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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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kaiserlichen Familie unter irgendeinem patriotischen Motto. Friede, Glück und dazu ein überfließendes Füllhorn …«
    »Alles, was einem daheim abgeht!« Ich grinste. »Kaiserliche Porträts sind bei den Kriechern am Hof immer beliebt. Moscus’ Arbeiten waren also gefragt, seine einstige Sklavin hat mithin ein blühendes Unternehmen geerbt. Und weiter? Wer war der nächste?«
    »Ein Apotheker. Ein gewisser Eprius.«
    »Woran ist er gestorben?«
    »Eine seiner eigenen Hustenpastillen ist ihm im Hals steckengeblieben.«
    »Und wie lange hat er sich gehalten?«
    »Nun, er brauchte fast ein Jahr, um sie vor den Priester zu kriegen. Sie spielte ihm gekonnt die Wankelmütige vor. Dann überlebte er noch weitere zehn Monate. Vielleicht mußte sie erst ihre Nerven beruhigen.«
    »Vielleicht bekam der Apotheker die Gnadenfrist aber auch nur, weil Severina erst etwas über Arzneien lernen wollte … War sie dabei, als er erstickte? Hat sie Wiederbelebungsversuche unternommen?«
    »Verzweifelte!« Wir lachten beide, überzeugt, daß wir den Fall durchschaut hätten. »Für ihre Hingabe wurde sie mit drei Pillenläden und einem Familiengütchen belohnt.«
    »Und wer kam dann?«
    »Grittius Fronto. Er importierte wilde Tiere für Neros Arenaspiele. Diesmal war sie dreister. Sie muß Fronto schon umgarnt haben, als Eprius’ Nachlaßverwalter noch das Band um die Testamentsrolle aufnestelten. Der Circus-Impresario hielt sich bloß vier Wochen …«
    »Hat ihn etwa ein Löwe gefressen?«
    »Ein Panther«, korrigierte Lusius trocken. Der Mann war genauso ein Zyniker wie ich; er gefiel mir immer besser. »Spazierte hinter der Bühne von Neros Circus aus ’nem offenen Käfig und drängte den armen Grittius mit dem Rücken gegen eine Hebevorrichtung. Wie es heißt, ist schrecklich viel Blut geflossen. Das Biest zerfleischte gleich noch einen Seiltänzer, was eigentlich nicht nötig gewesen wäre, den ›Unfall‹ aber glaubwürdiger erscheinen ließ. Grittius hat sehr gut verdient – zu seinem Unternehmen gehörte noch ein Nebengeschäft mit ausgefallenen Varietévorstellungen für zweitklassige Abendgesellschaften. Sie wissen schon – wo nackte Weiber kuriose Dinge mit Riesenschlangen veranstalten … Das Geschäft mit Orgien ist heute mindestens so lukrativ wie eine spanische Goldmine. Ich schätze mal, daß Severina nach Frontos Bestattung um eine halbe Million Golddenare reicher war. Oh, und dann erbte sie noch einen sprechenden Papagei, bei dessen Flüchen sogar ein Galeerenaufseher rot werden würde.«
    »Hat man denn bei keinem der Toten eine Leichenschau angeordnet?«
    »An den Herzkasper von dem alten Perlenverkäufer glaubte jeder, und das Werk des Panthers hätte kein Arzt beurteilen können – dafür hatte die Bestie nicht genug übriggelassen!« Lusius erschauerte – welch zarte Seele. »Den Apotheker hat sich allerdings irgendein Quacksalber angesehen.« Ich hob fragend die Brauen, und ohne nachschlagen zu müssen, gab er mir Name und Anschrift. »Der Doktor hatte jedoch nichts zu beanstanden.«
    »Wie ist die Justiz denn auf Severina aufmerksam geworden?«
    »Grittius hatte einen Großneffen in Ägypten, der für den Transport der wilden Tiere sorgte. Dieser Spediteur hatte fest damit gerechnet, einmal den Zaster vom Löwengeschäft zu erben. Er segelte in aller Eile heim und versuchte, das Testament anzufechten. Wir stellten die üblichen Nachforschungen an, aber es reichte nicht für einen Prozeß. Corvinus hat den Fall gleich nach der Voruntersuchung niedergeschlagen.«
    »Mit welcher Begründung, Lusius?«
    Seine Augen blitzten zornig. »Mangel an Beweisen.«
    »Gab es denn überhaupt welche?«
    »Nicht die Spur.«
    »Warum haben Sie dann trotzdem Einwände?«
    Lusius brach in hämisches Gelächter aus. »Seit wann ist ein Fall erledigt, bloß weil es an Beweisen fehlt?« Ich erriet, was geschehen war. Bestimmt hatten die Ädilen (jene jungen Beamten, denen eigentlich die Beweisaufnahme obliegt, die jedoch lieber an der eigenen politischen Karriere basteln) Lusius ihre Arbeit tun lassen. Der Fall hatte ihn gepackt, und als dann die Dummheit des Prätors all seine Anstrengungen zunichte machte, hatte er das persönlich genommen. »Sie war einfach bewundernswert clever. Ist nie zu weit gegangen. Die Kerle, die sie sich aussuchte, hatten eine Menge Geld, waren aber gesellschaftlich völlig unbedeutend, so kleine Lichter, daß sich niemand ernsthaft drum kümmerte, als sie ein böses Ende nahmen. Abgesehen von

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