der …«
    »Und ob ich mich erinnere«, knurrte der Sekretär, dem diese seltene Chance, sich seinen Frust von der Seele zu reden, die Zunge löste. »Die Frau ist dreimal kurz hintereinander Witwe geworden. Die Männer stammten jeder aus einem anderen Bezirk, weshalb ich mich gleich mit einem ganzen Trio schlampiger Ädilen rumschlagen

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