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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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mußte, die mir mit vierwöchiger Verspätung unvollständige Personalakten schickten – nebst einem Brief aus dem Büro des Zensors, in dem alle Namen falsch geschrieben waren. Das Ende vom Lied war, daß ich selbst die Unterlagen für Corvinus zusammenstellen mußte.«
    »Die leidige Routine!« Ich nickte bedauernd. »Aber was können Sie mir erzählen?«
    »Was wollen Sie denn wissen?«
    »Im Grunde nur eins: War sie’s, oder war sie’s nicht?«
    »Aber natürlich war sie’s!«
    »Zu dem Urteil ist Ihr Herr Corvinus aber nicht gekommen.«
    Lusius beschrieb seinen Chef kurz und prägnant: die übliche Einschätzung eines Prätors, wenn man sie aus dem Munde seines Sekretärs hört. »Der ehrenwerte Corvinus«, so Lusius vertraulich, »würde nicht mal ein Furunkel am eigenen Hintern erkennen.« Ich hatte auf einmal eine Menge Zeit für Lusius; er schien ein Mann von Welt – der gleichen zwielichtigen Welt, in der auch ich mich bewegte.
    »Ich sag’s ja, Routine! Was ist, wollen Sie mir den Fall erzählen?«
    »Warum nicht?« Er streckte die Beine aus und verschränkte die Arme, als wolle er sagen: Wenn einer schon so schwer schuftet wie ich, dann darf er sich auch mal eine kleine Anarcho-Pause gönnen. »Ja, warum eigentlich nicht? Also, Severina Zotica …«
    »Zunächst mal: Was ist sie für ein Typ?«
    »Nichts Besonderes. Aber sind es nicht immer die Unscheinbaren, die das meiste Unheil stiften?« Ich nickte. »Ach ja, sie ist ’n Rotschopf«, setzte Lusius hinzu.
    »Das hätte ich mir denken können.«
    »Wurde als junges Ding vom großen Sklavenmarkt in Delos importiert, war aber schon vorher ganz schön rumgekommen. Gebürtig aus Thracia – daher der Feuerkopf –, dann von ihren wechselnden Herrn hin und her gereicht: Zypern, Ägypten, und, ich glaube, vor Delos war sie noch in Mauretanien.«
    »Woher wissen Sie das alles?«
    »Ich mußte sie mal verhören. Wirklich ein Erlebnis!« meinte er versonnen, doch ohne sich näher zu erklären, was mich stutzig machte. Ja, er schien plötzlich auf der Hut – wie einer, der ein Auge auf ein Mädchen geworfen hat, sich das aber nicht anmerken lassen will. »Kaum in Italia gelandet, wurde sie von einem Perlenhändler gekauft. Seinen Laden in der Subura gibt es übrigens noch. Dieser Severus Moscus war offenbar eine anständige Haut, denn er hat das Mädchen eines Tages zur Frau genommen.«
    »Ehe Nummer eins. Von kurzer Dauer?«
    »Nein, sie waren ein oder zwei Jahre verheiratet.«
    »Und haben sie sich vertragen?«
    »Soviel ich weiß, ja.«
    »Was ist ihm denn zugestoßen?«
    »Er starb an einem Hitzschlag, als er sich einen Gladiatorenkampf ansah. Ich glaube, er saß auf einem Platz ohne Baldachin, und sein Herz machte einfach schlapp.« Lusius war augenscheinlich ein fairer Mann (oder versuchte, fair zu sein, wenn es galt, eine Rothaarige zu beurteilen).
    »Vielleicht war er zu dumm oder zu störrisch, um sich in den Schatten zu setzen.« Auch ich konnte fair sein. »Hat Severina ihm die Eintrittskarte gekauft?«
    »Nein, einer seiner Sklaven.«
    »Und hat Severina den Verlust tränenreich beklagt?«
    »Nein …« Lusius zögerte nachdenklich. »Aber das fiel nicht weiter auf. Sie ist kein theatralischer Typ.«
    »Gut erzogen, wie? Und Moscus hatte sie so gern, daß er ihr alles hinterließ?«
    »Ein alter Mann muß eine Rothaarige – die sechzehn war, als er sie zur Frau nahm – einfach gern haben.«
    »Na schön: So weit scheint alles mit rechten Dingen zugegangen zu sein. Aber nach der plötzlichen Erbschaft ist sie dann auf die Idee gekommen, was aus ihrem Leben zu machen?«
    »Möglich wär’s. Ich konnte nie feststellen, ob sie ihren Herrn aus Verzweiflung geheiratet hat oder aus ehrlicher Dankbarkeit. Vielleicht hatte sie ihn gern – oder sie war einfach diplomatisch. Vielleicht hat der Perlenhändler sie drangsaliert – oder sie hat ihn bezirzt. Allerdings«, Lusius wog seine Argumente ab wie ein echter Sekretär, »als Severina erfuhr, in welch angenehmen Verhältnissen Severus Moscus sie zurückgelassen hatte, machte sie sich unverzüglich daran, noch größere Annehmlichkeiten zu erringen.«
    »Wie vermögend war dieser Moscus denn?«
    »Er importierte Achate, die er zurechtschliff und zu Ketten fädelte. Hübsche Pretiosen. Na ja, hübsch genug, daß Senatorensöhne sie für ihre Huren kauften.«
    »Ein florierendes Geschäft!«
    »Besonders, seit er das Sortiment erweiterte und Kameen dazunahm. Sie wissen schon – die Köpfe der

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