Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
Paulus konnte durch Vermächtnis einem Teil seiner Dienstboten die Freiheit schenken; meine Klienten hatten ganz den dreisten Blick von Sklaven, die rechtzeitig dafür sorgen, daß sie zu den Favoriten gehörten, die in den Genuß dieses Privilegs kamen.
    »Ihre Ersparnisse hatten sie bald gut angelegt«, fuhr Minnius fort. »Gibt’s eigentlich ein bestimmtes System, um mit Frachtschiffen zu verdienen?«
    Ich nickte. »Prämien – für die Ausrüstung von Getreidetransporten.« Zufällig hatte ich mich vor kurzem erst näher mit Kornimporten beschäftigt und kannte daher sämtliche Tricks und Schwindeleien auf diesem Sektor. »Kaiser Claudius rief das Programm ins Leben, um die Winterfahrten zu fördern. Er setzte ein Handgeld aus, auf das jeder, der Schiffe baute und zur Verfügung stellte, Anspruch hatte und dessen Höhe sich nach der Tonnage richtete. Außerdem gab’s eine Versicherung; er übernahm die Haftung für jeden gesunkenen Frachter. Dieses Gesetz ist nie aufgehoben worden. Und jeder, der davon weiß, kann bis heute davon profitieren.«
    »Pollia besaß ein Schiff, das gesunken ist«, versetzte Minnius trocken. »Und sie hat’s auch geschafft, ganz schnell an ein neues zu kommen …«
    Er wollte offenbar andeuten, daß es sich dabei um ein und dasselbe Schiff handelte, nur mit geändertem Namen – ein interessanter Hinweis auf raffinierte Praktiken im Hause Hortensius. »Und sie hatte dieses Schiff selbst ausgerüstet?« fragte ich. Nach dem Erlaß des Claudius erwarb eine Frau mit einer solchen »Spende« die Ehren einer vierfachen Mutter: übersetzt in die Sprache meiner Mutter, das Recht, sich in der Öffentlichkeit die Haare zu raufen, weil man ständig von Quälgeistern umgeben war.
    »Wer weiß? Aber bald darauf trug sie Rubinklunker in den Ohren und Sandalen mit silbernen Sohlen.«
    »Und wie haben die Männer sich ihr Vermögen verdient? Was machen die so für Geschäfte?«
    »Dies und das. Genauer gesagt, dies, das und so gut wie alles, was Sie sich sonst noch ausdenken können …«
    Ich spürte, daß die Mitteilsamkeit meines Informanten versiegte – Zeit, mich zu verkrümeln. Ich kaufte zwei von seinen gefüllten Knuspertauben für Helena und noch ein paar Stücke Mostkuchen für meine Schwester Maia – zum Dank für die Selbstlosigkeit, mit der sie mir meine Wettsteine wiederbeschafft hatte.
    Der Preis war so aberwitzig, wie sich das für den Pincio gehörte. Aber dafür bekam ich als Dreingabe auch ein hübsches Körbchen mit einem schmucken Nest aus Weinlaub, in dem ich meine Leckereien heimtragen konnte, ohne klebrige Finger zu kriegen. Kein Vergleich mit dem tintenbeklecksten, aus alten philosophischen Traktaten rausgerissenen Fetzen, in die man bei mir zu Hause auf dem Aventin die Torten einwickelt.
    Andererseits gibt’s auf einem Rebenblatt nichts zu lesen, wenn man es erst einmal saubergeleckt hat.
VIII
    Als nächstes strapazierte ich meinen Blutdruck mit dem Besuch bei einem Prätor.
    In Zeiten der Republik waren jährlich zwei Magistrate gewählt worden (oder vielmehr ernannt, denn da nur Senatsmitglieder in Frage kamen, konnte man nicht gerade von einer freien Wahl sprechen). Inzwischen aber waren die Straftaten so sprunghaft angestiegen, daß nun schon achtzehn Richter nötig waren, davon allein zwei für Betrugsdelikte. Der Magistrat, der gegen die verdächtige Tripelwitwe ermittelt hatte, hieß Corvinus. Da ich jeden Tag in der Forumspost nachlesen konnte, was für aberwitzige Entscheidungen die heutigen Rechtsverdreher fällten, wußte ich im voraus, was von diesem Corvinus zu halten war: ein aufgeblasener Wichtigtuer, wie alle Prätoren. In der Rangliste öffentlicher Ämter stehen sie nur eine Stufe unter dem Konsul, dem höchsten Beamten des Römischen Reichs, und für einen Staatsdiener, der sich mit seiner Unbelecktheit in Sachen moderner Moral brüsten will, ist das Prätorenamt ein gefährlich reizvoller Tummelplatz. Corvinus, ein Fossil aus der Zeit vor Vespasians Kampagne zur Säuberung der Gerichte, würde seine Karriere unter dem jetzigen Kaiser vermutlich sang- und klanglos als Prätor beenden.
    Zum Leidwesen meiner Klienten hatte Corvinus, bevor man ihn auf sein Gut in Latium in Pension schickte, noch Zeit gefunden, den Fall Severina abzuschließen, mit dem Ergebnis, daß die arme Kleine ein Pechvogel war, dem rein zufällig kurz hintereinander drei reiche Ehemänner unter den Händen weggestorben waren. Tja, nun wissen Sie, warum ich über Prätoren im

Weitere Kostenlose Bücher