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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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dem Gipfel des Idagebirges. Sabina Pollia war zum Anbeißen, wie ein Pfirsich, doch diese Erscheinung glich der reifen, geheimnisumwitterten Frucht einer mir fremden, exotischen Provinz.
    »Sie sind gewiß der Detektiv.« Ihre ernste Miene verriet hohe Intelligenz. Nicht, daß ich mich hätte täuschen lassen; seinerzeit, im Hause des Herrn Hortensius, war sie vermutlich einmal Küchenmagd gewesen – und doch hatte sie den hoheitsvollen Blick einer Prinzessin aus dem Morgenland. Wenn Kleopatra so einen Augenaufschlag hingekriegt hat, wundert es mich nicht mehr, warum ehrbare römische Generäle Schlange standen, um an den schlammigen Ufern des Nils ihren guten Ruf zu verschleudern.
    »Ich heiße Didius Falco … Hortensia Atilia?« Sie nickte. »Wie schön, daß ich mich Ihnen doch noch persönlich vorstellen kann …«
    Ein Schatten glitt über ihr makelloses Gesicht. Die ernste Stimmung stand ihr gut; ihr hätte jede Stimmung gut gestanden. »Es tut mir leid, daß ich bei Ihrem Vorstellungsgespräch nicht dabei war, aber ich habe meinen kleinen Sohn zur Schule gebracht.« Eine treusorgende Mutter – zauberhaft! »Glauben Sie, daß Sie uns helfen können, Falco?«
    »Ich will keine voreiligen Versprechungen machen. Aber ich hoffe doch, ja.«
    »Danke«, hauchte sie. »Und nun darf ich Sie wohl nicht länger aufhalten …« Hortensia Atilia reichte mir so förmlich die Hand, daß ich mir plötzlich wie ein Klotz vorkam. »Aber besuchen Sie mich bald und lassen Sie mich wissen, wie Sie vorankommen, ja?«
    Ich lächelte. Eine Frau wie sie erwartet von einem Mann, daß er lächelt; und wir Männer tun unser Möglichstes, um solche Erwartungen nicht zu enttäuschen. Sie lächelte zurück, denn sie wußte, daß ich früher oder später einen Vorwand finden würde, um sie zu besuchen. Bei einer solchen Frau werden wir Männer ungewohnt einfallsreich.
     
    Auf dem Rückweg blieb ich auf halber Höhe stehen und bewunderte den herrlichen Blick auf Rom. Vom Pincio herab betrachtet, schwamm die Stadt im goldenen Morgenlicht. Ich lockerte den Gürtel, unter dem mir die Tunika an der Taille klebte, wartete ab, bis mein Atem wieder ruhiger ging, und zog Bilanz. Nach der Begegnung mit Pollia und Atilia hatte ich das Gefühl (und ich gestehe, daß ich es schlankweg genoß), als könne ich von Glück sagen, heil wieder aus ihrer Villa rausgekommen zu sein.
    Die Vorzeichen waren vielversprechend. Zwei berückende Klientinnen, deren neureicher Lebensstil mir Amüsement versprach; eine Brieftaschenbraut mit so bewegter Vergangenheit, daß man sie bestimmt entlarven konnte, auch wenn es dem zuständigen Beamten nicht gelungen war (einen Prätor blamiere ich für mein Leben gern); plus einem fetten Honorar – und das alles mit ein bißchen Glück, ohne große Anstrengung …
    Ein idealer Fall.
VII
    Bevor ich mit der Überwachung des Vamps anfing, wollte ich erst einmal die Hortensius-Sippe unter die Lupe nehmen. Durch ihre Wohnung und durch die Fragen, die sie stellen, verraten die Leute sich schon mehr als sie glauben; ihre Nachbarn sind mitunter noch auskunftsfreudiger. Jetzt, da ich mir einen ersten Eindruck verschafft hatte, lohnte sich wohl ein zweiter Besuch bei dem Zuckerbäcker, den ich zuvor nach dem Weg gefragt hatte.
    Als ich an den Stand kam, pickte gerade ein Huhn mit Hang zum süßen Leben Krümel auf. Der Laden war eigentlich bloß ein Verschlag gegenüber einer Pinie. Vorn hatte er eine Theke zum Runterklappen und ein aufklappbares Sonnendach, und hinten drin stand ein Backofen. Dazwischen war so wenig Platz, daß der Konditor sich so oft wie möglich mit seinem Schemel in den Schatten der Pinie auf der anderen Straßenseite verzog und gegen sich selbst Hütchenfangen spielte. Wenn Kunden auftauchten, ließ er sie so lange warten, bis ihnen das Wasser im Munde zusammenlief; dann erst kam er herüber.
    Die Anwohner des Pincio mochten eigentlich keinen Geschäftsbetrieb in ihrer Gegend; aber auf ihre kleinen Annehmlichkeiten wollten sie auch nicht verzichten. Ich verstand sehr gut, warum sie diesen Zuckerbäcker auf ihrem Hügel duldeten. Für die architektonischen Mängel seines Emporiums wurde man durch phantasievolle Köstlichkeiten reichlich entschädigt.
    Das Herzstück der Vitrine bildete ein riesiges Tablett, auf dem ganze Feigen tief in ein klebriges Honigbett versenkt waren. Ringsherum hatte der Meister verlockende Leckerbissen in Schleifen und Spiralen angeordnet, zwischen denen hie und da eine Lücke klaffte

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