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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Innern des Hauses.
    Der Sklave steckte den Kopf durch den Türvorhang. »Sie kommt gleich«, knurrte er schlecht gelaunt.
    »Danke. Ach, übrigens, haben Severina und Novus eigentlich schon den Hochzeitstag festgesetzt?«
    »In zehn Tagen ist’s soweit.«
    »Und wann wurde das beschlossen?«
    »Anfang der Woche.«
    »Dann könnte Novus es heute abend also offiziell bekanntgegeben haben?«
    »Sie kommt gleich runter!« wiederholte der Sklave und musterte mich spöttisch. Er hatte erkannt, daß ich meine Fragen bloß ins Blaue abfeuerte.
     
    Ich hörte sie nicht kommen.
    Sie war so hergerichtet, als hätte der Sklave sie wirklich aus dem Bett geholt: bloße Füße; nackte Arme über einem kurzen weißen Unterhemdchen; das Gesicht leicht verquollen; das üppige Kupferhaar aufgelöst über den Rücken wallend. Sie hatte womöglich im Bett gelegen, aber hellwach, in Erwartung des Boten, der ihr die Nachricht bringen würde.
    »Sie werden einiges zu erklären haben, Zotica!« Sie hielt meinem prüfenden Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich hatte es nicht anders erwartet. Dieses Früchtchen würde sich nicht ins Bockshorn jagen lassen. »Novus ist tot.«
    »Novus?« wiederholte sie rasch, stockte und sah mich verwirrt an.
    »Wußten Sie’s schon?«
    » Tot? « stammelte sie.
    »Nur immer so weiter, Zotica!« höhnte ich gehässig. – Severina schnappte empört nach Luft. »Müssen Sie denn so gemein sein?« Sie kam näher, beide Hände zum Gesicht erhoben. »Was ist geschehen? Erzählen Sie der Reihe nach.«
    »Ich habe Ihren Verlobten heute abend mit dem Gesicht nach unten in einer Toilette gefunden. Vergiftet, Severina. Nun sagen Sie bloß nicht, das käme überraschend für Sie.«
    Sie biß sich auf die Lippen, als ich Einzelheiten nannte, aber sie wurde langsam wütend. Ausgezeichnet. Sie ging hinüber zum Diwan und setzte sich, scheinbar zitternd, nieder. »Wie spät ist es, Falco?« Ich hatte keine Ahnung. »Man fragt immer dann nach der Zeit«, murmelte sie geistesabwesend, »wenn Zeit keine Rolle mehr spielt …«
    Ich fiel nicht auf die schmerzerfüllte Miene rein. »Schluß jetzt mit dem Theater! Wieso waren Sie nicht auf dem Bankett?«
    Ein Schatten fiel über ihr Gesicht. »Ich fühlte mich nicht wohl, Falco. Frauenbeschwerden.« Ihr Kinn reckte sich trotzig vor, als sie demonstrativ die Arme um den Leib legte. »Sie wissen schon, was ich meine!«
    »Sollte ich mich nicht eher genieren, nachzufragen? Aber da haben Sie sich verrechnet! Ich bin mit fünf Schwestern aufgewachsen, Zotica. Unsere Victorina zum Beispiel war eine grandiose Schauspielerin – sie konnte ›ihre Tage‹ auf drei Wochen ausdehnen, besonders, wenn ein langweiliges religiöses Fest anstand, vor dem sie sich drücken wollte.«
    »Ich war heute nachmittag auf dem Pincio«, versetzte Severina schroff. »Aber dann sah ich mich doch nicht imstande, einen ganzen Abend lang steife Höflichkeiten mit Leuten zu wechseln, die aus ihrer Abneigung gegen mich keinen Hehl machen …«
    »Ja, ich kann mir denken, daß es Mut gekostet hätte – entspannt neben Ihrem Opfer in den Polstern zu lehnen, während der arme Teufel die vergiftete Sauce kostet!«
    »Das ist übelste Verleumdung, Falco! Ich bin bloß dem Koch zuliebe hingegangen. Seit die Einladungen raus sind, macht Novus den armen Kerl nervös …« Mir fiel auf, daß sie im Präsens sprach, wie Trauernde es nach einem wirklich schmerzlichen Verlust tun: ein raffinierter Schachzug! »Dieses Bankett war eine große Verantwortung für Viridovix!«
    »Wie ist Novus nur auf die verrückte Idee verfallen, sich einen gallischen Koch zu kaufen? Wenn es schon ein Küchenchef vom anderen Ende des Reiches sein muß, dann holt man ihn sich doch wenigstens aus Alexandria?«
    »Sie kennen die Familie ja inzwischen – der in Knechtschaft geratene Barbarenhäuptling hat sie eben gereizt.«
    »Eine Rarität ist er gewiß: Der Mann macht aus allem das Beste.« Ich sah, daß dieses kleine Ablenkungsmanöver bei ihr nichts ausrichtete, und so gab ich es auf. »Erzählen Sie mir was über das Bankett heute abend. Wozu der große Aufwand? Und wer war der illustre Gast?«
    »Appius Priscillus.«
    Im ersten Moment wußte ich mit dem Namen nichts anzufangen. »Ah, der Immobilienhai! Der Herr, der wehrlose alte Obsthändler verprügeln läßt. Was hat denn der mit den Hortensii zu schaffen?«
    »Gemeinsame Geschäftsinteressen. Mietwohnungen, Grundstücke, Bodennutzung. Doch die Beziehungen zwischen ihren

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