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Kurier

Kurier

Titel: Kurier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berndorf
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immer. Sundern wird seines
Lebens in dieser wunderschönen Stadt nicht mehr froh, solange er im Besitz
dieses … nun ja, dieses Schatzes ist. Er muss also, wenn er vernünftig ist,
diesen Schatz wieder loswerden.

    Ich bin ein risikofreudiger Mensch, ich sagte mir: Biete
ihm deine Hilfe an, Gretzki. Er hat es verdient und es könnten eine Menge guter
Geschäfte zu guten Konditionen daraus werden. Polen ist groß und heute sehr,
sehr demokratisch.«

    »Wie kommen Sie eigentlich dazu, mir das vorzuschlagen?«,
fragte Grau. »Sie müssen doch wissen, dass ich Journalist bin.«

    »Das weiß ich in der Tat«, betonte Gretzki heftig
nickend. »Das weiß ich durchaus. Aber Sie sind sozusagen ein Ausnahmejournalist,
oder? Und an Mister Mehmet und Herrn Sundern komme ich nicht so einfach heran.
Ich dachte, ich wende mich zuerst an Sie. Sundern wird todsicher begreifen, dass
ich recht habe.«

    »Was bieten Sie denn?«

    »Fünf Millionen D-Mark in bar gegen zehn Millionen Dollar
und das Kokain. Glauben Sie mir, es ist für Herrn Sundern ein grandioses
Geschäft.«

    »Nicht schlecht.« Milan sah Gretzki bewundernd an.
    Grau lächelte. »Es ist kein schmutziges Geld, Mister Gretzki.
Es sind saubere Dollars.«

    »Oh, durchaus, Herr Grau, durchaus. Aber loswerden muss
er sie trotzdem. Alle Spatzen und alle … nun ja, alle Geier pfeifen es von den
Dächern: Sundern hat die zehn, Sundern hat den halben Zentner. Also muss er sie
loswerden, oder? Ich biete ihm eine schnelle, unkomplizierte Lösung, bei der er
sogar noch fünf Millionen abstauben kann.« Er lächelte, und gleich würde er
auch noch segnend die Arme ausbreiten.

    »Ihre Wahrheit ist eine Nutte«, sagte Grau. »Und diese
Nutte hält bei genauem Hinsehen nicht, was sie verspricht. Gretzki, können Sie
zuhören? Wirklich zuhören?«

    Gretzki war leicht verwirrt, nickte aber tapfer.

    »Tatsache ist, dass Sundern weder das Geld hat noch den
Stoff. Es wird behauptet, er hätte beides. Das hat Methode. Sundern soll auf
diese Weise aus Berlin herauskatapultiert werden.

    Das ist alles, Gretzki. Sundern ist mächtig in Berlin, Sundern
hat verdammt viel Geld, hat Einfluss. Jemand will ihn beerben und versucht ihn
rauszuschießen. Das ist die ganze Wahrheit, Gretzki.«

    Gretzki blickte zu Boden. »Ich hatte fast schon erwartet,
dass Sie so etwas sagen, Herr Grau. Aber unter uns: Es gibt noch eine andere
Möglichkeit. Nehmen wir an, Sie und Milan haben den Durchblick und ein bisschen
Einfluss. Nehmen wir weiter an, Sie können mir das Bargeld und den Stoff übergeben.
Dann händige ich Ihnen die fünf Millionen Mark aus. Mich geht es ja nichts an,
mit wem Sie teilen oder was Sie mit dem Geld machen.«

    »Er will mich kaufen«, sagte Grau leicht angewidert.

    »Sundern hat das erwartet« sagte Milan. »Hören Sie mal
zu, Gretzki, Sundern hat weder das Geld noch den Stoff. Das ist die ganze
Wahrheit.«

    »Ja, ja, ich verstehe ja: tiefe Freundschaft«, sagte
Gretzki leicht amüsiert.

    Der alte Mann im Schankraum sang plötzlich hoch, heiser und
falsch: »Im Märzen der Bauer die Rösslein einspa-haaannt …«

    »Sehr gemütlich«, sagte Grau.

    Der Wirt blickte um die Ecke und stotterte hastig: »Entschuldigung,
die Herren!«

    »Oh, schon gut«, erwiderte Gretzki freundlich.

    »Was ist, Herr Grau, denken Sie noch einmal nach! Ich bin
mit Sicherheit der einzige Mensch auf Gottes Erdboden, der Ihnen dieses heiße
Zeug abnimmt und Sie dann dafür auch noch bezahlt. Und Sundern?« Er beugte sich
vertraulich weit vor. »Der ist doch in Berlin sowieso erledigt, oder? Machen
wir uns nichts vor, Herr Grau, bleiben wir Realisten.«

    Grau überlegte, was er darauf antworten sollte.

    Während er noch überlegte, ging draußen ein junger Mann
in Arbeitskleidung vorbei, er kam in die Kneipe und verlangte dröhnend: »Ein
Bier, Chef. Und zwei Buletten und zwei Soleier. Und vorher einen Schnaps!«

    »Kommt sofort.«

    »Und noch ein Päckchen Marlboro, ehe ich es vergesse.«

    »Aber ja doch«, sagte der Wirt.

    »Glauben Sie im Ernst, Mister Gretzki, dass ich Sundern
an Sie verkaufe?«, fragte Grau.

    »Ja.« Gretzki lächelte fein. »Es ist das Geschäft Ihres Lebens.
Sie brauchen anschließend nie mehr zu arbeiten. Sicher geht das jetzt in Ihrem
Kopf unaufhörlich rund.«

    Der Mann in Arbeitskleidung kam um die Ecke und fragte
nach hinten über die Schulter: »Wo ist denn hier der Lokus?« Er kam langsam auf
sie zu.

    »Sie müssen hier durch die Tür«, rief der Wirt

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